In früheren Jahren: Karl Heinz Hoffmann, Anführer der nach ihm benannten rechtsextremen Wehrsportgruppe. Hoffmann hielt vor wenige Monaten einen Vortrag in Balingen. Das Bild lief gestern Abend in der ARD. Foto: Maier

ARD-Politikmagazin: Rechtsextremist hielt Vortrag in Balingen. Auch NDP-Mann Axel Heinzmann dabei.

Balingen - Der Rechtsextremist Karl-Heinz Hoffmann, der Anführer der nach ihm benannten, verbotenen Wehrsportgruppe, ist wieder in der Neonazi-Szene aktiv. Das ARD-Politikmagazin Report Mainz berichtete gestern Abend, dass Hoffmann einen Vortrag in Balingen gehalten habe.

Bei dem konspirativen Treffen, das "vor wenigen Monaten" stattgefunden habe, sei es um das "Wesen und Wirken der Geheimdienste" sowie auch um den politischen Kampf in Deutschland nach dem Auffliegen der Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) gegangen, so Report Mainz. Bei dem Treffen der etwa 30 Neonazis dabei war demnach auch Axel Heinzmann, der in den vergangenen Jahren immer wieder für die NPD bei Bürgermeisterwahlen in der Region kandidierte und der sich vor Kurzem wegen eines Flugblatts zum Hitler-Attentäter Georg Elser vor dem Amtsgericht Balingen verantworten musste. Heinzmann erklärte dem ARD-Magazin, dass bei dem Treffen in Balingen, zu dem Freie Kameradschaften eingeladen hätten, überwiegend junge Leute gekommen seien. Heinzmann ist mehrfach verurteilt wegen Volksverhetzung, Landfriedensbruch und Körperverletzung.

Hoffmann teilte Report Mainz weiter mit, er habe 2012 bundesweit zwölf Vorträge gehalten, davon drei in Baden-Württemberg und einen in der Westpfalz. Die Teilnehmer der Veranstaltungen hätten sich, so Hoffmann, meistens "geheim verabredet". Daran teilgenommen haben Hoffmann zufolge auch Funktionäre der verbotenen neonazistischen Organisation "Wiking Jugend". Hoffmann betonte Report Mainz gegenüber, er habe heute "ein gutes Verhältnis zur Polizei". Für März kündigte er ein konspiratives Treffen in der Nähe von Zwickau an. Im Internet agitiert Hoffmann auf seiner eigenen Homepage gegen den Staat und ruft aktuell für 2013 zum Wahlboykott auf.

Das Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg bestätigte dem ARD-Magazin, "dass der ehemalige Leiter der ›Wehrsportgruppe Hoffmann‹, Karl-Heinz Hoffmann, in den letzten Monaten auch in Baden-Württemberg mehrere Vorträge gehalten hat."

Die von Karl-Heinz Hoffmann gegründete Wehrsportgruppe war eine 440 Mann starke, terroristische Vereinigung, neonazistischer Prägung, die 1980 verboten wurde. Sie war die bislang größte und bekannteste der in der Bundesrepublik aktiven rechtsextremen Wehrsportgruppen. Der Vizechef der paramilitärischen Truppe, Uwe Behrendt, beging im Dezember 1980 in Erlangen einen Doppelmord an dem jüdischen Verleger Shlomo Lewin, jüdischer Verleger und ehemaliger Vorsitzender der israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg, und seiner Lebensgefährtin.

Ein anderes Mitglied der Gruppe, der aus Donaueschingen stammende Gundolf Köhler, verübte im September 1980 einen Bombenanschlag auf das Münchner Oktoberfest, bei dem 13 Menschen starben und 220 zum Teil schwer verletzt wurden. Bei einer Razzia im Hauptquartier der Wehrsportgruppe 1980 beschlagnahmte die Polizei 18 Lastwagenladungen voll Propagandamaterial, Karabiner, Pistolen und andere Waffen, darunter auch Handgranaten.