Die riesige Holzwaage in der Balinger Zehntscheuer. Ursprünglich stammt sie aus Niedersachsen, dorthin wird sie nun überführt. Foto: Maier

Das wohl größte Exponat wird das Balinger Heimatmuseum demnächst verlassen. Die historisch bedeutsame Heuwaage kehrt zurück nach Neuhaus in Niedersachsen – woher sie einst nach Balingen kam.

Balingen - Der Verwaltungsausschuss des Balinger Gemeinderats hat der Überführung der Heuwaage und den damit verbundenen Kosten am Dienstagabend zugestimmt. Das historische Gerät ausbauen und ins südliche Niedersachsen befördern wird demnach die Zimmerei Sauter aus Balingen; die Kosten belaufen sich auf rund 32 400 Euro, wobei die Stadt Holzminden 20 000 Euro übernimmt.

Platz für neues Ausstellungen

Notwendig ist das aus Sicht der Balinger Stadtverwaltung und Museumschefin und Stadtarchivarin Yvonne Arras, um in der Zehntscheuer Platz zu schaffen und damit die neue Ausstellungskonzeption zu ermöglichen. Die mächtige Heuwaage ist das letzte derzeit noch im ersten Obergeschoss befindliche Exponat der Dauerausstellung; an deren Stelle sollen künftig Wechselausstellungen mit thematischen Schwerpunkten zu sehen sein.

Das Konzept hatte Arras im November 2020 im Gemeinderat vorgestellt. Wie es konkret – besonders im Gartenschaujahr 2023 – umgesetzt werden soll, wird sie im September darlegen.

Bizerba zahlte einst den Transport

Nicht mehr zu sehen sein wird dann die Heuwaage – einerseits ein Verlust, andererseit aber nachvollziehbar, da das Gerät keinen historischen Bezug zu Balingen hat. 170 Jahre lang war sie bis 1949 in Neuhaus im Gestüt im Laubhof installiert, dann kam sie nach Angaben von Yvonne Arras wohl zu Beginn der 1950er-Jahre nach Balingen.

Den Transport der Waage aus Niedersachsen in die Zehntscheuer bezahlte das Balinger Waagenunternehmen Bizerba, das später auch maßgeblich an der Einrichtung des Waagenmuseums im Zollernschloss beteiligt war. Dorthinein aber würde die Heuwaage wegen ihrer Größe niemals passen.

Wohl letzte ihre Art deutschlandweit

Aus Neuhaus kam im vergangenen Jahr der dringende Wunsch, die Heuwaage wieder an ihren ursprünglichen Standort zurückzuführen. Die dortigen Ortsheimatpfleger waren der Waage, mit der ab 1780 im Gestüt Heuladungen wagenweise abgewogen wurden, laut einem Bericht des Täglichen Anzeigers Holzminden seit Jahren auf der Spur. Im vergangenen Jahr nahmen sie sie in der Zehntscheuer unter die Lupe – und waren begeistert, in welch gutem Zustand sie sich befindet. Yvonne Arras sagte im Ausschuss, dass es sich bei der Heuwaage nach Auskunft des niedersächsichen Landesamts für Denkmalpflege um die wohl letzte erhaltene ihrer Art deutschlandweit handelt.