Nun ist es soweit: Schwenningens neuer Shooting-Guard Bryant Keith Searcy – rechts, hier im Training – hat seine Schienbeinverletzung auskuriert und feiert gegen Jena sein Debüt im Schwenninger Trikot. Foto: Michael Kienzler

Basketball: Top-Heimspiel gegen Bundesliga-Absteiger Jena als große Herausforderung. Aber zwei fehlen.

In der ProA fordern die wiha Panthers Schwenningen am Samstag (20 Uhr) in der Deutenberghalle den Bundesliga-Absteiger und Titelfavoriten Science City Jena heraus. Die Rollen scheinen klar verteilt, aber beim Gastgeber zeigt man sich in der Außenseiterrolle sehr kämpferisch.

Die Ausgangslage

Das Gästeteam um den früheren Bundestrainer Frank Menz hat seine ersten beiden Spiele in Rostock (83:74) und daheim gegen Ehingen (80:70) relativ überzeugend gewonnen und seine Favoritenrolle in der Liga bislang bestätigt. Vom Etat her trennen beide Kontrahenten (Jena liegt bei 2,5 Millionen Euro – die Panthers bei 500 000 Euro) aktuell Welten.

Der Aufsteiger aus Schwenningen hat nach einem Sieg gegen Kirchheim und der zurückliegenden 90:98-Niederlage in Bremerhaven als Außenseiter nichts zu verlieren. Im Klartext: Die Panthers fahren bei dieser großen Herausforderung ihre Krallen aus, geben sich kämpferisch. "Wir treffen auf ein Top-Team der Liga, aber sie werden uns ganz bestimmt nicht aus der Halle fegen", sagt Panthers-Coach Alen Velcic.

Klare Spielstruktur

Er hat Science City Jena in den vergangenen Tagen per Video intensiv studiert. "Mein Trainerkollege Frank Menz lässt einen sehr strukturierten und taktisch disziplinierten Basketball spielen. Sie haben eine Starting-Five, in der jeder Spieler bereits Bundesliga-Erfahrung aufweist. Aber wir wollen unsere Nadelstiche setzen. Natürlich brauchen wir eine sehr gute Tagesleistung, um Jena zu besiegen", betont Alen Velcic.

Klar ist, dass sich die Panthers in der Defense – im Vergleich zum Bremerhaven-Spiel – verbessern müssen. Dieses Thema war auch Schwerpunkt in den Trainingseinheiten und in den internen Gesprächen in dieser Woche. Alen Velcic macht aber auch deutlich, "dass die Qualität unserer Defense angesichts unseren neuen Spieler weiter wachsen muss. Dies geschieht kontinuierlich. Aber eine starke Defense ist für uns weiterhin die Grundbasis, um Erfolg zu haben."

Debüt von Searcy

Die Panthers werden nicht komplett sein. Zwar ist die leichte Knieverletzung von Point-Guard David Dennis wieder abgeklungen, aber Bill Borekambi (Rückenprobleme) und Sean Xavier Lloyd (Sprunggelenk) fallen gegen Jena aus. Dafür feiert Neuzugang Bryant Keith Searcy (Shooting-Guard) nach auskurierter Schienbeinentzündung sein Debüt. Sergey Tsvetkov zählt als elfter Spieler ebenso zum Kader.

Respekt vor den Panthers

Die Jena-Mannschaft hat sich bereits am Freitag auf dem Weg nach Schwenningen gemacht. Coach Frank Menz, der im Sommer vom Erstligisten Braunschweig an seine frühere Wirkungsstätte zurückkehrte, zeigt viel Respekt vor den Panthers. "Alen Velcic hat eine gute ProA-Mannschaft zusammen, die individuell Qualität und Erfahrung besitzt. Mit diesem Kader kann Schwenningen viel erreichen. Ich erwarte ein sehr enges Spiel." Der vom Bundesligisten Würzburg nach Thüringen gewechselte Spielmacher Brad Loesing saß auch im Bus in die Neckarstadt. Der 29-Jährige Topspieler konnte aufgrund einer Sprunggelenksverletzung zuletzt kaum trainieren, will es aber in der Deutenberghalle probieren. Definitiv fallen Jan Heber (Point-Guard) und Oliver Mackeldanz (Center) aus.

Mittelfristiges Konzept

Zuletzt gegen Ehingen machte der Bundesliga-Absteiger nach einer enttäuschenden ersten Halbzeit 21 Punkte Rückstand noch im zweiten Durchgang wett und siegte mit 80:70. Der junge Julian Wolf hat sich bisher als Topscorer in Jena hervorgetan, steht mit 43 Punkten nach zwei Spielen auf Platz drei in der ProA.

Das Konzept in Jena ist mittelfristig angelegt. Spätestens dann soll das Comeback in die Bundesliga glücken. Mit Dennis Nawrocki (Braunschweig) und Joschka Ferner (Crailsheim) wurden Spieler von Erstligisten geholt, die zuletzt nicht viel Einsatzzeiten hatten, in Jena aber Verantwortung übernehmen sollen. Center Alex Herrera stieß vom Liga-Konkurrenten Hagen neu dazu. Um sie herum sollen Talente wie Jan Heber, Justin Leon, Melvin Jostmann und Vuk Radojicic behutsam aufgebaut werden.

Coach Frank Menz unterschrieb deshalb – angesichts dieses interessanten Konzepts – einen Vertrag über gleich vier Jahre. "Wir bauen einiges hier neu auf", sagt er.

Der Gegner

Science City Jena Basketball wird in Jena seit 1938 gespielt, als eine Auswahl der Hochschule mit einem Team am deutschen Turn-und Sportfest teilnahm. Im Jahr 1993 wurde beim TuS Jena die Sportart Basketball neu aufgenommen. 2000/01 gelang der Aufstieg in die Südstaffel der 2. Bundesliga.

Zwei Jahre später nahm man den Namen »TuS Jena erdgas baskets« an. Frank Menz wurde neuer Coach. Im Spieljahr 2005/06 bedeutete der Vizemeistertitel in der 2. Bundesliga der bis dato größte Erfolg. Seit dem 7. September 2007 tritt die Profimannschaft als Science City Jena an.

Der Name spielt auf den Titel der »Stadt der Wissenschaft« an,. Mit einem Etat von 1,2 Millionen Euro startete der Klub dann in der Bundesliga. Nach nur einer einjährigen Zugehörigkeit stieg Jena als Schlusslicht wieder aus der Bundesliga ab. In der Saison 2015/16 gewann man unter dem Cheftrainer Björn Harmsen die Meisterschaft in der ProA und kehrte in die Bundesliga zurück. Ohne Probleme schafften die Ostdeutschen in den Folgejahren jeweils den Klassenerhalt. In der Saison 2018/19 passierte es dann doch.

In der Schlussphase der Runde musste Jena 15 Niederlagen in Folge einstecken und stieg in die ProA ab. Im Mai diesen Jahres kehrte der frühere Bundestrainer Frank Menz als neuer Headcoach und Sportdirektor zurück. Mit 364 aktiven Mitgliedern zählt Science City Jena zu den 40 größten Basketballvereinen in Deutschland. Mit Platz 41 in der ewigen Tabelle der Bundesliga ist Jena der zweiterfolgreichste Verein aus den neuen Bundesländern. In Jena gibt es eine große Sportschule mit Internat, in der auch Basketball-Talente intensiv gefördert werden.