Florian Schroeder will in der Balinger Stadthalle einen Abend im Ausnahmezustand bieten. Foto: @FrankEidel Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Florian Schroeder spannt in der Balinger Stadthalle einen großen Bogen

Florian Schroeder gastiert mit seinem Bühnenprogramm "Ausnahmezustand" am Freitag, 27. März, in der Balinger Stadthalle. Beginn ist um 19.30 Uhr.

Balingen. Noch nie ging es den Deutschen so gut wie heute – und doch leben sie im Ausnahmezustand. Sie fühlen sich permanent bedroht: von einem Irren mit Föhnfrisur im Westen, einem Irren ohne Frisur im Osten oder dem türkischen Türsteher, der das Presserecht mit Füßen tritt. Man hat Angst vor den Rechten – außer in Silvesternächten. Dann hat man mehr Angst vor den Fremden. Facebook weiß mehr über einen als der eigene Partner. Gesichtserkennung auf dem iPhone oder am Bahnhof – was soll’s!

Viele Menschen erkennen sich selbst nicht mehr und freuen sich, wenn es überhaupt jemand tut. Die Menschen werden in "Gute" und "Böse" geteilt. Aber ist so viel Gutes überhaupt zu ertragen? Kommen man damit auch dorthin, wo man hin will? Oder nur in den Himmel? Und wenn "Gutmensch" ein Schimpfwort ist, will man dann nicht doch lieber böse sein? Nur: Die Bösen sprengen sich in die Luft, glauben an die Erlösung im Jenseits und produzieren zu viel CO2.

Die Guten essen Eier von glücklichen Hühnern und tragen Uhren, die ihnen sagen, wie viele Schritte sie heute noch machen müssen. So glauben die Guten fest an das iPhone XXL und die erlösende Kraft des Bio-Supermarkts. Fundamentalismus meets Foodamentalismus.

In Zeiten ansteigender Hysterie stellt Florian Schroeder die Fragen, auf die es heute wirklich ankommt: Wie kommt das Böse in die Welt? Oder war es schon immer da? Und wie kriegen wir es da wieder raus? Wie nahe Gut und Böse, Liebe und Hass, Freund und Feind beieinander liegen, weiß jeder, der einmal morgens um 7 Uhr am Straßenverkehr teilgenommen hat.

Ist Folter in Ordnung, solange es die Richtigen trifft? Kann ein selbstfahrendes Auto eine moralische Entscheidung treffen? Wer entscheidet, ob ein Mensch Psychopath oder Millionär wird? Oder ist das vielleicht am Ende dasselbe? Man wollte sein wie Gott und jetzt hat man den Salat, aber mit veganem Dressing.

Florian Schroeder spannt in seinem neuen Programm den Bogen von großer Weltpolitik bis zur Kücheninsel am Prenzlauer Berg. Warum der böse Egoismus gut ist, wieso alle Betrüger sind und warum Kontrolle gut, Vertrauen aber viel besser ist.

Die Besucher erleben einen Abend im Ausnahmezustand:, verspricht der Veranstalter. Alles ist erlaubt, politisch, philosophisch, anarchisch. Als Kabarettzuschauer gehören die Besucher sowieso zu den Guten: Sie sind schön, gebildet und immer auf der richtigen Seite. Zu erwarten ist alles, aber keine einfachen Antworten. Schließlich steckt der Teufel im Detail. Und nur im Kabarett gilt: Erst wenn es richtig böse ist, ist es wirklich gut.