Mit E-Scooter, Strohhut und bunt bepflanztem Blumenkörbchen auf Tour: Das Balinger Original Werner Kurz wird während der Gartenschau selbst zur Attraktion. Zum Abschied von der Schau setzt er noch mal einen drauf.
Großereignisse wie die Gartenschau können ihren Machern durchaus schlaflose Nächte bescheren. Aber nicht nur denen. Schlaflose Nächte hatte auch Werner Kurz (82), ein ganz normaler, wenn auch durch seine frühere Vereinstätigkeit bei der TSG, recht bekannter Balinger. „Welchen Beitrag kann ich zur Gartenschau leisten?“, fragte sich der Rentner in jenen wachen Nächten.
Weshalb ihn die Gartenschau schon vor Eröffnung so beschäftigt hat? Werner Kurz, gelernter Metzger aus Familientradition, wäre eigentlich gern Gärtner geworden, liebt Pflanzen. Und er ist schlecht zu Fuß. Man sieht ihn deshalb beinahe täglich mit dem E-Scooter zwischen seinem Haus auf dem Heimlichen Wasen und der Gartenschau in der Innenstadt herumdüsen: „Vier Räder hat mein Scooter, er schafft sechs Kilometer pro Stunde und hat alles, was ein Auto hat: Blinker, Hupe, Licht. Nur die Sitzheizung fehlt“, meint er augenzwinkernd.
„Das ist mein Beitrag“, sagt er aufgeregt und glücklich.
Und das ist sein Gag, sein Beitrag zur Gartenschau: Kurz hat sich den Einkaufskorb am Lenker seines Scooters mit einem großen, üppig bepflanzten Blumenkorb dekorieren lassen. Aktuell fährt er eine pinke Dipladenia herum. „Das ist mein Beitrag“, sagt er aufgeregt und glücklich. Alle paar Wochen sei der Korb mit einer neuen Pflanze dekoriert, die „alten“ finden ein Plätzchen in seinem Garten oder Wintergarten. Dankbar ist er Sabine Single von Blumen Jetter: „Sie hat mit mir immer gemeinsam überlegt, was als nächstes in den Korb kommt, und das dann umgesetzt“, berichtet er.
Werner Kurz mit seinem Strohhut, Scooter und Blumenkörbchen erntet nicht nur wegen des riesenhaften Wiedererkennungswerts fröhliche und schmunzelnde Blicke. Er kommt wegen seiner Aufmachung auch mit vielen Menschen ins Gespräch – zum Beispiel mit Tübingens OB Boris Palmer am Tag der Eröffnung. „Nur nette Gäste und Gesten“ habe er in den zurückliegenden Wochen erlebt: „Beim Einkaufen steckt die Kassiererin den Finger in die Blumenerde und sagt, dass ich das Gießen nicht vergessen soll.“
Das Ergebnis ziert seit Samstag den Blumenkorb
Oder: „Ein Busfahrer aus Biberach wollte mich sofort fotografieren. Der Mann hatte einen Bruder mit E-Scooter. Dem wollte er zeigen, wie toll man den dekorieren kann“, erinnert sich Kurz. Und eine der Damen vom Gartenschau-Leitungsteam wies ihn augenzwinkernd darauf hin, dass bei Ende der Gartenschau wohl ein Trauerflor am Blumenkorb angemessen wäre. Der Gedankte gefiel Werner Kurz. Was tut er also? Er fährt zu Sabine Single. Das Ergebnis ziert seit Samstag den Blumenkorb: Alpenveilchen, Dipladenia und eine große schwarze Schleife.
Die Gartenschau-Monate bescherten Werner Kurz nicht nur ein fast tägliches Vergnügen. Die, die ihn bis dato noch nicht kannten, kennen ihn spätestens jetzt. Kurz wurde auf seine alten Tage bekannt wie ein bunter Hund, er wurde der „Flower Power“-Opa. Und was nun, da die Schau zu Ende geht? „Erstens“, sagt er, „lasse ich nie den Kopf hängen. Das ist mein Lebensmotto. Und zweitens habe ich vom ersten Stein, der gelegt wurde, zugesehen, wie die Gartenschau wächst und gedeiht. Also werde ich mir jetzt den Rückbau ansehen.“