Eine Quelle für Infektionen mit dem Hantavirus sind Mäusekötel im Scheitholz – Ofenbesitzer sollten da besonders vorsichtig agieren. Foto: Müller Foto: Schwarzwälder Bote

Gesundheit: Schon 43 Infektionen im Land gemeldet / Erkrankung beginnt mit Fieber

Die aktuellen Hantavirus-Zahlen und ein zurückliegendes Buchenmastjahr sprechen für ein starkes Hantavirus-Jahr 2021. Das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg (LGA) weist auf Schutzmaßnahmen bei Tätigkeiten mit Brennholz und Kontakt zu Mäuseausscheidungen in betroffenen Gebieten hin.

Zollernalbkreis. Die Anzahl übermittelter Hantavirus-Fälle nimmt zu. Seit Anfang des Jahres wurden dem LGA bereits 43 Fälle aus 17 Stadt- und Landkreisen gemeldet. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es mit nur zehn Fällen deutlich weniger Erkrankungen.

Die höchsten Fallzahlen werden aktuell in Reutlingen (7) und Böblingen (6) registriert. Im Zollernalbkreis wurde bisher eine Infektion gemeldet. 2020 waren zwei Infektionen bekannt geworden, im Jahr 2019 waren es immerhin 27. Damit lag der Kreis in der Spitzengruppe bei den Infektionsgebieten.

Baden-Württemberg ist Endemiegebiet für Hantaviren, das heißt: Hier treten Hantavirus-Infektionen gehäuft auf. Übertragen wird das Virus durch Rötelmäuse. Betroffen sind vor allem Regionen mit hohem Buchenwaldanteil, da sich dort die Rötelmaus wohlfühlt. Gute Nahrungsbedingungen in Folge einer sogenannten Buchenmast im Herbst 2020 sprechen für ein vermehrtes Vorkommen dieser Kleinnager – und ein damit verbundenes erhöhtes Hantavirus-Expositionsrisiko.

"Immer wieder kommt es zu sogenannten Ausbruchsjahren – zuletzt im Jahr 2019 mit 833 Fällen", sagt der Stuttgarter Regierungspräsident Wolfgang Reimer, in dessen Behörde das LGA angesiedelt ist. Die bislang stärkste Hantavirus-Epidemie war mit 1797 registrierten Erkrankungen im Jahr 2012. "In Baden-Württemberg treten Hantavirus-Infektionen regelmäßig auf – aufgrund der aktuellen Zahlen wird 2021 wohl ein starkes Hantavirus-Jahr werden", so Reimer.

Infizierte Nager scheiden den Erreger über ihren Speichel, Urin und Kot aus. Der Mensch infiziert sich in der Regel durch das Einatmen erregerhaltigen Staubs, in dem Viren über Tage oder sogar Wochen stabil sind. Eine Hantavirus-Infektion sollte ernst genommen werden, da sie das Risiko schwerer Verläufe birgt, auch wenn der überwiegende Teil der Infektionen in der Regel unbemerkt oder sehr leicht verläuft. Macht sich die Krankheit bemerkbar, sind die Symptome ähnlich einer Grippe. Die Erkrankung beginnt dann meist mit akut einsetzendem hohen Fieber. Auch Kopf- und Gliederschmerzen sowie Bauch- und Rückenschmerzen sind typische Symptome.

Bei schweren Verläufen besteht die Gefahr eines Nierenversagens. Bei solchen Krankheitsverläufen kann kurzfristig auch eine Dialyse – also Blutwäsche – erforderlich werden, erklärt Gottfried Roller, Leiter des Landesgesundheitsamts. Bei entsprechenden Symptomen sollte daher ein Arzt aufgesucht werden. Die Diagnose erfolgt über die Bestimmung von Antikörpern aus der Blutprobe des Patienten. Ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht laut Roller dort, wo Rötelmäuse vorkommen und bei Tätigkeiten, bei denen Staub aufgewirbelt werden kann. Dies betreffe Holzarbeiten im Wald und Garten und die Reinigung von Kellern, Schuppen, Scheunen und Ställen. Vorsicht sei geboten, wenn Holz gestapelt oder umgeschichtet werde. Kontakt zu Nagern und deren Ausscheidungen solle vermieden werden.

Derzeit steht weder ein Impfstoff noch eine spezifische Therapie zur Verfügung. Die Vermeidung des Kontakts mit Ausscheidungen von Nagern ist die wichtigste Maßnahme einer Infektionsverhütung. Daneben ist die Bekämpfung von Nagetieren wichtig. Zum Schutz gegen Hantaviren beim Schuppenfegen und ähnlichen Tätigkeiten ist eine Staubmaske sinnvoll.