Mit diesem aus der Heilig-Geist-Kirche gestohlenen Holzkreuz hat der unbekannte Täter in der Stadtkirche die Altarkerzen zerschlagen. Foto: Schnurr

Evangelische und katholische Kirchengemeinde beraten über Reaktion auf Vorfälle. Pfarrerin: "Wir geben nicht klein bei."

Balingen - Die böswilligen Zerstörungen der vergangenen Woche sind für die evangelische und die katholische Gemeinde in Balingen Grund zur Sorge – über den materiellen Schaden hinaus.

Beide Balinger Gemeinden haben wegen der Sachbeschädigungen in der Stadt- und Heilig-Geist-Kirche Anzeige erstattet – wie auch der Verein "Unser Käppelle Tieringen/Hausen". Die Polizei hat Ermittlungen eingeleitet und DNS-Proben an den Tatorten genommen.

Die Heilig-Geist-Kirche bleibt wie gewohnt für die Gläubigen geöffnet, die Stadtkirche, wie berichtet, unter der Woche vorerst geschlossen: "Wir brauchen etwas Zeit zur Besinnung", sagt Dekan Beatus Widmann und äußert die Sorge, dass anscheinend nichts mehr heilig sei, nicht einmal ein Gotteshaus.

In dem zentral in der Stadt gelegenen Gebäude hat der Täter unter anderem mit einem in der Heilig-Geist-Kirche gestohlenen Holzkreuz die Altarkerzen zerschlagen und die Steuerelektrik der vor einem Jahr wieder eingeweihten Orgel gezielt mit Wasser beschädigt.

Doch Stadtkirchenpfarrerin Kristina Reichle bleibt kämpferisch: "Wir geben nicht klein bei." Unter der Woche zähle man in der Kirche insgesamt fast soviele Besucher wie im sonntäglichen Gottesdienst: "Denen möchte ich die Türe offen halten."

Bestärkt sieht sie sich darin durch die große Anteilnahme – auch von Menschen, die keinen intensiven Kontakt zur evangelischen Kirchengemeinde haben. Die beiden Balinger Kirchengemeinden wollen intern und auch gemeinsam beraten, wie mit den Vorfällen umgegangen werden soll. Die Sorge ist, dass es zu Nachahmungstaten kommen könnte. In größeren Städten gibt es Aufsichtspersonen, die Zerstörungen und Diebstähle verhindern sollen – ob das in Balingen notwendig wäre, könnte ein Punkt der Beratungen sein.

Den entstandenen Sachschaden muss zumindest die evangelische Gemeinde selbst bezahlen, bis der Täter gefasst und verurteilt wird: Die Versicherung greife nur bei Einbruch, nicht bei Vandalismus in einem offenen Gotteshaus, sagt Kirchenpfleger Jürgen Stingel: "Wir bleiben auf den Kosten erstmal sitzen." Wie hoch diese ausfallen, ist noch nicht klar.

Noch diese Woche kommt Orgelbauer Michael Mauch in die Stadtkirche, um den Zustand der beschädigten Elektrik zu prüfen. Danach wird man vielleicht auch wissen, wann die Orgel wieder in Konzerten gespielt werden kann.

Glück im Unglück hatte die Heilig-Geist-Gemeinde: Deren Empore, auf der die Orgel steht, ist auch während der Öffnungszeiten tagsüber abgesperrt, der Täter kam daher nicht an das Instrument heran.