...und Keyse, Fatima, Jasminka und Omar lernen von Peter Swoboda, wie man mit einem Pferd umgeht. Fotos: Ungureanu Foto: Schwarzwälder-Bote

Integration: Flüchtlingskinder aus der Beckstraße kommen zum Reiten und Tanzen auf den Rosenhof

Von Gert Ungureanu

Balingen-Heselwangen. Gemeinsam tanzen und reiten, um Berührungsängste abzubauen und Freundschaften zu schließen: Jeden Dienstag, 14 Uhr, kommen Kinder aus der Asylbewerberunterkunft in der Beckstraße auf den Rosenhof nach Heselwangen. Abgeholt werden sie von Willi Eimann mit dem DRK-Kleinbus.

Er, der auch die Balinger Sunshine Dancers leitet, lässt einen CD-Player laufen und zeigt der zehnjährigen Leila aus Bosnien und der neunjährigen Beilasan aus Syrien Tanzschritte, während Übungsleiter Peter Swoboda mit den anderen übt, wie ein Pferd geführt wird und wie man sich im Sattel hält. Keyse (6) aus Albanien, Fatima (10) und Omar (11) aus Syrien und Jasminka (8) aus Bosnien haben sichtlich Spaß.

Es ist das "Gemeinschaftsprojekt Rosenhof" von Arbeitskreis Asyl und DRK Zollernalb, das auch aus der "Stiftung Mensch" der Sparkasse Zollernalb Unterstützung bekommt. Es passt in das Konzept der Selbsthilfegruppe "Reiten mit Handicap": Ähnlich wie nach einem Schlaganfall, wenn plötzlich nichts mehr so sei wie es davor war, seien auch diese Kinder herausgerissen worden aus ihrem Alltag, der Sicherheit und Geborgenheit, sagt Gisela Swoboda, die Leiterin der Selbsthilfegruppe: "Vertrauen ist für sie zum Fremdwort geworden." Das verbinde die Selbsthilfegruppe mit den Flüchtlingskindern, die in Balingen Asyl suchen. "Wir heißen sie willkommen – gerade so, wie sie sind."

Angefangen habe es ganz klein: Zunächst seien zwei oder drei Kinder mitgekommen. "Aber es ist eine Sache, die wächst", sagt Swoboda. Aber es seien immer mehr geworden. Zuweilen seien bis zu 16 Kinder mit dem DRK-Kleinbus nach Heselwangen gekommen.

"Es ist ein Gewinn für alle Beteiligten." Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl würden gestärkt, Berührungsängste abgebaut, wenn Herausforderungen gemeinsam gemeistert werden, weiß Gisela Swoboda: "Durch gemeinsame Erfahrungen mit und auf dem Pferd finden wir zurück zu einer neuen Balance. Dabei nehmen wir die Kinder einfach mit."

Angebote wie dieses gebe es, die Kinder müssten "einfach mitgenommen werden", sagt Gisela Swoboda. Sie weiß: "Geteiltes Leid ist halbes Leid, geteilte Freude ist doppelte Freude." Beim Reiten wie beim Tanzen stelle man fest, dass man nicht allein sei, dass man sich in völlig fremder Umgebung gut bewegen und gemeinsam Freude haben könne. "Und dabei lernt man auch, sich auf sich selbst und auf die Umgebung zu verlassen."

Eine "unglaubliche Herausforderung" sei es, sagt Swoboda. Vor allem auch, weil es einen ständigen Wechsel gebe. Zum Teil seien die Kinder mit ihren Familien nach Engstlatt, Heselwangen oder Tailfingen gezogen, zum Teil seien sie in ihre Heimat abgeschoben worden. "Ihr dürft auch dann noch her kommen, wenn ihr nicht mehr in der Beckstraße wohnt", sagt sie zu Omar. Er nickt: Er hat verstanden.

Vorurteile gebe es, weiß Swoboda: "Viele denken, wenn man da ist, ist man behindert. Andere, dass Asylbewerber Assis sind. Viele haben studiert, sprechen Englisch oder Französisch." Aber darum geht es bei dem Gemeinschaftsprojekt gar nicht. Es geht darum, die Zeit mit den Pferden und beim Tanzen gemeinsam zu genießen.