Vorstandschef Walter Zanker ärgert sich über zunehmende gesetzliche Vorgaben... Foto: Maier

Walter Zanker beklagt zunehmende bürokratische Vorgaben: "Ich würde gerne noch viel mehr bauen".

Balingen - Eine stolze Bilanz legt die Balinger Wohnbau für das Geschäftsjahr 2017 vor. Was nicht in dem Zahlenwerk steht: Wie sich Vorstandschef Walter Zanker über zunehmende gesetzliche Vorgaben ärgert, die den Wohnungsbau – anders als von der Politik vielfach gefordert – immer teurer macht.

"Ich würde gerne noch viel mehr bauen", sagt Walter Zanker im Gespräch mit unserer Zeitung vor der Mitgliederversammlug der Balinger Wohnbau, die am kommenden Donnerstag, 7. Juni, 19.30 Uhr, in der Stadthalle stattfindet (siehe Info). Und schiebt hinterher: "Wenn man uns nur lassen würde." "Man" meint in diesem Fall die Politik, die nach Meinung von Zanker den Wohnungsbau zunehmend erschwert. Mit jedem Jahr, so Zanker, kämen neue bürokratische Hürden hinzu. Die Politik, so Zanker, verlange zwar in Sonntagsreden regelmäßig die Schaffung günstigen Wohnraums, mache genau das aber durch Bestimmungen quasi unmöglich.

Die Wohnbau setzt derzeit mehrere Neubauvorhaben um. In Klein-Venedig in der Balinger Innenstadt entstehen am Mühltor 22 Wohnungen. An der Friedrichstraße erstellt die Genossenschaft das neue Wohn- und Geschäftshaus Leibfritz. Auf Schmieden entstehen 25 altengerechte Wohnungen. Und in Frommern ist das Projekt "Wohn(t)raum Mühläcker" im vollen Gange. Genau dieses Vorhaben ist nach Darstellung von Walter Zanker ein weiteres Beispiel dafür, wie einem das Baugeschäft verleidet werden kann.

Die Arbeiten hätten sich gleich zu Beginn stark verzögert, erklärt er. Grund dafür war die Frage, wie mit dem Erdaushub zu verfahren sei. Ausgebuddelt wurde in Frommern Ölschiefer mit einem starken Gehalt an Mineralölkohlenwasserstoff, der über den zulässigen Grenzwerten liegt – obwohl es sich um ein natürliches Vorkommen handelt. Es folgten geologische Untersuchungen (die Geld kosteten), die belegten, dass eine Fremdverunreinigung nicht vorliegt. Eine Entsorgung auf der Erddeponie war zunächst trotzdem nicht möglich, mittlerweile ist diese aber vollzogen. Zwischendurch hatte die Wohnbau überlegt, den in Frommern ausgegrabenen Ölschiefer zur Verwertung an die Dotternhausener Firma Holcim zu übergeben – eine naheliegende Überlegung. Aber das war laut Zanker nicht möglich, da das Material aus Frommern als Abfall und nicht als Rohstoff galt – weil eine Abbaugenehmigung im Fall Frommerns nicht gegeben war. Walter Zanker sagt zu dem Hick-Hack im Rückblick: "Für einen Normalbürger ist das nicht nachvollziehbar."

Allzu lange indes muss er sich über solche Dinge nicht mehr ärgern. Nach dann 36 Jahren in Diensten der Balinger Wohnbau geht Walter Zanker im Frühjahr 2019 in den Ruhestand. Seit 1992 war er Mitglied des Vorstands, seit 1996 Geschäftsführer, seit 2002 Vorstandsvorsitzender. Ein Nachfolger für die Aufgabe ist gefunden, er soll demnächst vorgestellt werden.

Info: Die Bilanz der Wohnbau 2017

Die Bilanzsumme der Balinger Wohnbaugenossenschaft betrug im vergangenen Geschäftsjahr 29,9 Millionen Euro (2016: 28 Millionen Euro). Der Jahresüberschuss beläuft sich auf 327 000 Euro, das Eigenkapital erhöht sich um rund 313 000 Euro (Quote: 59 Prozent). An die rund 2200 Mitglieder wird eine Dividende von 4,5 Prozent ausbezahlt.

Im Bestand der Wohnbau befanden sich Ende 2017 565 Wohnungen sowie drei Gewerbeeinheiten. Die Durschnittskaltmiete belief sich im vergangenen Jahr auf 5,68 Euro je Quadratmeter; an Mieterlösen flossen insgesamt 2,86 Millionen Euro in die Kasse. Etwas mehr als 1,5 Millionen Euro betrugen die Instandsetzungsaufwendungen.

2060 Wohn- und Gewerbeeinheiten befinden sich in der Verwaltung durch die Wohnbau; 516 Einheiten werden bewirtschaftet.