Ende Juni schließt Gisela Schneider den Schreibwarenladen in der Froschstraße. Foto: Schnurr

Kunden werden "Bürobedarf & Schreibwaren Schreiber" vermissen. Einst Reparaturwerkstatt.

Balingen - "Ich habe immer versucht, alles zu besorgen, was gewünscht war", sagt Gisela Schneider. Sogar Farbbänder für Schreibmaschinen kann man in der Froschstraße 3 kaufen. Doch zum 30. Juni schließt mit "Bürobedarf & Schreibwaren Schreiber" ein weiteres Balinger Traditionsgeschäft.

Einst Reparaturwerkstatt

1952 hatte Otto Schreiber das Geschäft als Reparaturwerkstatt für Schreibmaschinen gegründet. 1980 übernahmen seine Tochter Suse und deren Mann Karl Robert Klassen den Schreibwarenladen, der im Obergeschoss Büromaschinen und -möbel verkaufte.

Die aus Onstmettingen stammende Gisela Schneider hatte seit 1991 in einem Schreibwarenladen in Meßstetten gearbeitet. 2004 kam sie als Verkäuferin zu Suse und Karl Robert Klassen und übernahm ihn 2009.

Seither hat sich einiges getan: Eine Lottoannahmestelle ergänzte das Angebot, und 2015 eine Postagentur. Doch auch das hat nicht gereicht, um das Geschäft am Leben zu erhalten: Sinkende Umsätze, der Druck des Online-Handels und nicht zuletzt auch steigende Mindestauftragswerte der Lieferanten sind die wirtschaftlichen Gründe dafür, dass Schneider beschlossen hat, das Geschäft aufzugeben.

Wirtschaftliche Gründe

"Die Entscheidung ist mir g’wiss nicht leichtgefallen", sagt die Inhaberin. "Aber es geht nicht anders. Es tut mir im Herzen weh, aber bevor ich noch mehr Verluste mache, mache ich lieber einen glatten Schnitt." Vor vier Wochen hat sie diesen Schritt beschlossen, vergangene Woche ihre Geschäftskunden informiert, seit Dienstag weisen Aushänge auf die Geschäftsaufgabe hin.

"Ich habe das mit Schrecken mitbekommen", sagt ein Kunde, während er ein paar Fotos kopieren lässt. "Jetzt muss ich mich noch schnell mit allem eindecken", sagte eine Frau, die nach ihm hereinkommt. Und ein Ladeninhaber aus der Nähe weiß schon jetzt, dass ihm die kleine Postannahmestelle in der Innenstadt fehlen wird: "Sie können mir doch mein Leben nicht so erschweren!" Diese Äußerungen spiegeln das wider, was die Inhaberin selbst immer am positivsten empfunden hat: "das fast familiäre Verhältnis zu den Kunden und die heimelige Atmosphäre".

Was sie ab Juli beruflich machen wird, weiß Schneider derzeit noch nicht: "Es ist nicht so, dass ich unbedingt einen Job brauche." Erstmal wolle sie alles ordentlich über die Bühne bringen und abschließen.