So sieht ein Rekordversuch aus: Die Tanzpaare des Schwäbischen Albvereins wirbeln auf dem Ulmer Münsterplatz um die Maibäume. Foto: Puchner

Manfred Stingel strebt Eintrag ins Guinness-Buch an: 388 Paare wirbeln in Ulm um acht riesige Maibäume.

Balingen/Ulm - Manfred Stingel ist müde, aber glücklich. Müde, weil am Wochenende bis spät in die Nacht hinein gefeiert wurde. Und glücklich, weil es gelungen ist, einen Weltrekord zu brechen – im Bändertanz.

Der Schwäbische Albverein wurde vor 125 Jahren in Plochingen gegründet, und mittlerweile ist der Verein mit gut 110.000 Mitgliedern der größte Wanderverein Europas. So galt es am vergangenen Wochenende, das Jubiläum zu feiern. Aber nicht irgendwie, sondern gleich mit dem Versuch, ins Guinness-Buch der Rekorde zu gelangen.

Es galt, "die meisten maibaumtanzenden Menschen" zusammenzubekommen. Der bisherige Weltrekord – den der Albverein 1988 zum 100-jährigen Bestehen gezeigt hatte – lag bei 250 Teilnehmern und fünf Minuten. Es mussten also mehr als 250 sein, und sie mussten länger als fünf Minuten Minuten tanzen.

Dafür hatte Manfred Stingel, Kulturratsvorsitzender des Schwäbischen Albvereins, seit Wochen und Monaten die Werbetrommel gerührt, war "von Öhringen bis Tuttlingen" unterwegs gewesen, um mit den Gruppen zu proben.

Was eignete sich besser, wollte man möglichst viele Tänzer zusammenzubekommen, als die Jubiläumsfeier auf dem Ulmer Münsterplatz? Tausende hatten sich dort eingefunden, zahlreiche Paare in schwäbischer Tracht, darunter die 50 "Großen" der Volkstanzgruppe Frommern und acht Paare der Frommerner Jugendgruppe, zudem Tänzer aus Schörzingen und Rotenzimmern. Der Ulmer Oberbürgermeister Ivo Gönner wünschte Glück beim "Rumsauen um den Baum", und es wurde ordentlich "rumgesaut": 388 Tänzer wirbelten zehn Minuten lang fehlerfrei um acht Maibäume.

Alle Tänzer waren vorher registriert worden, die Tänze wurden gefilmt und fotografiert. Das muss nämlich zur Anerkennung des Guinness-Weltrekords nach Großbritannien geschickt werden. Zudem müssen anerkannte Juroren den Weltrekord-Versuch bezeugen. "Die Bedingungen sind erfüllt", konstatierte einer von ihnen, der Direktor des Amtsgerichts Neu-Ulm, Thomas Mayer.

Aber es ging nicht um den Weltrekord allein: "Diese kulturelle Demonstration soll helfen, die schwäbische Identität zu verbreiten", sagt Manfred Stingel. Die kulturelle Bewegung sei ein starker Pfeiler des Albvereins. "Das Eigene pflegen, das Fremde achten, das ist unsere Botschaft", hatte Stingel in seinem Festvortrag im Ulmer Stadthaus gesagt. Um Inhalte müsse man sich keine Sorgen machen. "Die große Chance ist unsere Vielfalt von Natur, Wandern, Musik und Tanz. Vielfalt kann auch eine Stärke sein."

Etwas Vielfalt hatten Stingel und die Frommerner Volkstänzer auch nach Ulm mitgebracht: Die Gruppen aus Paraguay und Usbekistan, die zum Volkstanzfestival angereist sind, hatten in ihren farbenfrohen Kostümen viel bejubelte Auftritte auf dem Ulmer Münsterplatz. Sie seien ihrerseits begeistert gewesen vom Riesenauftritt der Schwaben: Eine Tänzerin aus Paraguay, die sich schon immer gewünscht habe, einen solchen Tanz zu sehen, habe vor Rührung weinen müssen, erzählt Manfred Stingel. Ob der Rekord anerkannt wird? Stingel rechnet in den nächsten Tagen mit einer Nachricht aus England, ob der Tanz ins Guinness-Buch kommt. Etwas steht aber jetzt schon fest: Ein Video vom Rekordversuch wird demnächst auf Youtube zu sehen sein, sagt Stingel.