Foto: Maier

Nicole Hoffmeister-Kraut eröffnet Ausstellung. Bei Vernissage wird früherer Geschäftsführer Ulrich Klingler geehrt.

Balingen - Anpacken, bitte: In der Balinger Stadthalle laufen seit Mittwoch die Umbauarbeiten für die große Sommerausstellung mit Werken des Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner. Drei Wochen bleiben bis zur Vernissage.

Die vorerst letzte Veranstaltung in der guten Balinger Stube war am Dienstagabend die Betriebsversammlung der Telekom. Seit Mittwochmorgen nun rackern die Stadthallen-Beschäftigten für Kirchner: Im Großen Saal wachsen sie den Parkettboden und bauen eine Rampe auf, über die Besucher der Schau vom Foyer hinablaufen können. Zudem entfernten sie bereits die Wandelemente zwischen dem Foyer und dem Kleinen Saal sowie dem Stadthallen-Restaurant. Alles ist nun offen. Offen für Kirchner.

Die Ausstellung zeigt von Samstag, 2. Juli, bis Montag, 3. Oktober, rund 100 Werke von Ernst Ludwig Kirchner. Von den expressiven Frauen-Darstellungen zu Beginn seines künstlerischen Wirkens, den betont entspannten und natürlichen Akten über die legendären Darstellungen der Kokotten (heute würde man sagen: Prostituierten) in Berlin bis hin zu Strichzeichnungen und Fotografien.

Die Kirchner-Schau knüpft an die Balinger Ausstellungen mit Künstlern der Klassischen Moderne – zuletzt 2013 Erich Heckel – an. Die Werke, die in Balingen gezeigt werden, umfassen das gesamte Schaffen Kirchners von 1905 bis 1938. Dadurch wird die Entwicklung des Künstlers und der gesellschaftliche Umbruch in der Epoche zwischen den beiden Weltkriegen deutlich.

Mit den Aufbauarbeiten müssen sich die Stadthallen-Leute sputen. In drei Wochen muss alles fertig sein. Nach dem Grundaufbau und der Vorbereitung vor allem des Großen Saals, in dem ein Teppich verlegt wird, folgt die Installation der Wände, an die die Werke angebracht werden. Mitte Juni erfolgt die Anlieferung der Kunstwerke aus dem Brücke-Museum Berlin.

Inzwischen steht auch fest, wer die Ausstellung offiziell eröffnet: Nicole Hoffmeister-Kraut, Tochter Balingens und neue Wirtschaftsministerin Baden-Württembergs, hält am Freitag, 1. Juli, ab 17 Uhr, nach der Begrüßung der geladenen Gäste durch Oberbürgermeister Helmut Reitemann die Festrede.

In die Schau einführen wird Kuratorin Annette Vogel. Musikalisch begleitet wird die Eröffnung von Sängern und Musikern des Opernchors der Stadthalle, der Arcademia Sinfonica und des Balinger Kammerorchesters.

Neben diesen üblichen Programmpunkten gibt es noch einen besonderen: Ulrich Klingler, der Gründungsgeschäftsführer der Balinger Stadthalle, wird am Abend der Vernissage geehrt. Im Ruhestand ist er bereits seit Sommer 2015. Eine offizielle Verabschiedung Klinglers, der die Stadthalle maßgeblich mit aufbaute und länger als 30 Jahre leitete, hat es bislang nicht gegeben; dies wohl auch deshalb, weil die Staatsanwaltschaft bis Ende 2015 wegen Untreue gegen Klingler im Zusammenhang mit der Geschäftsbesorgung für die volksbankmesse ermittelt hatte. Ende 2015 erließ das Amtsgericht Balingen einen Strafbefehl gegen Klingler.

Klingler hatte noch in seiner Zeit als Geschäftsführer die Kirchner-Ausstellung in die Wege geleitet – und außerdem stark dafür geworben, dass die Tradition der Balinger Sommerausstellungen nicht zu Ende geht. Darüber hatte der Gemeinderat nach der Heckel-Schau intensiv diskutiert – und sich letztlich mehrheitlich für Kirchner ausgesprochen.