Freut sich auf das Kunstcamp in den USA – und hat irgendwie auch Schiss davor: Michl Brenner fliegt im Austauschprogramm "Salem2Salem" über den großen Teich. Foto: Ungureanu Foto: Schwarzwälder Bote

Austausch: Michl Brenner fliegt innerhalb des Projekts "Salem2Salem" für drei Wochen in die USA

"Salem2Salem" heißt der deutsch-amerikanische Künstleraustausch zwischen Salem am Bodensee und Salem bei New York. In diesem Jahr mit dabei: der Balinger Künstler und Kunstdozent Michl Brenner. Am 1. August fliegt er nach New York.

Balingen/New York. Seit 2010 gibt es den Künstleraustausch zwischen der Gemeinde im Bodenseekreis und der Kleinstadt im Staat New York. Künstler aus den Bereichen Installation, Literatur, Malerei, Medien, Musik, Plastik und Skulptur treffen sich abwechselnd in Deutschland und den USA.

Der 62-jährige Balinger, der jetzt mit anderen deutschen Künstlern, darunter auch Tobias Kammerer aus Rottweil, in die USA startet, ist gerne kreativ. Neben seiner Arbeit als Dozent an der Volkshochschule Balingen und an der Musik- und Kunstschule Albstadt gibt er neuerdings auch Kunstunterricht am Balinger Gymnasium. Und er bietet derzeit Graffiti-Workshops an der Schwelhalle in Frommern an. "In Balingen müssen Künstler zusammenstehen", sagt er.

Malen? Etwas bauen? "Bin gespannt, was am Ende rauskommt"

Einerseits freut er sich auf den dreiwöchigen Aufenthalt jenseits des "großen Teichs". Er wünscht sich, amerikanische Künstler kennenzulernen oder wiederzusehen, knüpft gerne neue Freundschaften. Aber andererseits hat er ein ungutes Gefühl: Im vergangenen Jahr habe er in Salem am Bodensee an dem Projekt teilgenommen und Illustrationen zu Texten einer Schriftstellerin gemalt, erzählt er. Man habe im Internat der Elite-Schule übernachtet. Alles sei gut gewesen, bis es diesen unangenehmen Zwischenfall gab: Er sei mit zwei amerikanischen Künstlern mit dem Auto zu einem Ausflug nach Österreich gestartet und habe auf dem Rückweg einen Unfall gebaut: "Am Projekt konnten wir nicht mehr teilnehmen", sagt er, "wir sind alle drei im Krankenhaus gelandet."

Zum Rahmenprogramm gehört ein Besuch auf einem Schrottplatz

An den Unfallhergang kann er sich nicht mehr erinnern. "Die Polizei meinte, ich sei am Lenkrad eingeschlafen. Ich glaube, dass ein Hinterreifen geplatzt ist", sagt er. Mit dem Smartphone hat er das Autowrack fotografiert: "Nur noch eine skurrile Metallplastik ist übriggeblieben", sagt er.

Er fühle sich schuldig, obwohl niemand ihm die Schuld an dem Unfall gegeben habe. Er habe sogar schon überlegt, am Kunstaustausch nicht teilzunehmen. Denn einen der beiden Amerikaner, die damals in den Unfall verwickelt waren, werde er im Künstlercamp in den USA treffen.

Er selbst habe sich vorgenommen, nicht nur zu malen, sondern auch etwas zu bauen. "Das hängt auch von den Leuten dort ab. Ich bin gespannt, was am Ende rauskommt."

Während der drei Wochen stehe es den Teilnehmern komplett frei, zu arbeiten oder zu faulenzen: "Man bekommt das Material bezahlt und die Unterkunft", sagt Michl Brenner. Und es gebe ein paar tolle Werkstätten für Eisenguss oder Glasbläserei, "Dinge, wo man sonst nicht so einfach rankommt".

Auch ein Rahmenprogramm sei geboten. Dazu gehört unter anderem ein Besuch auf dem Schrottplatz, wo man Material suchen könne. Oder ein Besuch im Museum. "Und abends wird gekocht", weiß Brenner. Am Ende werde es eine Ausstellung geben. Die Kunstwerke, die im Camp entstehen, gehören den Künstlern: "Man kann sie mitnehmen oder verkaufen. Die größeren bleiben stehen, werden zum Teil zurückgebaut."