Diskutierten über Personalstrategien (von links): Balingens Wirtschaftsförderer Niko Skarlatoudis, MAFU-Geschäftsführer Ralph Lehleuter, Thomas Kienzle, Leiter Personal bei Weinmann & Schanz, und Professor Michael Ruf. Foto: Reich

Im Bezirk Balingen liegt die Arbeitslosenquote bei 2,7 Prozent. Das klingt traumhaft, nach Vollbeschäftigung. Die Zahl der offenen Stellen hingegen bereitet den Unternehmen Sorgen. Mit was für Strategien kann Personal für den ländlichen Raum gewonnen werden? Das war das Thema der Balinger Wirtschaftsgespräche am Montagabend.

Balingen - "Personalrekrutierung geht Hand in Hand mit Personalbindung." Dieser Überzeugung ist Michael Ruf, Professor für Internationales Personalmanagement an der Hochschule Heilbronn, sowie Weiterbildungsbeauftragter und Geschäftsführer des Heilbronner Instituts für Lebenslanges Lernen. Er war einer der Teilnehmer der Balinger Wirtschaftsgespräche am Montagabend in der Stadthalle. Laut einer Umfrage würden 73 Prozent aller Stellenbewerber erwarten, dass ihnen die Arbeit Spaß macht. Genau da gelte es für die Betriebe anzusetzen, denn gerade kleine Mittelständische Unternehmen könnten mit Faktoren wie Kollegialität und Aufgabenbreite gegenüber großen Unternehmen auftrumpfen.

Erfolgsfaktor Mitarbeiter

Der Meinung ist auch Ralph Lehleuter, Geschäftsführer und Gesellschafter der MAFU-Unternehmensgruppe. Das Rosenfelder Unternehmen ist unter anderem in der Herstellung von Automatisierungstechnik, als Lieferant für hochwertige Montage-Baugruppen und als Hersteller im Bereich Werkzeugbau tätig. "Für uns sind Mitarbeiter Erfolgsfaktoren und keine Produktionsfaktoren", lautet sein Credo.

Ein wichtiger Faktor seiner Unternehmensphilosophie ist der Wohlfühlfaktor. Das bedeutet: Die Mitarbeiter müssen sich wertgeschätzt fühlen, sei es, indem sie über Radfahrangebote befragt werden oder indem sie in die Kantinengestaltung miteinbezogen werden.

Führung ist lernbar

Ein zweiter wichtiger Punkt ist laut Lehleuter, dass die Führungskräfte lernen, die Mitarbeiter zu motivieren. Dafür wurde bei MAFU eine spezielle "Führungsfibel" entwickelt, denn: "Führung hat niemand, aber es ist lernbar", unterstreicht der Geschäftsführer von rund 300 Mitarbeitern. So konnten beispielsweise dieses Jahr die Mitarbeiter ihre Vorgesetzten bewerten.

Thomas Kienzle ist Leiter Personal bei der Balinger Firma Weinmann & Schanz. Der Versandgroßhandel für die Sanitär-, Heizungs- und Klimabranche beschäftigt rund 750 Mitarbeiter. Das stellt ein Unternehmen vor Herausforderungen, weswegen Weinmann & Schanz eine Sozialarbeiterin eingestellt hat, die sich beispielsweise um Arbeiter mit Migrationshintergrund oder mit familiären Schwierigkeiten kümmert.

Kinderbetreuung in den Ferien

Die Firma hat auch eine Ferienbetreuung für die Kinder ihrer Mitarbeiter. Als nächster Schritt ist die Einrichtung einer Betreuungsstätte für Vorschulkinder angedacht, ein geeignetes Haus ist bereits gekauft. Es gehe darum, den Mitarbeitern gute Arbeitsbedingungen zu schaffen: "Der Wurm muss dem Fisch schmecken, und nicht dem Angler", ist seine Überzeugung, wenn es darum geht, neues Personal zu gewinnen. Denn zum Thema Mitarbeiter hat Kienzle eine klare Meinung: "Es geht nicht um gut oder schlecht, sondern um passend oder nicht passend."