Maximilian Bess’ Lieblingsobst sind Feigen - aber auch diese sollten aus ökologischem und fairem Anbau stammen. Foto: Schnurr Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Maximilian Bess hört zum Jahresende als B2-Geschäftsführer auf / "Ich bin Überzeugungstäter"

Zwölf Jahre lang hat Maximilian Bess die Geschicke des Bioladens "b2" mit geleitet. Doch Ende 2018 geht er als einer von drei Geschäftsführern in den Ruhestand.

Balingen. "Ich bin ein Überzeugungstäter", sagt Bess schmunzelnd. Der Händler sei für ihn "ein Mittler zwischen Erzeuger und Kunden – und diese Rolle passt gut zu mir". Das habe er schon bemerkt, während er noch auf Lehramt studierte.

1983 hat Bess in einem der ersten Naturkostläden in München angefangen: "Damals wurden wir noch belächelt." Doch das habe sich total geändert: Biogeschäfte seien mitten in der Gesellschaft angekommen.

Seit 2006 in Balingen

1987 lernte er seine Frau Rose kennen, die einen Bioladen in Pliezhausen betrieb. So wurde das erste Band in die Region Neckar-Alb geknüpft. Lange war Bess Wochenendpendler, bis er 2005 beschloss, auch beruflich ins "Ländle" zu wechseln.

50 Kilometer Umkreis um Pliezhausen steckte er als Rahmen ab – und stieß in Balingen auf die Räume eines vormaligen Discount-Markts. Die Eyachstadt hatte Bess zuvor nur von den damaligen Kunstausstellungen gekannt.

Dumm nur: Die Räume in der Bahnhofstraße wollte auch Stefan Schopf von der Rosenfelder Fischermühle mieten. Nach einigen Gesprächen beschlossen die beiden, ihre Kräfte zu bündeln – und der b2 Biomarkt war geboren.

"Das war eine gute Entscheidung", sagt Bess im Rückblick. Die Verbundenheit, die Schopf bereits zur Gegend hatte, "durfte ich dazugewinnen". Sie verkörperten damals das inhabergeführte Geschäft – heute arbeiten für das Unternehmen in Balingen, Binsdorf, Leidringen und Rottweil rund 120 Menschen.

Gemeinsam habe man Zeichen gesetzt, findet Bess. Wirtschaftsministerium und die L-Bank sahen das genauso und haben der b2 Biomarkt GmbH im Oktober 2016 den zweiten Platz des Landespreises für junge Unternehmen verliehen.

Maximilian Bess ist inzwischen 66 Jahre alt und tritt beruflich schon etwas kürzer: Seit diesem Jahr hat er eine Vier-Tage-Woche. Doch Ende Dezember ist endgültig Schluss. Mit seinen b2-Mitinhabern Sabine Franz und Stefan Schopf hat er schon vor einigen Jahren eine Vereinbarung getroffen, die dann greift: Sie werden seine Geschäftsanteile übernehmen.

"Ich glaube, in den Ruhestand werde ich mich gut hineinfinden", sagt Bess. Er wolle sich mehr der Familie widmen, beispielsweise seinen drei Enkeln. Seine Ehefrau und seine drei Töchter seien durch den Beruf manchmal etwas zu kurz gekommen.

Vor allem aber freue er sich auf die unverplante Zeit. Die kann er beispielsweise für sein Hobby Fotografie nutzen – und seit drei Jahren singt er auch in einem Tübinger Chor.

Begegnung wird fehlen

Ob er im Ruhestand noch etwas im Naturkostbereich machen werde, wisse er nicht. Auch wenn es schon eine Anfrage des ehemaligen Ladens seiner Frau gegeben habe, bei der Einführung eines Warenwirtschaftssystems zu helfen. Fehlen werde ihm die Begegnung mit den Menschen im Laden: "Das hat mir richtig gefallen." Er sei dankbar, "dass ich zwölf Jahre lang hier in der Region für die Menschen, die unsere Arbeit wertzuschätzen wissen, arbeiten durfte".

Der Kontakt zu den Kunden sei in mehrfacher Hinsicht wichtig: Diese müssten nicht nur nach dem Einkauf zufrieden, sondern auch gut beraten sein, um die Wertigkeit der Produkte wertschätzen zu können: "Denn Bio-Ware ist inzwischen überall erhältlich. Aber der regionale Handel kann sich mit Partnern von hier profilieren." Regionale Biomärkte könnten dazu beitragen, die landwirtschaftliche Kulturlandschaft und Arbeitsplätze auch bei kleinen Betrieben zu erhalten. Das sei etwas anderes als die bei Discountern zu findenden "EU-Bio-Waren".

Der normale Lebensmittelhandel habe die Biomärkte lange belächelt und bekämpft – und sei dann eingeschwenkt. Letzteres fast schon zu sehr, glaubt man Bess: Jeder Discounter habe heute Bio-Angebote, und Bio-Marken würden von multinationalen Konzernen übernommen. Doch das bringe "die alte Bio-Szene" sowie die Erzeuger in Bedrängnis und sei nicht nachhaltig: Langfristig gehe es dann doch wieder nur noch um "billig".