Pfarrerin Angelika Schoblocher Foto: Archiv

Evangelische Seelsorgerin Angelika Schoblocher muss ihre Gemeinde verlassen. Krach um Pfarrplan.

Balingen - In der größten evangelischen Gemeinde Balingens gibt es neuen Ärger: Pfarrerin Angelika Schoblocher hat vom 1. September an keinen Dienstauftrag mehr für Balingen-Ost. Angeblich wurde sie zum Verzicht gedrängt. In etwas mehr als zwei Wochen wird sie hier nicht mehr als Seelsorgerin tätig sein.

Hintergründe sind unklar

Die Hintergründe dieser Personalie sind unklar, insbesondere, warum Schoblocher (60), anders als eigentlich vereinbart, nun quasi Knall auf Fall ihre Gemeinde verlassen muss, in der sie seit mehr als 20 Jahren tätig ist. Angeblich soll es erhebliche Differenzen zwischen Pfarrerin Schoblocher und Dekan Beatus Widmann gegeben haben. Kurz vor den Sommerferien ist nach Informationen unserer Zeitung die Entscheidung gefallen. Schoblocher sei demnach zum Verzicht und zur Unterzeichnung eines entsprechenden Vertrags gedrängt worden.

Hintergrund ist offenbar der Pfarrplan 2018. Dieser sieht eigentlich vor, dass Pfarrerin Schoblocher und der Heselwanger Pfarrer Christof Seisser sich vom 1. September an zu jeweils 50 Prozent den Dienstauftrag der Pfarrstelle Balingen-Ost teilen. Seisser sollte wie bisher weiterhin in Heselwangen tätig sein, Schoblocher weitere 50 Prozent im gesamten Dekanat ableisten, für Vertretungen und bei Krankheitsfällen anderer Pfarrer etwa. Auch diesen Dienstauftrag hat sie nicht mehr.

Krach wegen Pfarrplan

Wegen des Pfarrplans hatte es zwischen der Gemeinde und dem Dekanat bereits im vergangenen Jahr gekracht. Der Kirchengemeinderat hatte erhebliche Sorgen für den Bestand der Gemeinde formuliert und zudem bemängelt, in die Entscheidungsfindung der Personalien Schoblocher/Seisser nicht einbezogen worden zu sein. Stattdessen würden neue Strukturen in "Geheimverhandlungen" geschaffen, dabei gehe es um "Besitzstandswahrung" – und in diesem Zuge, so die Befürchtung, werde letzten Endes die Gemeinde Balingen-Ost zerschlagen.

Diese Sorgen erhalten durch die Personalie Schoblocher nun neue Nahrung. Mit dem Ausscheiden Schoblochers, die bisher noch eine 100-Prozent-Stelle hat, steht für die Gemeinde vom 1. September an für eine unbestimmte Zeit nur noch Pfarrer Seisser als Seelsorger mit einem Dienstauftrag im Umfang von 50 Prozent zur Verfügung. Zudem werde, heißt es, anders als eigentlich vonseiten des Dekanats zugesagt, bereits von weiteren möglichen Schritten gesprochen. Diese beträfen die Verschiebung des Einzugsgebiets der Gemeinden Heselwangen und Balingen-Ost – zugunsten Heselwangens, zulasten von Balingen-Ost. Die langfristige Strukturplanung sieht aufgrund der demografischen Entwicklung ohnehin vor, diese beiden Gemeinden bis zum Jahr 2030 zusammenzufassen – in Balingen-Ost herrscht indes nun die Befürchtung, dass dieser Schritt früher als gedacht und mit dem unfreiwilligen Weggang Schoblochers quasi durch die Hintertür beschleunigt werden könnte.

Beschleunigt verläuft nun auch der Abschied Schoblochers von ihrer langjährigen Gemeinde: Am Sonntag, 27. August, feiert sie im Johann-Tobias-Beck-Haus ihren letzten Gottesdienst. Ein offizieller Abschiedsgottesdienst wurde ihr, so ist zu hören, verwehrt.