Vortrag: Balinger Musikjournalist liest in Sigmaringen / Thommy Balluff spielt dazu

Sigmaringen. Eine Reise in die Geschichte der südwestdeutschen Popmusik unternimmt Christoph Wagner mit einem Multi-Media-Vortrag am Freitag, 23. Februar, in Sigmaringen. Beginn ist um 20 Uhr im Alten Schlachthof. Der Eintritt beträgt zehn Euro.

Auf Baden-Württemberg wird vom Rest der Republik gerne herabgeschaut: "Gut im Autobauen, aber sonst nichts los!" lautet das Vorurteil. Von wegen! Bereits in den 1960er- und 70er-Jahren brummte es musikalisch im Südwesten – egal ob Beat, Jazz, Rock, Folk oder Blues. Noch in der tiefsten Provinz gab es Clubs und Jugendhäuser, wo Bands wie Guru Guru, Eulenspygel, Nine Days Wonder oder Kraan auftraten. Selbst die Heavy-Metal-Erfinder Black Sabbath absolvierten ihre erste Deutschland-Tour 1969 nicht durch die Großstädte der Republik, sondern durch die schwäbische Provinz: Göppingen, Schorndorf und Schwäbisch Hall hießen die Stationen. Beim SWR-Fernsehen in Stuttgart erfand Werner Schretzmeier Ende der sechziger Jahre das Musik-Video mehr als zehn Jahre vor MTV, und die idealistische Popinitiative GIG in Reutlingen versuchte mit ehrenamtlichem Engagement eine Alternative zum kommerziellen Popkonzertbetrieb aufzubauen.

All diese Themen hat Christoph Wagner in seiner aktuellen Veröffentlichung "Träume aus dem Untergrund – als Beatfans, Hippies und Folkkreaks Baden-Württemberg aufmischten" ausführlich dokumentiert. In Sigmaringen stellt der Balinger Musikjournalist und Historiker, der seit Jahren in England lebt, das Buch vor.

In der Lesung, die mit vielen raren Fotos und Abbildungen illustriert wird, lässt Wagner die Geschichte der populären Musik und ihrer Macher im wilden Süden wieder lebendig werden. Das Buch, erschienen im Silberburg-Verlag, hat sich seit seiner Veröffentlichung im Herbst zu einem regionalen Bestseller entwickelt. Selbst Minsterpräsident Winfried Kretschmann war anläßlich der Buchtaufe im Stuttgarter Theaterhaus voll des Lobes.

Untermalt wird die Multi-Media-Lesung von Live-Musik, für die Thommy Balluff auf Synthesizer, Keyboard und E-Piano sorgt. Der Stuttgarter Musiker ist eine der prägenden Gestalten der südwestdeutschen Undergroundszene seit den 1960er-Jahren und hat schon 1967 Beatmusik mit Muli & His Misfits gemacht, später dann Soul. In den Siebzigern spielte er Underground-Rock mit dem Trio Exmagma und später Punk und New Wave mit der Fuckin’ Gute Bürger Band. Balluffs aktuelle Einspielung ist ein Soloalbum, auf dem er mit diversen Synthesizern, Keyboards und E-Piano wunderbar weltraumhafte Klanglandschaften entstehen läßt, ganz in der Tradition der "kosmischen Kuriere" des Krautrock.