Nathalie Hahn und Peter Blechmann führen den Verein Domiziel Sozialkaufhaus Zollernalb. Sie sagen Dank für die vielfältige Unterstützung. Fotos: Hertle Foto: Schwarzwälder Bote

Jubiläum: "Domiziel" feiert zweiten Geburtstag mit Tag der offenen Tür am Samstag im Sozialkaufhaus

Fast einen Vollzeitjob haben Nathalie Hahn und Peter Blechmann, die Vorsitzenden des Vereins Domiziel Sozialkaufhaus Zollernalb. Dieses hat vor fast genau zwei Jahren mit dem Verkauf von gebrauchten Möbeln an Bedürftige begonnen.

Balingen-Frommern. "Die ersten Fahrten haben wir noch mit dem Privatwagen und einem Anhänger gemacht", sagt Blechmann. Inzwischen verfüge das Sozialkaufhaus über einen eigenen Transporter; ein zweiter komme in Kürze hinzu. Zu Beginn wurden auch gespendete Möbel in einer Garage gelagert, dann bekam der im Oktober 2017 gegründete gemeinnützige Verein zunächst 100 Quadratmeter im Gebäude der ehemaligen Möbelfabrik Erhard in Frommern, in zwischen seien es 1400 Quadratmeter auf zwei Etagen.

Den Start des Sozialkaufhauses hatten die Lebenshilfe Zollernalb mit ihrer Engel-Aktion und die Stiftung Mensch der Sparkasse Zollernalb möglich gemacht. Später kamen weitere Unterstützer hinzu.

Auf der unteren Ebene der früheren Möbelfabrik befinden sich Lager und Versand: Dort wird Ware angenommen und nach Verkauf für den Transport bereitgestellt. Derzeit wird für 20 000 Euro ein Aufenthaltsbereich für die Mitarbeiter hergerichtet. Der Aufzug in den oberen Stock wird derzeit repariert. Dort, im Verkauf, stehen Möbel, Hausrat, Geschirr, Wohntextilien und anderes.

25 bis 30 ehrenamtliche Mitarbeiter sind für das Sozialkaufhaus tätig, darunter fünf Flüchtlinge, die von Anfang an dabei sind. Sie werden als Fahrer und Möbelabholer und Auslieferer eingesetzt. Fünf Mitarbeiter sind angestellt, das sind Langzeitarbeitslose, gefördert durch das Jobcenter und per Integrationshilfe. Dazu kommen zwei oder drei Zwei-Euro-Jobber und Jugendliche, die Sozialstunden ableisten oder ein Praktikum absolvieren.

Blechmann und Hahn arbeiten mit der Firma BBQ zusammen, die für Jobcoaching sorgt, sowie mit dem Jobcenter. Das "Domiziel" biete Arbeitsplätze, Fortbildungen und Integration ins Arbeits- und Sozialleben, so Blechmann. Das bedeute auch Hinführen zu Pünktlichkeit, Teamfähigkeit und Zuverlässigkeit. Nicht zuletzt sind Hahn und Blechmann immer wieder Ansprechpartner in persönlichen Angelegenheiten der Mitarbeiter.

Grundsatz ist: Verkauft wird nur an diejenigen Personen, die Bedürftigkeit nachweisen können, sei es mit einem Wohngeldbescheid, einer Berechtigung, in der Tafel einzukaufen, oder einer Bescheinigung über Arbeitslosengeld II (Hartz IV). Das Jobcenter gibt ihnen einen Gutschein, mit dem sie im "Domiziel" einkaufen können.

Bewusst haben sich Hahn und Blechmann entschieden, keinen konventionellen Second-Hand-Möbelladen aufzuziehen. Das hätte nach ihrer Ansicht zun einen steuerrechtliche Auswirkungen und sei zum anderen vom Raum und der Menge her gar nicht zu leisten.

Derzeit erledigen die Domiziel-Mitarbeiter jährlich bis zu 1500 Fahrten für Abholung und Lieferung von Möbeln. Diese werden, so Blechmann, nur nach Anmeldung und Begutachtung angenommen. Was gar nicht geht: "Uns ärgert, wenn kurzerhand Sachen vor die Tür gestellt werden." Akzeptiert werden Möbel in gutem Zustand. Immer gefragt sind Kleinmöbel wie Kommoden und Schuhschränke, Schränke bis 2,50 Meter breite, Teppiche, Sofas, Sessel, Stühle, Tische, Betten und Lattenroste, Geschirr und Hausrat. Nicht angenommen werden Elektro-Großgeräte oder Küchen.

"Die ersten zwei Jahre waren geprägt von Entwicklung, Aufbau und Investitionen in Material, etwa Rollcontainer, Hubwagen und Fahrzeuge", so Hahn und Blechmann. "Zu Beginn mussten wir alles mit Muskelkraft hochwuchten." Das Feedback beschreiben sie als durchweg positiv. Der Verein hat 57 Mitglieder. Finanziert wird der Betrieb aus Spenden, Verkaufserlösen, einem Zuschuss des Landkreises und Mitgliedsbeiträgen.

Das Team feiert den "zweiten Geburtstag" mit einem Tag der offenen Tür am Samstag, 18. Januar, in der Blumentalstraße 16. Das "Domiziel" ist von 11 bis 16 Uhr für alle geöffnet (kein Verkauf). Für Kaffee und Kuchen sorgt die Schülerfirma des Schulverbunds Frommern. Syrische Frauen aus dem Sprachkurs des DRK bieten Spezialitäten an. Einen Flohmarkt organisiert die ABA.