Blick von oben auf die Baustelle im Rheinwald Foto: Regierungspräsidium

13 Rückhalteräume werden im Rahmen des Integrierten Rheinprogramms am Oberrhein installiert – einer davon in Nonnenweier. Die langjährigen Bauarbeiten stehen dort kurz vor dem Abschluss. Die Bürger konnten sich selbst ein Bild davon machen.

Die Projektleitung lud Bürger zu einer Informationsveranstaltung im Norden des künftigen Rückhalteraums Elzmündung ein. Weil die Zufahrt für den regulären Verkehr untersagt ist, war eine Anreise zum Infotermin nur per Fahrrad oder zu Fuß möglich.

 

Stefan Martin vom Referat „Integriertes Rheinprogramm“ zeigte sich deshalb erfreut, dass so viele Interessierte aus den umliegenden Ortschaften gekommen waren, um sich über den Stand dieses Bauabschnitts, speziell des Neubaus von zwei Brücken über den Altrheinzug bei Nonnenweier, zu informieren.

Mit dem Ausbau des Hochwasserrückhalteraums sollen zwei Ziele gleichzeitig erreicht werden: Einerseits soll ein wirksamer Hochwasserschutz installiert werden, zum anderen verspricht sich das Land Baden-Württemberg durch die Renaturierung der Auelandschaften im Rhein-Einzugsgebiets eine ökologische Aufwertung. Dazu gehört auch die Vernetzung der Gewässer, die wiederum „die Durchwanderbarkeit der ans Wasser gebundenen Tiere sichern sollen“, wie der Projektleiter des Rückhalteraums Elzmündung, Marius Kern, bei der Präsentation erläuterte.

Hochwasserschutz und Naturschutz gehen Hand in Hand

Wie funktioniert ein Rückhalteraum? Erreicht der Rhein einen kritischen Wasserstand, werden die Rückhalteräume eingesetzt und Wasser aus dem Rhein in die entsprechenden Rückhalte eingeleitet. Während dieser Zeit sind diese sowie alle Zufahrtswege gesperrt. Nach Ende der Hochwasserphase können die Flächen wieder entleert werden.

Kern zeichnete die bisherigen Bauphasen nach: Dem Rückbau der alten Brücken in der ersten Bauphase folgte der Neubau sowie die Einrichtung der Strukturmaßnahmen in der zweiten Bauphase. Die Unterschiede sind gewaltig, wie Kern anhand der Gegenüberstellung der Brücken im Jetzt-Zustand und Fotografien vor dem Umbau erkennbar machte: Aus dem kanalartigen Wasserweg ist ein naturnaher Flusslauf geworden.

Mittels vielfältiger Strukturmaßnahmen wie Fischunterständen, Kiesinseln sowie Baumstamm- und Dreiecksbuhnen konnte ein komplexer und bedarfsgerechter Lebensraum für alle Lebewesen geschaffen werden. Ein Beispiel: Durch die Bauweise der alten Brücken war es den Fischen aufgrund der hohen Fließgeschwindigkeiten unmöglich gewesen, durch die Stromschnellen flussaufwärts zu steigen.

Das hat sich nun geändert. „Es ist eine schöne Sache, dass die Erfolge dahingehend oft sehr schnell messbar sind“, erklärte Martin im Gespräch mit der Redaktion und verweist auf die Erfahrungen am Schutterentlastungskanal. Dort haben sich die Fischbestände innerhalb kurzer Zeit entscheidend erweitert.

Auch wenn das Gros der Arbeiten getan sei, wie Martin die Anwesenden wissen ließ, mache es der Umfang der restlichen Nachsorgearbeiten unmöglich, einen definitiven Endzeitpunkt mitzuteilen.

Vor allem die Herstellung der Prozessleittechnik, mit der die Überwachung und Steuerung des Rückhalteraums sowie der Grundwasserpegel der umliegenden Ortschaften gewährleistet werden sollen, wird die Arbeiten zumindest bis ins Jahr 2025 in Anspruch nehmen, erklärt Martin gegenüber unserer Redaktion. „Mit der fertigen Technik werden dann voraussichtlich Ende 2025 Testläufe zur Prüfung des sicheren Betriebs der einzelnen Anlagen vorgenommen“, so Martin.

Konstruktive Kritik

Die großflächige und langjährige Installation der Hochwasserrückhalteräume wird von Teilen der Bevölkerung kritisch begleitet. Martin bewertete deshalb den Austausch mit den anwesenden Anwohnern, zu denen auch Angler und Jäger gehörten, als sehr gelungen. Martin zeigte sich erfreut, „dass in den anschließenden Gesprächen die vorgestellten Maßnahmen durchgehend positiv bewertet wurden.“