Freude über das Jubiläum der Kirchlichen Sozialstation Balingen (von links): Pflegedienstleiterin Silke Stelter, Geschäftsführer Thomas Pietsch, Kirchenpfleger Jürgen Sting und Dekan Beatus Widmann Foto: Stotz

Wenn manches aus eigener Kraft nicht mehr möglich ist, steigern die Mitarbeiter der Sozialstation Balingen die Lebensqualität der Betroffenen – und dies seit nunmehr 125 Jahren.

Balingen - Ein Grund zum Feiern für alle, die dadurch länger in ihren eigenen vier Wänden bleiben können. Und ein Grund zum Feiern für die Einrichtung selbst. Das Jubiläum war der Anlass für einen Festgottesdienst am vergangenen Samstagabend in der Balinger Stadtkirche. Thomas Pietsch, der Geschäftsführer der Kirchlichen Sozialstation, freute sich, zunächst alle Gäste auf dem Vorplatz der Stadtkirche bei Häppchen und Sektempfang zu begrüßen. Die Unterstützung des Musikvereins Endingen bei der Bewirtung war dabei sehr gelungen. Zu Beginn des Gottesdienstes trug Pietsch einen kleinen historischen Abriss der vergangenen 125 Jahre vor.

Ursprünge im Jahr 1895

Begonnen hat alles am ersten Mai 1895, als der Verein für Krankenpflegerinnen, der von den Olgaschwestern in Stuttgart gegründet wurde, die erste Stadtschwester Marie Kröner ans Bezirkskrankenhaus entsandte. Bald folgte die zweite Schwester, so dass neben dem Krankenhaus auch andere Bedürftige in Balingen versorgt werden konnten. Die "uneigennützige Erfüllung ihrer strengen Pflichten ist das Hauptmerkmal unserer Diakonissen", beschrieb einst Landrat Römer deren Dienst.

Wenig später unterstützten auch katholische Schwestern aus Untermarchtal die Arbeit. Schnell wuchs die Sozialstation auf zehn evangelische Stationen mit insgesamt 18 Diakonissen und zwei katholische Stationen mit fünf barmherzigen Schwestern an. Während der beiden Weltkriege konnte der Dienst aufrecht erhalten werden, und in den Nachkriegsjahren wurde das Leben auch im Schwesternwohnheim etwas angenehmer. Die finanzielle Anerkennung ihrer Arbeit ließ allerdings bereits damals sehr zu wünschen übrig.

Seit 1979 ist evangelische Gemeinde Trägerin

Seit 1979 ist die evangelische Gesamtkirchengemeinde Balingen Trägerin der Sozialstation. Aufgrund des stetig wachsenden Bedarfs wurde auch die organisatorische Struktur angepasst, so dass heute 82 engagierte Mitarbeiter mit 19 Fahrzeugen die gegenwärtig 428 Klienten in Balingen, Geislingen und deren Teilgemeinden versorgen.

Während des Gottesdienstes bezog sich Dekan Beatus Widmann in seiner Predigt auf Psalm 57, der schon aus den Kreuzbroschen der allerersten Schwestern eingraviert war: "Gott sendet seine Güte und Treue", ein Leitmotiv für alle in der Sozialstation. Solche Menschen zu haben ist ein Reichtum: 82 Menschen, die täglich anderen helfen, damit diese versorgt sind. Sie helfen beim Waschen, beim Anziehen oder auch bei den anfallenden Aufgaben im Haushalt.

Nicht fehlen durfte das Lied "Nun danket alle Gott". Am Ende des Gottesdienstes sprach der Dekan den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern noch den Segen zu, während Thomas Pietsch und Pflegedienstleiterin Silke Stelter jedem einzelnen symbolisch den Rücken stärkten. Anschließend klang der Abend bei einem Festessen im Gemeindehaus aus.