Ex-Fifa-Präsident Joseph Blatter und Mitangeklagter Michael Platini werden beim Berufungsprozess in Muttenz anwesend sein. Den beiden wird unter anderem ein zwei Millionen schwerer Betrug vorgeworfen.
Der Berufungsprozess gegen den Ex-Fifa-Präsidenten Joseph Blatter und den Mitangeklagten Michel Platini beginnt am Montagmorgen in Muttenz. Die Bundesanwaltschaft (BA) wirft Blatter wegen einer Zahlung von zwei Millionen Franken an Fußball-Legende Platini unter anderem Betrug vor.
Anklageschrift: Fiktive Rechnung eingereicht
Die beiden sollen eine „fiktive Rechnung“ eingereicht haben, wie es in der Anklageschrift heißt. Platini wird beim ganzen Prozess anwesend sein, wie sein Verteidiger Dominic Nellen sagte. Er weise die Beschuldigungen entschieden zurück, bestreite, etwas Widerrechtliches getan zu haben und werde sich mit allen Mitteln zur Wehr setzen, ließ Nellen von seinem Mandanten ausrichten. Der erstinstanzliche Freispruch sei gut begründet gewesen. Daher gehe er auch diesmal von einem Freispruch aus, sagte der Verteidiger weiter. Auch Blatter wird an der Verhandlung teilnehmen, wie sein Anwalt Lorenz Erni bestätigte. Weiter äußerte er sich nicht im Vorfeld zum Prozess. Der Prozess ist auf vier Tage angelegt, das Urteil wird am 25. März verkündet.
Bundesanwaltschaft legte Berufung ein
Das Bundesstrafgericht in Bellinzona sprach Blatter und Platini im Juli 2022 vom Vorwurf des Betrugs, der ungetreuen Geschäftsbesorgung und Urkundenfälschung frei. Die BA legte gegen dieses Urteil Berufung bei der Berufungskammer des Bundesstrafgerichts ein. Da aber deren Präsident Olivier Thormann vorher bei der BA die Untersuchung gegen Blatter und Platini geleitet hatte, musste er in den Ausstand treten. Platini beantragte daraufhin, dass noch weitere Richterinnen und Richter sowie Gerichtsschreiber der ordentlichen Berufungskammer in den Ausstand treten. Das Bundesgericht hieß die eine Beschwerde gut. Daher führt nun eine außerordentliche Berufungskammer des Bundesstrafgerichts den Prozess in zweiter Instanz durch. Vorsitz
hat der Baselbieter Kantonsgerichtspräsident Roland Hofmann, weswegen der Prozess in den Räumlichkeiten des Strafjustizzentrums Muttenz stattfindet.
Vorwurf: Leistungen hätten nicht den Vereinszwecken gedient
Die BA wirft den beiden ehemaligen Fußballfunktionären vor, sie hätten der Fifa faktenwidrig vorgegeben, dass der Verband Platini für eine frühere mehrjährige Beratertätigkeit noch zwei Millionen Franken schulde. Platini soll das Geld im Jahr 2011 erhalten haben. Die Leistungen hätten nicht den Vereinszwecken der Fifa gedient, sondern seien einzig zur „zur Anhäufung des Vermögens“ von Platini bestimmt
gewesen, heißt es in der Anklageschrift. Platini habe „keinen Anspruch“ auf die Leistungen gehabt. Es gilt die Unschuldsvermutung. Blatter sagt nun am zweiten Fifa-Prozess innerhalb weniger Tage aus. Bereits am vergangenen Donnerstag war er als Zeuge beim „Sommermärchen“-Prozess in Frankfurt eingeladen. Dabei ging es um Geldflüsse rund die Fußball-WM 2006 in Deutschland.