FDP beantragt nach knapper Entscheidung im Mai eine erneute Abstimmung im Dezember.
Balingen - Das war fast schon abzusehen: Nach der überaus knappen Entscheidung im Mai zur Ansiedlung zweier Netto-Märkte in Balingen und Weilstetten kommt das Thema im Dezember erneut ins Stadtparlament. Die FDP stellte am Dienstag dafür den Antrag.
FDP-Fraktionssprecher Dietmar Foth begründete dies damit, dass das Votum der Stadträte im Frühsommer eben so denkbar knapp ausgefallen war. Der Gemeinderat hatte im Mai zwar für den Beginn des entsprechenden Bebauungsplanverfahrens im Falle Weilstetten grünes Licht gegeben. Für denjenigen im Falle Balingen aber nicht: Die Abstimmung endete 15:15, also unentschieden. Damit galt die Einleitung des Verfahrens als abgelehnt. Oberbürgermeister Helmut Reitemann sagte Foth zu, das Thema in der letzten Sitzung des Jahres auf die Tagesordnung zu nehmen. Das ist nach der gesetzlich vorgeschrieben Karenzzeit von sechs Monaten möglich. Gibt’s also am Ende doch noch eine schöne Bescherung für Weilstetten?
Weilstetter lassen sich nicht entmutigen
Den Bau beider Märkte verwirklichen will die Volksbank Hohenzollern-Balingen, und zwar erklärtermaßen nur im Paket. Das wiederum ist ganz im Sinne Nettos: Der Discounter versucht über den Markt in Weilstetten, in Balingen ebenso eine Niederlassung in Balingen eröffnen zu können. Die Stadtverwaltung hatte im Hinterkopf, den nach den Regeln der Balinger Einzelhandelskonzeption eigentlich problematischen Markt in Balingen zuzulassen, um in Weilstetten im Zentrum Grauenstein den lange gewünschten Lebensmittelmarkt zu bekommen.
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Der Frust nach dem "Nein" der Stadträte zum Netto-Standort auf dem Steinle-Areal an der Wilhelm-Kraut-Straße in Balingen und damit auch jenem im Zentrum Grauenstein war in Weilstetten nach der Entscheidung im Mai groß. Allerdings ließen sich die Weilstettener davon nicht entmutigen: Im Ortschaftsrat wurde seitdem immer wieder darüber diskutiert, wie das Ziel - der Lebensmittelmarkt im Zentrum Grauenstein - doch noch erreicht werden könnte. Im Juni leckten die Ortschaftsräte um Ortsvorsteher Wolfgang Schneider noch ein wenig ihre Wunden, gaben sich zugleich aber auch kämpferisch. Im Juli beschloss das Gremium, dass die Stadtverwaltung und der Gemeinderat alles für die "umgehende Errichtung eines Lebensmittelmarkts" im Zentrum Grauenstein unternehmen solle. Oft hätten, so Ortsvorsteher Schneider damals, die Interessen des Stadtteils hinter denen der Kernstadt zurückstehen müssen - dieses eine Mal aber müsse es andersherum sein.
Lebensmittelmarkt im Erdgeschoss, Wohnungen im Obergeschoss
Derweil fütterte die Volksbank die Weilstettener Hoffnungen, indem sie - als hätte es die Entscheidung im Gemeinderat nicht gegeben - die Planungen für die Weilstettener Netto-Filiale durch das Balinger Architekturbüro Link weiterentwickeln ließ: Über dem Lebensmittelmarkt im Erdgeschoss ist nun ein Obergeschoss mit Wohnungen vorgesehen.
Anfang September hatte Ortsvorsteher Schneider zudem eine Unterschriftenaktion ins Leben gerufen, mit der nicht nur die Weilstettener, sondern alle Balinger ihre Unterstützung für die Netto-Pläne kundtun können; diese läuft bis Ende Oktober.