In Stahlfässern befinden sich im Barbarastollen in Oberried zahlreiche Mikrofilme. Foto: Stefanie Salzer-Deckert

Der Barbarastollen in Oberried bei Freiburg wird seit 50 Jahren als „Zentraler Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland“ (ZBO) genutzt.

Der Schauinsland ist nicht nur der Hausberg der Freiburger und eines der beliebtesten Naherholungsziele der Städter. Er wird seit 50 Jahren auch als „Zentraler Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland“ (ZBO) genutzt. Betreiber ist das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn.

 

Die Behörde ist eigentlich für so ernste Themen wie Risikoanalysen oder Materialforschung rund um die Katastrophenhilfe in ganz Deutschland zuständig. Dass auch ein kaum bekannter, über 100 Jahre alter Bergwerksstollen vor den Toren Freiburgs für das Amt ein großes Thema ist, lässt erahnen, wie bedeutsam diese Einrichtung ist.

Kulturgut wird im Kriegsfall vor Vernichtung geschützt

Wenn man etwas für die Ewigkeit – oder auch nur für 500 Jahre – sicher aufbewahren will, sollte man sich nicht auf digitale Speichermedien oder Ähnliches verlassen. Richtig sicher sind hingegen Mikrofilme, auf denen man bedeutsame Dokumente abfotografiert, zum Beispiel die Baupläne des Kölner Doms oder die Krönungsurkunde Ottos des Großen aus dem Jahr 936. Diese Schriftstücke kann man als Mikrofilme in luftdichte Stahlfässer packen und dann über 300 Meter tief im Schauinsland unter rund 200 Metern Granit und Gneis bei 10 Grad Celsius und 75 Prozent Luftfeuchte einlagern. So bleiben zumindest Sicherungskopien erhalten, falls in einem bewaffneten Konflikt alles in Schutt und Asche gehen sollte.

Idee basiert auf Haager Konvention

Die Idee für ein solches Archiv ist schon etwas älter und basiert auf der Haager Konvention von 1954. Sie besagt, dass Kulturgüter im Kriegsfall vor der Vernichtung durch gegnerische Militärschläge geschützt sein sollen. Einerseits. Andererseits verlangt sie von den Unterzeichnerstaaten, dass sie Maßnahmen treffen, um ihre Kulturgüter zu schützen. Dass der Barbarastollen, der Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut, aber nie für seine eigentliche Nutzung im Bergbau verwendet wurde, eine solche Maßnahme ist, erkennt man an drei auf dem Kopf stehenden blau-weiß karierten „Häuschen“. Diese Schilder am Stolleneingang besagen: Hier liegt Kulturgut unter Sonderschutz. Über eine Milliarde Dokumente sind seit der Inbetriebnahme 1975 in dem Stollen eingelagert worden; als milliardste Aufnahme kam 2016 das Grundgesetz in Oberried an. Viermal im Jahr werden neue „Filmdosen“ angeliefert. Deutlich über 2000 Stahlbehälter voller Mikrofilme liegen mittlerweile in dem Bergwerk; um die Jahrtausendwende waren es noch halb so viele. Seltene Archivalien sind dabei, aber auch mehrere Millionen Sicherungsfilme aus der DDR und zahllose Belege für die Schreckensherrschaft der Jahre 1933 bis 1945 in Deutschland.

Mikrofilme mit langer Haltbarkeit

Der Barbarastollen sei „das kulturelle Langzeitgedächtnis unserer Nation“, so BBK-Präsident Ralph Tiesler anlässlich des ZBO-Jubiläums im Oktober. Es sei wichtig, dass sich Bund und Länder gemeinsam im Kulturgutschutz engagierten mit der Sicherungsverfilmung und der Bewahrung der Sicherungskopien im Barbarastollen. Denn: „Wir sehen leider, dass in Kriegen und bewaffneten Konflikten die Zerstörung von Kulturgut gezielt geschieht, um angegriffenen Nationen ihre Identität zu rauben und sie damit zu demoralisieren.“ Im Barbarastollen werde bewahrt, was die Identität Deutschlands ausmache, und das über viele Generationen hinweg.

Für die Ewigkeit reichen wird aber auch das nicht: Die Haltbarkeit von Mikrofilmen wie im Schauinsland wird auf rund 500 Jahre angesetzt. Dann werden unsere Nachfahren sich etwas Neues für die Kulturgeschichte der Deutschen einfallen lassen müssen.