Bundeskanzlerin Angela Merkel in Sarajevo Foto: dpa

Die Länder auf dem Balkan wollen dringend in die EU. Bundeskanzlerin Merkel sichert auch Bosnien-Herzegowina beim Beitrittsprozess Hilfe zu.

Sarajevo - Kanzlerin Angela Merkel hat auf ihrer Balkan-Reise den Wert des friedlichen Zusammenlebens in der Europäischen Union beschworen und dies als Vorbild für andere Regionen bezeichnet. Deswegen sei die EU-Beitrittsperspektive für Balkan-Staaten wie Bosnien-Herzegowina so wichtig, sagte Merkel am Donnerstag in der Hauptstadt Sarajevo, der letzten Station ihrer zweitägigen Balkan-Reise nach Albanien, Serbien und Bosnien-Herzegowina.

„Wir brauchen alle gemeinsam den Mut - und das gilt für die hier Verantwortlichen natürlich besonders -, die Zukunft zu gestalten, damit sich solche schrecklichen Ereignisse nicht wiederholen und die Jugend dieses Landes eine Zukunft hat, die friedlich sein kann“, sagte die Kanzlerin. Die Europäische Union sei entstanden aus den schrecklichen Erfahrungen des Ersten und des Zweiten Weltkriegs. „Deutschland und Frankreich sind Freunde geworden, nachdem wir Jahrhunderte Krieg gegeneinander Krieg geführt haben.“

Fachkräfte für deutschen Arbeitsmarkt

Auf dem Weg zum Kandidatenstatus müsse Bosnien-Herzegowina Reformen verabschieden, die auch harte Entscheidungen bedeuteten. Deutschland wolle bei dem EU-Beitrittsprozess helfen. So sollen Vertreter der Regierung von Bosnien-Herzegowina Kontakte zum deutschen Arbeitsministerium und der Bundesagentur für Arbeit knüpfen, um den Bedarf von Fachkräften auszuloten, die in Deutschland gesucht werden. „Dies könnte eine Win-win-Situation zwischen unseren Ländern sein.“

Das Land ist auch zwei Jahrzehnte nach dem blutigen Bürgerkrieg (1992-1995) tief gespalten, die beiden fast selbstständigen Landesteile blockieren sich gegenseitig. Die eine Hälfte wird von Serben, die andere von Bosniaken und Kroaten kontrolliert.

In diesen Tagen jährt sich zum 20. Mal das Massaker von Srebrenica, das schlimmste Kriegsverbrechen nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa. Vor ihrer Rückreise am Nachmittag nach Berlin sprach Merkel noch mit Hinterbliebenen der rund 8000 muslimischen Jungen und Männer, die damals von serbischen Truppen ermordet wurden. Das offizielle Gedenken ist am 11. Juli.