Ohne Eintrittskarte, fürchtet Jochen Schulz, wird die Gartenschau vielen Balinger Umwege abverlangen. Dagegen will er mit seiner Petition etwas tun. Foto: Stefanie Kübler

Mit einer Petition will Jochen Schulz erreichen, dass alle Balinger kostenlos zur Gartenschau können.

Wolle er seine Mutter, die beim Zwinger wohnt, besuchen, müsse er während der Gartenschau jedes Mal Eintritt bezahlen.

Auch moniert er, dass durch die Sperrung der Schellenbergbrücke für Fußgänger Umwege anfielen: „Die kürzeste Verbindung zwischen Krankenhaus und Bahnhof wurde stillgelegt.“ Für ältere Menschen sei dieser längere Weg „nicht zu bewerkstelligen.“

Seit zwei Jahren Leiden unter Baulärm

Schulz sagt, dass die Anwohner seit zwei Jahren unter Baulärm leiden: „An Entspannung zu Hause war nicht zu denken.“ Und an einen freien Parkplatz wegen der vielen Baustellen häufig auch nicht. Deswegen findet er es quasi gerecht, wenn die Balinger freien Eintritt für die Schau bekämen.

Den Eintritt für die Gartenschau nennt er gar ein „Zwangsgeld“ für jene, deren üblicher Arbeitsweg über das Gelände führt. Die wichtigsten und attraktivsten öffentlichen Flächen seien nicht mehr frei zugänglich. „Hier hat die Stadt eine soziale Verantwortung.“

Schau kostet die Stadt Balingen viel Geld

Schulz ist durchaus klar, dass so eine Schau die Stadt viel Geld kostet. Sein Vorschlag: „Durch eine freiwillige Spende kann jeder, der möchte, sich an den Kosten beteiligen.“ Jenen Bürgern könne dann ja eine Spendenquittung ausgestellt werden.

Und warum reicht er die Petition erst jetzt, kurz vor dem Startschuss zur Schau ein? „Ich hatte auf ein anderes Bürgermeister-Ergebnis gehofft.“

„Anwohner nicht eingeschränkt“

Jetzt hat Jochen Schulz ein Gespräch mit den Verantwortlichen: „Wir nehmen jede Frage ernst“, betont der Team-Sprecher Niko Skarlatoudis.

Was sagt er zur Petition? „Wer Verwandte besucht, der zahlt natürlich keinen Eintritt!“ Kein einziger Anwohner sei privat beim Zugang zu Haus oder Wohnung eingeschränkt.

„Entscheidungen längst getroffen“

Einen einzigen Fall habe es gegeben bei einem Grundstück am Schwefelbadgarten: Der Zugang liege tatsächlich auf dem Schaugelände. Mit dem Anwohner habe man ein Gespräch geführt und ihm einen provisorischen Zugang für die Dauer der Großveranstaltung gebaut.

Ob Jochen Schulz und seine Mitstreiter etwas bewirken können, sollten genügend Unterschriften zusammenkommen, bezweifelt Skarlatoudis. Der Balinger Gemeinderat habe alle Entscheidungen auch über die Eintrittspreise längt – vor zwei Jahren – getroffen.

„Gerade mal 100 Meter mehr“

Das Dilemma mit der Schellenbergbrücke, die auf dem Gelände in das Konzept der Schau eingebunden und deswegen gesperrt ist, kennt Skarlatoudis. Für unsere Leser hat er einen Mitarbeiter nachmessen lassen. Kann man über die Brücke gehen, sind es vom Krankenhaus zum Bahnhof 650 Meter. Mit dem Umweg „gerade mal 100 mehr“. Er wisse von keinem Älteren, der die Wege nicht schafft.

„Umweg für Kind sogar sicherer“

Ihm ist wichtig, dass das Team individuelle Lösungen suche: „Da sind wir auch kulant.“ Etwa dann, wenn eine ältere Person zur Eyachapotheke wolle. Die Ehrenamtlichen an den Eingängen sind in solchen Fällen „natürlich freundlich“ und ermöglichen den Durchgang.

Apropos Schellenbergbrücke. Bei Skarlatoudis hat sich ein Vater gemeldet und Bedenken gehabt, dass sein Kind nicht mehr den gewohnten Schulweg laufen könnte. Gemeinsam mit dem Mann habe er auf den Plan geschaut und festgestellt: „Der so genannte Umweg ist für Kinder sogar sicherer.“

Die Petition

Aktueller Stand:
460 Unterstützer haben sich bis Donnerstagnachmittag beteiligt. 411 davon wohnen in Balingen. 610 Signaturen braucht es bei www.openpetition.de für ein Quorum.

Adressaten
Gerichtet ist die Petition an Oberbürgermeister Helmut Reitemann und seinen Nachfolger Dirk Abel.