Hermann Muth, Heike Dachs, Dagmar Lorch und Karl Maier (von links) vom Weißen Ring im Zollernalbkreis kümmern sich um Opfer von Straftaten. Foto: Hertle Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Balinger Außenstelle des Weißen Rings sensibilisiert / Statt Waffen und Fäusten Computer und Smartphones

Balingen. Verbrechen werden nicht nur mit Waffen oder Fäusten begangen, sondern zunehmend mit Hilfe von Computern oder Smartphones. Darauf macht die Opferhilfeorganisation Weißer Ring am "Tag der Kriminalitätsopfer" aufmerksam.

Senioren im Mittelpunkt

Die Außenstelle Zollernalbkreis des Weißen Rings legt ihr Augenmerk auf Senioren und spricht diese Zielgruppe unter dem Motto "Ohne Furcht ins Alter – damit Sie nicht Opfer werden" an. Stichworte sind etwa der "Enkeltrick" oder Anrufe falscher Polizeibeamten. Dazu kommen Betrügereien bei Online-Geschäften, das Abgreifen von Bankdaten oder Erpressung mit Schadsoftware sowie hochgeladenen Bildern und Videos.

Karl Maier, Leiter der Außenstelle in Balingen, macht auf die psychischen Belastungen aufmerksam, denen Opfer von solchen Straftaten ausgesetzt sind. Betroffene fühlten sich häufig machtlos und den Tätern schutzlos ausgeliefert. Sie erstatteten keine Anzeige, weil sie glaubten, die Drahtzieher könnten nicht ermittelt und belangt werden.

Gerade im Zollernalbkreis, so Maier, gebe es eine Reihe von fingierten Anrufen angeblicher Polizeibeamter bei Senioren: "Sehr viele haben sich auch beim Weißen Ring gemeldet."

Häufig werde auf dem Telefondisplay die Polizei-Notrufnummer 110 angezeigt. Das sei nur ein technischer Trick, so die Weißer-Ring-Mitarbeiterin Dagmar Lorch, und ein Zeichen, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht: "Die deutsche Polizei würde niemals unter dieser Nummer anrufen und nach Geld oder Wertgegenständen fragen", versichert Maier. Er rät: "Bei einem solchen Anruf nicht in ein Gespräch verwickeln lassen, keine persönlichen Daten, Geldbeträge oder Kontonummern preisgeben, auflegen und die Polizei informieren." Hinter solchen betrügerischen Anrufen mit verteilten Rollern, also Polizist, Staatsanwalt oder Notar, ständen oft Call-Center in der Türkei: Das seien geschulte Leute, die auch hartnäckig seien.

Wer einmal solchen Betrügern auf dem Leim gegangen ist und Geld herausgerückt hat, der schämt sich nach den Erfahrungen der Mitarbeiter des Weißen Rings so sehr oder ist so verängstigt, dass er sich völlig zurückzieht. Die Organisation steht bereit, das Gespräch mit den Opfern zu suchen und sie zu begleiten – ob zur Polizei, zum Arzt oder zum Psychotherapeuten. Es erfordere auch lange Gespräche, sagt Mitarbeiter Hermann Muth, um die Betroffenen zu überzeugen, dass nicht sie die Schuldigen sind.

Maier rät älteren Menschen, in Kontakt mit der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle ihr Haus oder ihre Wohnung sicherer zu machen: "Türspion, Sprechanlage und anderes sind wichtig." Es sei wichtig, niemals vertrauensselig Fremden die Tür zu öffnen, wenn diese ein Glas Wasser möchten oder auf die Toilette gehen wollten.