Finanzspritze: Auch die Balinger Einrichtung hilft den in Not geratenen Produzenten des Fairen Handels
"Abstand halten!" ist das Gebot der Stunde. Doch im Fairen Handel rücken alle enger zusammen, um die Corona-Krise zu bewältigen. Auch der Balinger Weltladen engagiert sich für die in Not geratenen Produzenten.
Balingen. "Die Produzenten des Fairen Handels in Afrika, Asien und Lateinamerika leiden enorm unter den Auswirkungen der Coronakrise", sagt Herbert Bieser vom Weltladen Balingen. Martin Lang, Fair-Handels-Berater beim Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg beschreibt die Situation: "Werkstätten sind geschlossen, Ware kann nicht ausgeliefert werden und Ausgangssperren verhindern, dass Mitarbeitende zur Arbeit fahren. Vor allem kleinere Organisationen stehen vor dem Ruin. "
"In dieser schwierigen Situation beweist der Faire Handel seine Stärke als solidarisches Wirtschaftsmodell entlang der gesamten Lieferkette", sagt Nina Amman vom Weltladen Balingen.
Bei Kiboko Leisure Wear in Nairobi, Kenia konnten notleidende Arbeiter über den firmeneigenen Sozialfonds kurzfristig unterstützt werden. So wurden Lebensmittel und Gas zum Kochen gekauft, Mieten und Überbrückungsgelder gezahlt, Kleinvieh und sogar eine Kuh zur Selbstversorgung angeschafft. Bestückt wird der Sozialfonds unter anderem durch die Fair-Trade-Prämie, die essenzieller Teil der Preisgestaltung im Fairen Handel ist.
Fond zur Unterstützung
Welche Bedeutung die Solidarität der Importeure für die Produzenten hat, beschreibt Swapan Kumar Das von der Fairhandels-Organisation Prokritee aus Bangladesch: "Eine wichtige Sache war auch, dass alle Bestellungen bestehen blieben. Keine wurde abgesagt während der Corona-Zeit. Wir entwickelten Kleinaufträge, die zu Hause hergestellt werden konnten. Die Handwerkerinnen waren entschlossen, zu Hause zu produzieren. Alles in allem war es kein großes Einkommen, aber es gab immerhin etwas, das sie verdienten." Prokritee stellt unter anderem handgefertigte Papierwaren her und arbeitet mit Frauen in ländlichen Gebieten zusammen.
Am Ende der fairen Lieferkette stehen die Weltläden. Mit viel Engagement halten die ehrenamtlich Mitarbeiter den Weltladen in Balingen offen. So schaffen sie einen Absatzmarkt für die Waren der Produzenten und ihrer Lieferanten.
Mit der "aktion #fairwertsteuer" verstärken Weltläden und Kunden noch ihre internationale Solidarität. Dabei wird die Mehrwertsteuer-Absenkung nicht an die Kunden weitergegeben, sondern kommt Fair-Handels-Produzentenzugute.
Bis zum 4. Dezember haben Weltläden und Einzelpersonen 142 000 Euro für den Unterstützungsfonds aufgebracht. 125 100 Euro konnten bereits an Handwerksproduzenten des Fairen Handelswerden.