Ein großer Koffer steht auf der Bühne: Christoph Sonntag nimmt das Publikum mit auf eine rasante Reise rund um den Globus. Foto: Thiercy Foto: Schwarzwälder Bote

Comedy: Christoph Sonntag reist als schwäbischer Botschafter um die Welt und nach Balingen

Wenn einer eine Reise tut und Christoph Sonntag heißt, dann hat er wahrlich viel zu erzählen. Und das hat der schwäbische Kabarettist vortrefflich gemacht, als er mit seinem Programm "Wörldwaid" in der Balinger Stadthalle aufgetreten ist.

Balingen. Dass Corona-bedingt die Reihen stark ausgedünnt sein und während des ganzen Abends Masken getragen werden mussten, war schnell vergessen. Sonntag beherrscht sein Metier, spurtet ratzfatz von einem Thema zum nächsten und verpackt kritische Töne gekonnt in manchmal schwarzen Humor.

Den Lockdown hat er mit Menschen verbracht, von denen er gar nicht wusste, dass sie in derselben Wohnung leben. Er hat Wanderungen unternommen – vom Schlafzimmer zum Kühlschrank. Selbst eine Kneipentour funktioniert in Quarantäne, wenn man in jedem Zimmer ein kühles Bier deponiert. Positiver Effekt der Pandemie: Die Currywurst beim Stamm-Imbiss schmeckt ganz anders, wenn der Koch sich die Hände waschen muss.

Dem amerikanischen Präsidenten empfiehlt Sonntag auf dessen Idee, Bleichmittel zu trinken: "Donald, einfach mal machen!" Überhaupt habe er ein "Porzellansyndrom" bei vielen Politikern diagnostiziert: "Die haben nicht mehr alle Tassen im Schrank."

Sonntag gibt zu, dass ihm das Reisen fehle. Aber nicht so, wie viele heutzutage Urlaub machen, ständig mit dem Handy in der Hand, permanent online, um den perfekten Ferientag nicht zu erleben, sondern zu inszenieren. Obwohl, muss er zugeben, früher auch nicht alles schön war. Diaabende zum Beispiel: "Das war optisches Waterboarding."

Zur Vorbereitung auf sein "Wörldwaid"-Programm wollte er seinen Diercke-Schulatlas heranziehen. Den aber hatte er als Teenager ausgehöhlt, um ein Männermagazin und Zigaretten darin zu bunkern. Trotzdem hat er seine Weltreise angetreten, wie er, bekleidet mit einem japanischen Kimono, aus Bangkok erzählte. Einem chinesischen Suppenkoch wollte er Saitenwürstle erklären. Der fing aber weder damit noch mit Städten wie München oder Berlin etwas an. Erst auf das Wort "Metzingen" habe der Mann aus Asien freudig reagiert.

Überraschungsgäste des Abends: Winfried Kretschmann und Günter Oettinger. Mit den Handpuppen frotzelte Sonntag über das Hemd eines Zuschauers ("Wenn das mal modern wird, dann hast du es schon!"). Der Puppen-Landesvater ("Der Johannes Heesters aus Laiz") fragte sich, was er mit den Grünen überhaupt zu tun habe, und sein Oettinger-Pendant beschloss, nach Balingen zu ziehen.

Den Brexit, der aus dem Exkontinent quasi einen Inkontinent mache, findet der schwäbische Botschafter nicht schlimm: "Das Essen, das Wetter, wer will das schon?" Schließlich habe man ja französische Brüder. Auch wenn deren Baguette "schmeckt wie ein zwei Jahre alter Staubsaugerbeutel".

Für den Kabarettisten ist Europa wie eine WG: "Da will auch keiner den Müll runter bringen." Der Deutsche würde erst mal die Regeln festlegen. Der Italiener würde Party machen, der Schwede Möbel zusammenbauen, der Grieche bei den anderen schnorren, und der Österreicher wäre bei der versteckten Kamera auf Ibiza.