Die Freude ist ihm ins Gesicht geschrieben: "Emely"-Geschäftsführer Bülent Sharif hat den Bauantrag für das Hotel am alten Stadtbahnhof eingereicht. Foto: Bender

Das Hotel am alten Stadtbahnhof wird konkret: Die Firma Emely hat am Dienstag den Bauantrag im Rathaus eingereicht. Auch an anderen Lahrer Baustellen des Projektentwicklers geht es voran.

Lahr – Viele hatten den Glauben an den Bau der Nobel-Herberge am westlichen Tor zur Innenstadt schon verloren. Doch jetzt ist ein wichtiger Schritt Richtung Umsetzung getan. Bülent Sharif, Geschäftsführer des Bauherrn "Emely", hat am Dienstag das Genehmigungsverfahren für das geplante Hotel in Gang gesetzt. "Ich hoffe, dass alles passt. Wir wollen baldmöglichst loslegen", sagt er im Gespräch mit der LZ.

Neuer Geschäftsführer glättet die Wogen

2015 hatte "Emely" die gut 5000 Quadratmeter große Fläche zwischen Friedrich-Ebert-Platz und Arena-Markt von der Bahn gekauft – und kurz darauf die anspruchsvollen wie aufsehenerregenden Pläne der Öffentlichkeit präsentiert: zwei Gebäude, 25 beziehungsweise 16 Meter hoch, 130 Zimmer, Restaurants, Konferenz- und Wellnessbereich, vier Sterne Superior.

Indes – passiert ist danach lange Zeit nichts. Mehrfach hatte die Emely GmbH in der Vergangenheit einen Baustart angekündigt, ihre Zusagen am Ende aber nicht gehalten. Zuletzt erklärte Architekt Bernd Lederle vor knapp einem Jahr gegenüber der LZ, dass der Bauantrag so gut wie fertig sei, und er "Richtung Herbst" der Stadt vorliegen solle. Auch dieser Zeitplan zerschlug sich.

Jetzt liegt der sprichwörtliche Ball tatsächlich im Rathaus – es hatte ihn lange genug gefordert. "Grundsätzlich freuen wir uns natürlich, dass Bewegung in die Sache kommt. Wir werden die Unterlagen in Ruhe prüfen", sagt Bürgermeister Guido Schöneboom. Wie die gesamte Verwaltung hatte er nie einen Hehl daraus gemacht, dass ihm der Stillstand auf dem exponierten Grundstück an der B 415 nicht gefällt.

Mit dem Einstieg des Berliners Sharif, im Hauptberuf Schauspieler (unter anderem "Tatort", "GSG 9", "Lena Lorenz"), haben sich die Wogen zwischen "Emely" und der Stadt wieder geglättet. Bekanntlich waren zwei laufende Lahrer Wohnbauprojekte des Bauunternehmens – im Industriehof und auf dem Gelände der ehemaligen Johannis-Druckerei – zwischenzeitlich stillgelegt worden. Es ging jeweils um fehlende Unterlagen und mangelhafte Ausführungen. Aktuell laufen die Arbeiten hier wie da wieder, und auch eine Klage von "Emely" gegen die Stadt liegt auf Eis. "Wir schauen zuversichtlich in die Zukunft", sagt Sharif, "es geht gut voran."

Investor soll das Haus übernehmen

Das freilich wünscht sich "Emely" nun auch beim Hotel am alten Stadtbahnhof: "Wir starten, sobald der Bauantrag durch ist." Mit mindestens zwei Jahren Bauzeit rechnet der Geschäftsführer. Der ursprünglich avisierte Kostenrahmen soll trotz teils extremer Preissteigerungen gehalten werden. "Wir kalkulieren mit einem Volumen von 30 bis 35 Millionen Euro", sagt Sharif. Bei der Finanzierung will sich "Emely" externe Unterstützung ins Boot holen. "Wir sind in aussichtsreichen Gesprächen mit einem Investor von bundesweitem Renommee", berichtet der Firmenchef. Der Geldgeber soll das Hotel komplett übernehmen und würde auch einen Betreiber mitbringen.

Der Erste Beigeordnete teilt den Optimismus Sharifs nach den jüngsten Erfahrungen mit "Emely" nur bedingt. Schöneboom gibt sich betont zurückhaltend: "Aktuell läuft es gut, ich hoffe, dass es so bleibt. Eine Gewähr dafür gibt es aber nicht."

Info - Gibt es Bedarf?

2020 hatte die Stadt Lahr beim Münchener Marktforschungsinstitut DWIS eine sogenannte Hotelbedarfs- und Standortanalyse in Auftrag gegeben; im Mai vergangenen Jahres wurde das Ergebnis präsentiert. Demnach würde ein größerer Beherbergungsbetrieb "als attraktive Ergänzung zum bestehenden lokalen Hotelmarkt gesehen", etwa im Vier-Sterne-Bereich. Also genau das, was "Emely" auf dem alten Bahnhofsgelände plant. Aus der hiesigen Hotel-Branche kam indes Kritik. Der Bedarf in der Stadt und der Region sei durch die bestehenden Häusern gedeckt, hieß es nicht zuletzt mit Blick auf das Angebot rund um den Europa-Park.