Noch geht’s auf der Baustelle fürs Parkhaus in der Hauptstraße vorwärts. Sobald die Bohrpfahlwände stehen und die Baugrube ausgehoben ist, herrscht dann aber erst einmal Stillstand. Foto: Sum

Das war’s mit dem Zeitplan fürs Parkhaus: Weil die Ausschreibung für den Rohbau zu deutlich teureren Ergebnissen geführt hat, entschloss sich der Gemeinderat zur Aufhebung – und will im Herbst einen neuen Versuch starten.

Schiltach - Recht unspektakulär und in nur wenigen Minuten ging der Tagesordnungspunkt in der Gemeinderatssitzung über die Bühne – dabei hatte er es in sich. Schließlich führt die Aufhebung der Ausschreibung zu einer erheblichen Verzögerung des Großprojekts in der Hauptstraße. Bürgermeister Thomas Haas rechnet "mit einem Dreivierteljahr".

Kostensteigerung von mehr als 50 Prozent

Doch von vorne: Zwar hätten sich etliche Bauunternehmen für die Ausschreibung interessiert, ein Angebot abgegeben hätten dann allerdings nur zwei, bedauerte Haas in der Sitzung. Und beide "liegen weit, weit über der Kostenberechnung". Diese hatte das Planungsbüro AMP mit 2,15 Millionen Euro veranschlagt. "Das Büro hat die Kosten zur ursprünglichen Planung bereits angehoben, weil klar war, dass die Preise steigen", erinnerte der Bürgermeister. Und dennoch lagen die Angebote "mehr als 50 Prozent" drüber: Das Unternehmen Heinzelmann aus Alpirsbach wollte die Arbeiten für 3,28 Millionen Euro ausführen; Anbieter 2, dessen Namen wie immer nicht veröffentlicht wurde, war mit 3,9 Millionen noch mal deutlich teurer.

Rat berät bereits nicht öffentlich

"Die Verwaltung schlägt vor, die Ausschreibung aufzuheben und im Herbst eine neue Runde zu starten", erklärte Haas – in der Hoffnung, "dass sich die Situation bis dahin etwas abgekühlt hat". Als einzige Wortmeldung aus dem Gremium unterstützte Michael Buzzi diesen Vorschlag, der ebenfalls "auf eine bessere Marktsituation" hoffte. Einstimmig stimmte der Rat der Aufhebung zu.

Da wird eines der von der Verwaltung mehrfach als "drei Großprojekte 2022" bezeichnete Vorhaben (die anderen beiden sind der Umbau der früheren Grundschule sowie die Sanierung der Schlossberg- und Staigstraße) monatelang verzögert und es gibt nicht mal den Ansatz einer Diskussion – wie kann das sein? "Das Thema wurde nicht-öffentlich schon beraten", sagte Haas dazu auf Nachfrage. Unter anderem weil es um Vertragsdetails gehe, begründete er.

Verwirklichung bleibt das Ziel

Und was hat den Ausschlag für das Verschieben gegeben? "Wir können nicht einfach sagen: ›Wir geben eine Million mehr aus‹", schilderte Haas. Es sei klar, dass Stahl teurer geworden sei – "um eine niedrige sechsstellige Summe; aber der Rest der Steigerung ist damit noch nicht geklärt", meinte er. Er rechnet damit, dass die Situation in der Baubranche zum Ende des Jahres "tendenziell eher besser wird". Haas gibt aber auch zu, dass sich die Marktlage unter anderem abhängig von den Entwicklungen es Kriegs in Osteuropa auch verschärfen könnte. "Ziel ist weiterhin die Verwirklichung des Parkhauses", bekräftigte der Bürgermeister aber, schließlich habe die Stadt dafür schon jetzt "richtig Geld ausgegeben".

Fertigstellung erst 2024

Aktuell laufen noch die Spezialtiefbauarbeiten (siehe Info). Sobald sie abgeschlossen sind, herrscht auf der Baustelle monatelang Pause. "Wir können nichts machen", gibt Haas zu. Ob während des Stillstands die früheren Parkplätze wenigstens wieder genutzt werden können, ist noch unklar. "Das wäre sicherlich wünschenswert. Aber wir müssen das erst noch abklären", sagte er dazu. In den jüngsten Schätzungen war die Verwaltung davon ausgegangen, dass das Parkhaus zur Jahresmitte 2023 fertig werden könnte. Daraus wird nun nichts: "Es wird Anfang 2024 – mindestens", erklärte Haas.

Info: So läuft’s

Derzeit laufen die Bohrungen für die Pfähle, die bis zu 14 Meter lang sind und unter anderem den Hang sichern. Im Schnitt "schaffen" die Arbeiter zwei Pfähle am Tag, erklärt Stadtbaumeister Roland Grießhaber. Eigentlich sollen die Arbeiten bis Ende Mai fertig sein. Weil es dort, wo der Felsen härter ist als an anderen Stellen aber länger dauert, "kann es auch Mitte Juni werden", spekuliert er. Zeitnot besteht nun ja aber ohnehin nicht mehr. Nachdem im Anschluss die Baugrube ausgehoben wurde, kommt es sowieso zum Stillstand vor Ort.