Wenn es nur noch ums Abnehmen geht: Die Zahl der Magersüchtigen nimmt auch im Zollernalbkreis zu. Foto: Kalaene Foto: Schwarzwälder Bote

Gesundheit: Immer mehr Menschen leiden an Magersucht / Nicht nur Frauen betroffen

Zollernalbkreis. 1115 AOK-Versicherte sind allein im Jahr 2017 in der Region Neckar-Alb wegen Essstörungen ärztlich behandelt worden, Tendenz steigend. In 260 Fällen handelt es sich nach Angaben der Kasse um Magersucht, davon wurden 55 Fälle aus dem Zollernalbkreis bekannt. Am stärksten betroffen sind demnach Mädchen und Frauen zwischen 15 und 50 Jahren. Bei den Patienten, die an Magersucht leiden, sind die höchsten Raten bei den 15- bis 24-Jährigen zu finden. Nach Einschätzung der Kasse dürfte die Zahl der Betroffenen weit höher liegen, da viele nicht in ärztlicher Behandlung sind.

Die Auswertung der AOK Neckar-Alb belegt, dass seit 2013 die Essstörungen im Allgemeinen jährlich um 1,7 Prozent zugenommen haben, die Fälle von Magersucht nahmen hingegen im Durchschnitt um 3,2 Prozent pro Jahr zu. Dabei nahm die Zahl der Männer, die an Magersucht leiden, erheblich stärker zu als die der Frauen. Zwar gibt es laut AOK noch deutlich weniger magersüchtige Männer als Frauen, jedoch zeichne sich ab, dass sich die Zahlen annähern. Als Ursache wird vermutet, dass sich auch bei Männern die Wahrnehmung des eigenen Körpers verändern könnte. Die Magersucht gilt als schwerwiegende und meist sehr langwierige Erkrankung, die unbedingt behandelt werden muss.

Typisch für eine Magersucht ist ein starker Gewichtsverlust oder anhaltendes Untergewicht. Betroffene haben Angst davor, zuzunehmen oder zu dick zu sein. Daher schränken sie ihre Nahrungsaufnahme ein und nehmen immer weiter ab. Obwohl sie auffallend dünn sind, empfinden sie sich selbst als unförmig und dick. AOK-Ärztin Sabine Knapstein weiß: "Bei Magersucht wird der Körper nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt. Es kommt zu Mangelerscheinungen. Die Betroffenen sind oft müde und frieren. Sie haben einen zu langsamen Herzschlag, gegebenenfalls Herzrhythmusstörungen, Kreislaufbeschwerden und Konzentrationsstörungen." Darüber hinaus könne es zu einer Verringerung der Knochendichte, einer sogenannten Osteoporose, kommen. Werden Essstörungen frühzeitig erkannt und behandelt, seien die Aussichten auf eine vollständige Genesung besonders gut. Knapstein verweist auf den Facharztvertrag Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der AOK Baden-Württemberg. Dieser fördere eine interdisziplinäre Versorgung durch Haus- und Fachärzte sowie Psychotherapeuten, bei der die individuelle Lebenssituation des Patienten berücksichtigt werde. Wesentlicher Aspekt sei hierbei die psychosoziale Hilfestellung durch enge Vernetzung sozialer Einrichtungen, Reha-Angeboten und psychotherapeutisch-ärztlicher Versorgung.