Ab Montag müssen Bars, Lounges, Gaststätten, Kinos und andere Freizeiteinrichtungen für mindestens vier Wochen dicht machen. (Symbolfoto) Foto: S_Photo/ Shutterstock

Kontaktdatenerfassung im Freizeitbereich besser als in anderen Bereichen. Werden Gastronomen unfair behandelt?

Albstadt - Vier Wochen Lockdown warten ab Montag auch auf Bars, Lounges und das Kino in Albstadt. Die Betreiber haben sich zwar schnell damit abgefunden, die neue Verordnung sorgt bei einigen jedoch für Unverständnis.

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Spricht man in Ebingen von Bars, Lounges oder der Diskothek, kommt unweigerlich der Name Dominique Brandt auf den Tisch. Er Leitet die "Alte Kanzlei" in der Innenstadt, das "Gleis 4" am Bahnhof und das "Tropi" - und fühlt sich durch die neue Corona-Verordnung, den Lockdown, ungerecht behandelt. Seit Monaten müssen Freizeiteinrichtungen Kontaktdaten erfassen um eine Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern - und genau diese Betriebe müssen nun schließen.

Bier-Lieferdienst oder nicht?

"Es ist schon ein wenig unfair," meint Brandt dazu, dass die Gewerbe, die laut den Virologen so gut wie keinen Einfluss auf das Infektionsgeschehen haben, nun schließen müssen. Für viele Bands, Veranstalter und Unternehmer seien die Monate November und Dezember die wichtigsten im Jahr, würden sie doch im Vergleich das Sechsfache an Einnahmen einspielen. Alternativen seien nicht einfach umzusetzen: Brandt habe sich mit seinem Team zwar bereits Gedanken über einen "Bier-Lieferservice" gemacht. Die Idee wurde jedoch wieder verworfen, da es sich vermutlich nicht lohnen würde.

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Außerdem versteht er nicht, dass in einer so kritischen Lage - wie sie von Seiten der Regierung aktuell eingestuft wird - ein Lockdown erst einige Tage später festgelegt wird. Er gehe fest davon aus, dass viele Menschen nun an den letzten Tagen vor der Schließung noch einmal auf die Straße gehen und die Gastronomie anschließend für noch weiter steigende Zahlen verantwortlich gemacht wird.

Weder Pocorn, noch Nachos

Gleicher Ansicht ist auch Kinobetreiber Ralf Merkel, welcher im Capitol in Albstadt auch eine Bar - die Cinebar - integriert hat. Er will den Lockdown radikal durchsetzen - ohne Pocorn, Nachos oder Getränke zum Mitnehmen. "Nur durch vier Wochen absolute Kontaktminimierung können wir die Zahlen wieder in den Griff bekommen", ist sich Merkel sicher.  

Weniger sicher ist sich Merkel jedoch bei der Frage nach dem Geld. Er persönlich sehe für seine Kinos noch keine finanzielle Notsituation, habe aber bereits vom Filmverleih und befreundeten Kinobetreibern immer wieder von Schließungen gehört.

Doch kann das Kino ganz aussterben? Ralf Merkel glaubt nicht daran. Das Kino habe seit Jahren viel durchgemacht, sich immer weiterentwickelt und neu erfunden. "Filme auf der großen Leinwand" wird es seiner Einschätzung nach immer geben.

Förderung soll unterstützen

Auch Dominique Brandt sieht für seine Einrichtungen noch keine finanziellen Probleme. Er hofft aber - wie Merkel auch - auf die versprochene Förderung von bis zu 75 Prozent des Einkommens im November 2019. Und auch in einem anderen Punkt sind sich die beiden Unternehmer einig: Der Lockdown werde länger dauern als die angekündigten vier Wochen - beide rechnen eher damit, in diesem Jahr gar nicht mehr zu öffnen, auch wenn sie es trotzdem hoffen. Aber nach neun Monaten, die das "Tropi" bereits geschlossen hat, sei auch bei Brandt wenig Hoffnung auf eine baldige Rückkehr zur Normalität fast komplett verflogen.