40-Jähriger aus Dürrwangen zieht bei Kontrolle blank. Alkoholiker hat "ein Problem mit Autoritäten".
Balingen - Mit nackten Tatsachen verärgerte ein Mann im vergangenen Sommer die Polizei in Balingen: Über eine Ausweiskontrolle vor dem City-Center war der 40-Jährige derart verärgert, dass er vor einer Beamtin kurzerhand blankzog, um danach wenige Sekunden lang an seinem Glied herumzuspielen. Das Amtsgericht Balingen verdonnerte ihn dafür am Dienstag zu drei Monaten Haft.
Die Richterin stufte den Vorfall vom Mittag des 13. Juni als Erregung öffentlichen Ärgernisses sowie Beleidigung ein. Das Urteil wurde nicht auf Bewährung ausgesetzt, da sich der Dürrwanger zur Tatzeit bereits wegen Beleidigung und vorsätzlichen Vollrauschs unter Bewährung stand. Der Mann ist neunfach einschlägig vorbestraft – vier weitere Verhandlungen stehen ihm zudem noch bevor.
Die Vielzahl der Verurteilungen ist kein Zufall: "Ich habe ein Problem mit Autoritäten", sagte er offenkundig vor Gericht. Der Mann ist Alkoholiker und leidet unter anderem an ADHS, einer Psychose und schweren Depressionen; der gelernte Bäcker ist daher Frührentner.
Auch zum besagten Zeitpunkt im Juni stand der Mann unter Alkoholeinfluss, nachdem er mit Freunden Bier getrunken hatte. Die Polizei wurde dabei auf die Gruppe aufmerksam und führte eine Ausweiskontrolle durch. Der Verurteilte hatte seine Papiere jedoch nicht bei sich und verhielt sich laut Zeugenaussagen "unkooperativ".
Also ordnete eine Beamtin eine Körperdurchsuchung an, die auch später von zwei männlichen Kollegen vollzogen wurde. In der Zwischenzeit verlieh der Mann seinem Ärger aber Ausdruck, indem er seine Hose herunterzog und sein Glied nach eigener Aussage "anlupfte".
"Ich empfand es als Sauerei, in aller Öffentlichkeit kontrolliert zu werden. Da guckt doch jeder", sagte er im Prozess. Er behauptete, er habe sich erst bei der Durchsuchung durch die männlichen Beamten entblößt – und nicht bei der Ausweiskontrolle der Beamtin. Ansonsten gestand er seine Tat.
Er habe aber weder provozieren noch belästigen wollen, vielmehr wollte er "die Arbeit der Beamten erleichtern", äußerte er. Schließlich hätten diese bestimmt auch nach Drogen suchen wollen, "und da hätte ja was versteckt sein können".
Auf Rechtsmittel verzichtete der Mann, der ohne Verteidiger vor Gericht erschien. "Die Frage ist doch nur, wie lange ich ins Gefängnis komme", sagte er. Die Strafe sehe er als Geldverschwendung an. Wichtiger seien Lösungen, um seine Krankheiten in den Griff zu bekommen. "Die Sauferei ist nur das Endübel von allem", sagte er.
Zumindest die Hoffnung auf Besserung besteht: Nach eigener Aussage trinkt der zweimalige Vater, der in Scheidung lebt, seit sechs Monaten keinen Alkohol mehr.