Florian Köppl ist auf dem Court ein echter Kämpfer. Foto: Fritsch

Basketball: Kapitän des Regionalligisten KKK Haiterbach engagiert sich auf und neben dem Court.

Gegen NBA-Star Dennis Schröder zocken? Für Florian Köppl hat sich dieser Traum im Sommer erfüllt. Doch der 23-jährige Kapitän von KKK Haiterbach hat noch mehr zu bieten. Er studiert Soziale Arbeit und engagiert sich für Jugendliche.

Es war eine Herzensangelegenheit. Florian Köppl hatte im Sommer zahlreiche Angebote aus der 2. Basketball-Bundesliga ProB vor sich auf dem Schreibtisch liegen. Als junger deutscher Spieler (23 Jahre) hätte er sich den Verein eigentlich aussuchen können. Diese sind wegen der Liga-Restriktionen, dass immer drei sogenannte "Local Player" auf dem Parkett stehen müssen, in der ProB heiß begehrt. Er hätte wohl auch zu beiden 1. Regionalliga-Vereinen in seiner Heimat Stuttgart, dem dortigen MTV oder den Fellbach Flashers, wechseln können. Das liegt eigentlich nahe. Doch Köppl entschied sich für einen Verbleib in Haiterbach und bei KK Komusina, dem KKK genannten Regionalligisten. "Ich habe mich in Haiterbach einfach extrem wohl gefühlt", begründet er die Entscheidung. "Ich kann hier in einer jungen Mannschaft Verantwortung übernehmen. Das ist mir wichtig. Außerdem ist die Atmosphäre bei den Heimspielen einfach einzigartig. Deshalb bin ich geblieben."

Um Basketball und Studium unter einen Hut zu bekommen, gibt er einen Traum auf

Erst im Januar dieses Jahres war er von Kirchheim nach Haiterbach gekommen.

Es war die späte Erfüllung eines Traums, der für Florian Köppl damals in Erfüllung ging: Einen Vertrag bei einem Zweitligisten, den Kirchheim Knights, zu bekommen. Doch der Alltag als Profi war mit seinem Studium (Soziale Arbeit in Ludwigsburg) nicht unter einen Hut zu bekommen. "Wir hatten zweimal am Tag Training und ich musste in der Mittagspause immer an die Hochschule oder meine Hausarbeiten schreiben", erzählt er. "Da bin ich an meine Grenzen gekommen." Also suchte er nach einer Alternative, wie er Basketball und sein Studium ("das für mich die oberste Priorität hat") unter einen Hut bekommen kann.

Da kam Haiterbach ins Spiel. Er wurde von seinem Arbeitgeber an den KKK ausgeliehen, trainierte vorerst bei beiden Mannschaften mit, war aber in der Regionalliga spielberechtigt, zeigte in der Rückrunde starke Leistungen, erzielte 12,2 Punkte im Schnitt. "Ich bin durch mein Studium an die Stuttgarter Region gebunden. Es war eine Win-Win-Situation für mich."

Im Sommer wechselte er dann endgültig zu Komusina und ist in dieser Saison auch Kapitän. Er ist auf dem Court ein echter Kämpfer und emotionaler Leader. "Ich springe jedem freien Ball hinterher und bin der, der bei Dunks gerne mal ausrastet", beschreibt er mit einem Lachen. Für seine Position, Power Forwart oder Center, ist er mit seinen zwei Metern Körperlänge zwar relativ klein, dafür kreiert er aber viele Missmatches, weil er sowohl zum Korb ziehen kann, als auch von Downtown abdrücken.

Basketball und Soziale Arbeit miteinander zu verbinden, hat sich der 23-Jährige zu seiner Lebensaufgabe gemacht. Mit 17 Jahren war er bei einem Basketballcamp in München. Das hat ihn nachhaltig geprägt. Es war ein christliches Camp. "Darin habe ich meine Zukunft gesehen. Solche Camps zu organisieren, bei denen man den Kindern nicht nur Basketball mit auf den Weg gibt, sondern auch etwas darüber hinaus." Er machte beim Organisator ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ), hat während dieser Zeit einige Camps geleitet. Der Weg war vorgezeichnet.

Projekt "Basketball um Mitternacht" bietet Jugendlichen eine gute Alternative

Sein Baby ist das Projekt "Basketball um Mitternacht" in Stuttgart, das es seit 1995 gibt. "Wir bieten Jugendlichen eine Freizeitmöglichkeit zur Prime-Time am Freitagabend, in der sie sonst auf der Straße abhängen." Von 22 bis 1 Uhr wird in der Tivoli-Halle ein Basketball-Turnier im Modus 3-gegen-3 gespielt. Mitmachen kann jeder ab 14 Jahren und sich entweder einzeln oder als ganzes Team anmelden. Im Rahmen einer Projektarbeit ist er darauf gestoßen. "Es lief zu diesem Zeitpunkt aber nicht mehr gut. Es war nur eine handvoll Leute, die mitgemacht hat." Er wollte es unbedingt wiederbeleben, machte kräftig Werbung. "Inzwischen sind wir jede Woche um die 70 Leute und eine echt coole Community. Wir haben auch Sponsoren hinzugewonnen und vergeben Preise an die Sieger des Turniers."

Einen großen Turniersieg hat Florian Köppl selbst in diesem Sommer eingefahren. Im ab 2020 olympischen 3-gegen-3-Basketball gewann er mit seinem Team "Weight Room" (gemeinsam mit Fabian Ristau, Friedrich Rauer und Maximilian Mayer) das ING-Masters Turnier in Stuttgart. Dort haben sie gegen das Team von Rouven Hänig (Tigers Tübingen), dem aktuell besten deutschen Spieler im 3-on-3-Basketball gewonnen. Damit qualifizierten sie sich für die deutsche Meisterschaft in Hamburg, wo sie im Halbfinale auf das Team von NBA-Star Dennis Schröder (Oklahoma City Thunder) trafen. "Das war ziemlich cool und auch ein bisschen verrückt", blickt Köppl zurück. Am Ende wurde das Team "Weight Room" Vierter.

Nach seiner Bachelorarbeit möchte er noch einmal in der zweiten Liga angreifen

Sein Studium läuft voraussichtlich noch bis 2020. Aktuell macht Köppl ein Praxissemester beim Sportkreis Stuttgart. "Danach bin ich nicht mehr an die Region gebunden." Deshalb kann er sich gut vorstellen, noch einmal in der zweiten Liga anzugreifen. "Es muss aber alles passen. Ich will nicht nur auf der Bank sitzen, sondern wenn, dann richtig angreifen. Ich kann mir auch durchaus vorstellen, noch ein Jahr in Haiterbach zu spielen." Aktuell fühlt er sich jedenfalls pudelwohl.