In der ersten Hälfte war Jena deutlich überlegen. Foto: Morat

Basketball: Velcic-Team steigert sich nach Pause gegen Bundesligaabsteiger Science City Jena. Mit Video

In der ProA sorgten die wiha Panthers Schwenningen und Top-Favorit Jena in der Deutenberghalle für kuriose 40 Minuten. Glücklich gewannen die Ostdeutschen vor knapp 700 Zuschauern – trotz einer überragenden ersten Halbzeit – am Ende mit 80:74.

Heimspiele der Panthers haben – nicht erst seit dieser Saison – einen sehr hohen Unterhaltungsfaktor, gepaart mit kuriosen Spielverläufen und jeder Menge Spannungskitzel.

Am Samstagabend schlug dafür in der Deutenberghalle wieder die Stunde. Der Bundesliga-Absteiger aus Jena spielte Schwenningen in der ersten Halbzeit beim 47:25 praktisch an die Wand. Nach der zweiten Halbzeit konnte das Gästeteam um Bundestrainer Frank Menz jedoch froh sein, nicht mit leeren Händen heimfahren zu müssen. Der Grund: Die Panthers geben auch bei großen Rückständen niemals auf.

Zunächst glänzt Jena

Der Aufsteiger aus Schwenningen – ohne die beiden verletzten Leistungsträger Bill Borekambi und Sean Xavier Lloyd – wurde erst einmal eiskalt erwischt. Der Bundesliga-Absteiger aus Jena demonstrierte in den ersten 20 Minuten eindrucksvoll, warum er zu den Top-Favoriten in dieser Saison zählt: In der Offense agierten die Gäste um den erstligaerfahrenen Spielmacher Bradley Loesing (14 Punkte) sehr variabel und laufstark. Sie erhielten somit viel Platz für ihre sehr sicheren Würfe und verzückten mit ihrer Performance sogar die Schwenninger Zuschauer. "Wir haben in dieser Phase taktisch und personell viel in der Defense versucht, aber nichts hat gefruchtet", blickte Panthers-Coach Alen Velcic zurück. Der große Kader aus Jena führte nach dem ersten Viertel mit 22:10 und baute seinen Vorsprung bis zur Pause auf 22 Punkte (47:25) aus. "Wenn das so weitergeht, wird es für uns ganz bitter heute", meinte ein treuer Fan der Panthers, die in der ersten Halbzeit auch insgesamt zu viel Respekt vor ihrer Aufgabe gezeigt hatten.

Was aber nach dem Wiederbeginn passierte, kann unter der Rubrik "Unglaublich" eingeordnet werden.

Alen Velcic war bei der Pausenansprache in der Kabine laut geworden, rüttelte sein Team wach. Er appellierte auch an sein Team, "dass wir uns hier nicht abschießen lassen". Dazu veränderte er taktisch seine Defense.

Tolle Aufholjagd

Sein Team war in der zweiten Halbzeit nicht mehr wiederzuerkennen, verteidigte viel besser und verzeichnete mehr Durchsetzungskraft und Präzision im Spiel nach vorne. "Wir haben es geschafft, dass sich Jena nicht mehr so entfalten konnte", lobte Alen Velcic.

Bei den Gästen riss phasenweise nun völlig der Faden. Nervosität kehrte in ihrem Spiel ein. Die Neckarstädter setzten – mit ihren Fans im Rücken – zu einer tollen Aufholjagd ein. Beim 68:72 knapp vier Minuten vor dem Ende waren sie dran. Doch die beiden Center Marko Bacak und Yasin Kolo brachten "einfache" Körbe nicht unter. Am Ende jubelte doch der Favorit aus Jena.

Statistik: 

Marko Bacak 4/32:48, Sergey Tsvetkov 0/7:21, Bryant Keith Searcy 0/4:48, Jaren Michael Lewis 13/32:06, Filip Kukic 0/1:56, Noah Kamden 0/2:35, Bill Borekambi und Sean Lloyd fehlen, David Dennis 16 Punkte/27:42 Spielminuten, Kosta Karamatskos 3/12:18, Rasheed Moore 29/35:58, Yasin Kolo 6/34:07, Leon Friederici 3/8:21, 

Hier gibt es unser Video:

Stimmen

Alen Velcic, Panthers-Trainer:

"Ich bin ziemlich enttäuscht, denn wir hätten das Spiel am Ende noch gewinnen können. Die Spieler von Jena sind wie hungrige Pitbull-Terrier in die Partie gegangen und haben uns in der ersten Halbzeit regelrecht zerfleischt. Ich musste dann bei der Pausenansprache lauter werden. Wir haben dann in der Defense taktische Umstellungen vorgenommen. Ich bin stolz darauf, dass meine Mannschaft dann gezeigt hat, dass sie mithalten kann. In der Schlussphase, als wir dran waren, haben wir aber in der Offense falsche Entscheidungen getroffen."

Frank Menz, Jena-Coach:

"Ich kann aufgrund der zweiten Halbzeit mit unserer Gesamtleistung nicht zufrieden sein. Wir haben im ersten Durchgang sehr gut und konzentriert gespielt. Der zweite Durchgang war von uns dann aber richtig gruselig. Auffällig war auch unsere Nervosität."

Rasheed Moore, Panthers-Topscorer:

"Ich liebe meine Mitspieler dafür, dass wir nie aufgeben. Aber der Rückstand nach der ersten Halbzeit war am Ende einfach zu groß."

Yasin Kolo, Panthers-Center:

"Wir haben uns das ganze Spiel über zu viele Turnover geleistet, vor allem in der ersten Halbzeit. Aber wir haben Charakter gezeigt und in der zweiten Halbzeit bewiesen, dass wir auf einem sehr hohen Level spielen können."

David Dennis, Panthers-Point-Guard:

"Wir haben gegen ein sehr starkes Team gespielt und sind zu Beginn viel zu schlecht aufgetreten. In der Pause haben wir uns aber vorgenommen, nicht kampflos aufzugeben. Wir hätten noch gewinnen können."

Korbgefüster

Die wiha Panthers Schwenningen halten ihr nächstes Puzzleteil für den Weg in die Zukunft in ihren Krallen. Am Samstag wurde das schmucke VIP-Zelt eingeweiht.

Viele interessante Infos

Die ausführliche Pressekonferenz fand erstmals am Samstagabend unter den neuen Rahmenbedingungen statt. Die beiden Coaches – Alen Velcic und Frank Menz (Jena) – erläuterten ausführlich ihre Analyse zum Spiel. Und auch die beiden Panthers-Spieler Marco Bacak und Rasheed Moore gaben nach der unglücklichen Niederlage Einblick in ihre Gefühlswelt. Bisher hatten die Trainer kurz nach den Spielen ihr Fazit gleich in der Halle preisgegeben.

Nicht erklärbar

Bei aller Freude über die sportlichen und strukturellen Entwicklungen beim Vorzeigeverein der Doppelstadt stagnieren aber die Zuschauerzahlen bei den Heimspielen. 700 waren es bei der Saisonpremiere gegen Kirchheim – am Samstag gegen Jena, ein Top-Team der Liga, lag die Zahl sogar knapp darunter. Die Gründe sind nicht erklärbar. Den Zuschauern wird hervorragender Sport auf höchstem Niveau geboten. Allein schon der Bundesliga-Absteiger aus Jena hätte mehr Interessierte anziehen müssen. Panthers-Geschäftsführer Frank Singer, der vor der Saison in Sachen Zuschauerzahlen erst einmal defensiv eingestellt war, bleibt aber zuversichtlich. "Ich bin sicher, dass die Zuschauerzahlen in den kommenden Wochen ansteigen." Die Panthers-Verantwortlichen haben auch schon einige Ideen, wie sie mit "Aktionstagen" mehr Zuschauer anlocken können. Das nächste Heimspiel am 31. Oktober gegen Ehingen soll zum "Halloween-Tag" ausgerufen werden. Am Samstag waren die Gäste aus Jena übrigens von zwei lautstarken Fans begleitet worden. Die Spieler des Liga-Favoriten bedankten sich nach dem Schlusszeichen persönlich auf der Tribüne bei ihrem Fan-Duo.

Englische Woche folgt

Am Mittwoch in Chemnitz, dann folgen Auswärtsspiele in Paderborn (Samstag, 12. Oktober) und in Nürnberg (Freitag, 18. Oktober). Die Panthers stehen vor einem Hammerprogramm. Wie Alen Velcic als einziger nebenberuflicher Trainer der Liga damit umgeht? "Was soll ich sagen. Wir fahren nun eben viel auf Deutschlands Straßen rum und spielen viel. Das ist eben auch eine Seite meines schönen Jobs."