Der Kreisverkehr ist vom Behindertenbeauftragten des Landkreises abgenommen, hält aber trotzdem manches Problem bereit. Foto: Schneider

Mitglieder der Inklusionsgruppe haben ihre Expertise zur besseren Barrierefreiheit in Sulz eingebracht. Die Verwaltung ist für jeden Hinweis dankbar. Das nächste Update gibt es voraussichtlich in einem halben Jahr.

Am Anfang stand ein Selbsttest Rollstuhl, Rollator und Blindenstock, jetzt hat die Verwaltung eine erste Vorlage vorgelegt.

 

„Es hat ein halbes Jahr gedauert, bis es fertig geworden ist, aber man hat so Qualität dazugewonnen“, blickt Hauptamtsleiter Hartmut Walter zurück. Im Juli hatte die Inklusionsgruppe die Stadträte eingeladen, um Sulz aus der Sicht von Menschen mit Beeinträchtigungen zu sehen.

Ein komplexes Thema

Johanna Schrön und Hans Gühring (beide SPD/GAL) machten mit, es folgte ein Antrag zu mehr Barrierefreiheit. Im Verwaltungsausschuss nun der Sachstand, was sich seither getan habe.

Die Erarbeitung habe auch wegen der Vielschichtigkeit des Themas so lange gedauert, erläutert Walter. Denn neben den geltenden gesetzlichen Vorgaben gäbe es organisatorische, bauliche und verkehrsrechtliche Aspekte, die man einbeziehen müsse.

Bordstein mit großer Wirkung

„Es ist wichtig, dass wir die Mitglieder der Inklusionsgruppe am Ratstisch haben“, erklärte er. Und Bürgermeister Jens Keucher betont: „Wir sind dankbar für Anregungen, wenn uns selbst etwas gar nicht bewusst wird.“

Etwas, was ein kleiner Eingriff, aber eine große Wirkung für die Betroffenen habe, seien beispielsweise abgesenkte Gehwege. „Die zwei hohen Bordsteine an der Brucktor- und Hauptstraße sind für Rollstuhl und Kinderwagen schwierig“, nennt André Amon eine Problemstelle. Auch, dass bei der Sonnenstraße der abgesenkte Bordstein gut fünf Meter vom Zebrastreifen entfernt sei, ist suboptimal.

Stadt ist dankbar für Hinweise

„Kleine Absenkungen sind riesige Hilfen“, betont Anna Sophie Klaussner von der Inklusionsgruppe. Auch ein Spiegel bei der Biegung Volkshochschule / Waldhornbrücke sei für Rollstuhlfahrer ein großer Vorteil.

„Schicken Sie uns einfach Fotos von Dingen, die Ihnen auffallen“, bittet Walter. Auch detaillierte Vorschläge, wie man die Situationen vor Ort verbessern könne, würden weiterhelfen.

Eine unangenehme Situation

Etwas, was sich wohl nicht so schnell beheben lässt, ist hingegen das Zustellen des Gehwegs mit Mülltonnen zur Leerung. „Einen Tag vor der Abfuhr ist das erlaubt“, erklärt Sabrina Glöckler, Leiterin der Bürgerdienste. Auch wenn verständlich sei, dass es mit Rollstuhl oder Kinderwagen sehr eng sei, gebe es keine rechtliche Handhabe. Man könne lediglich das Gespräch mit den Anwohnern suchen.

Schwierig stellt sich auch die Sache mit dem neuen Kreisverkehr dar – etwa das Fehlen eines akustischen Signals, wie es bei Ampelanlagen häufig der Fall ist. Auch komme es vor, dass einige Autofahrer beim Überqueren von Fußgängern nicht anhielten. „Wenn ich den Zebrastreifen überquere und es fahren Autos an mir vorbei, ist es für mich nicht angenehm“, schildert die blinde Sulzerin ihre Situation.

Treppenlift mit Schlüssel

Das Problem: Das Blindenleitsystem mit Querrillen, aber ohne akustisches Signal, ist vom Behindertenbeauftragten des Landkreises so abgenommen worden.

Eine erfreulichere Nachricht gibt es beim Treppenlift am Neckarsteg. Denn für dessen Nutzung braucht es nur einen genormten Schlüssel von der Verwaltung – die Kaution beträgt 30 Euro. „Die Menschen, die einen Schlüssel benötigen, sollen sich einfach bei der Stadt melden“, appelliert Keucher.

Den nächsten Schritt sieht Hauptamtsleiter Walter bei dem in sechs Monaten anstehenden Haushalt-Update. „Dann wissen wir, wie viel Bordsteinabsenkungen kosten und können größere Posten in die Haushaltsberatungen aufnehmen“, blickt er nach vorne.