Digitalisierung: Popup-Labor der Landesregierung macht Unternehmen und Studierende im Zollernalbkreis fit für "Industrie 4.0"
Baden-Württemberg ist ein Innovationsland. Und die Unternehmen, Bildungseinrichtungen und Studierenden bekommen Hilfestellung, um weiterhin an der Spitze zu bleiben. Eines der Instrumente der Landesregierung ist das Popup-Labor. Am Montag wurde es in Balingen eröffnet.
Balingen. Digitalisierung, sagte Oberbürgermeister Helmut Reitemann in seinem Grußwort, sei das Schlagwort des 21. Jahrhunderts. "Wir müssen die Herausforderung annehmen."
Interesse sei da, mehr noch als erwartet: Reitemann erinnerte an die Jugendtechnikschule, mit der man "in ein Wespennest gestochen" habe, an die "Lernfabrik 4.0" an der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule, die für die "Industrie 4.0" fit machen soll, und an die Wissenswerkstatt, die als krönender Abschluss des Popup-Labors am Samstag in der VHS in Weilstetten eröffnet wird.
Ingeborg Mühldorfer, Rektorin der Hochschule Albstadt-Sigmaringen, sprach von dem digitalen Wandel, der auch das soziale Leben in der Gesellschaft beeinflussen werde. Diese Veränderung gelte es auch vom ethischen Standpunkt zu begleiten: "Das war bei den vergangenen industriellen Revolutionen nicht anders", sagte sie.
Die Revolution gelte es zu gestalten, "nicht der Konkurrenz aus China zu überlassen". Ein gutes Bildungsangebot mache das Land und die Zollernalb auch für junge Menschen aus dem Ausland attraktiv. Angesichts des Fachkräftemangels und der rückläufigen Zahl von Studierenden müsse man diese jungen Menschen anwerben. Die Hochschule werde gerne Partnerin der Unternehmen in der Region sein.
Der Technologiebeauftragte der Landesregierung und Leiter des Fraunhofer-Instituts, Wilhelm Bauer, weiß, wovon er spricht, wenn es um das Innovationsland Baden-Württemberg geht. Er selbst habe bereits, wie Moderator Stefan Engelhardt von der IHK verriet, 18 Patente angemeldet – von der Verbesserung der Raumakustik über diverse Duschköpfe bis hin zur Aufstehhilfe.
Die Welt verändere sich schnell, sagte er, Digitalisierung sei ein großes Thema, es gebe viel zu tun: "Sicher ist nichts, Veränderung ist eher das Prinzip." Aber Veränderung sei immer auch eine Chance. Argumente von Unternehmen mit prall gefüllten Auftragsbüchern, dass für Digitalisierung keine Zeit bleibe, will er nicht stehen lassen: Wenn die Aufträge irgendwann wegfallen, könne man mit digitalisierten Unternehmen nicht mehr mithalten. "Wir müssen es angehen, das ist die ganz wichtige Botschaft." Auf den Punkt gebracht heißt das: machen, nicht verteidigen von Bestehendem.
Arbeitsagentur-Chef Georg Link und Rüdiger Wapler vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hatten ein sehr aktuelles Thema gewählt: "Computer vs. Mensch – wer ersetzt wen?" Arbeitsplätze, betonte Link, würden nicht verschwinden: "Sie verändern sich nur. Die gesamte Arbeitswelt wird sich verändern. Das bringt Chancen und Risiken." Zu einem lebenslangen Lernen gehöre zwangsläufig auch eine lebensbegleitende berufliche Beratung.
Bis Samstag stehen in der Stadthalle Balingen, in der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule und in der VHS zahlreiche Workshops auf dem Programm; insgesamt sind für die Veranstaltungen mehr als 400 Anmeldungen eingegangen.