Landrat Günther-Martin Pauli hat sie überzeugt, das Tübinger Regierungspräsidium noch nicht. Vor Ort demonstriert Annette Maier die Zuverlässigkeit der Chipmarkierung. Foto: Archiv

Annette Maier, Tochter des "Rinderflüsterers", hat sich im Kampf gegen den "§§-Dschungel" hervorgetan.

Balingen/Berlin - Annette Maier, Chefin des Ostdorfer Uria-Hofs, wurde für den "Werner-Bonhoff-Preis wider den §§-Dschungel" nominiert. Der mit 50 000 Euro dotierte Preis wurde in der Vergangenheit schon an ihren Vater, Ernst Hermann Maier, verliehen.

Damit werden unternehmerische Menschen ausgezeichnet, die Bürokratismus nicht einfach hinnehmen und damit Verbesserungen "von unten nach oben" anregen.

Wie mehrfach berichtet, sind die Rinder, die auf dem Ostdorfer Hof leben, mit Mikrochips statt mit den von der EU geforderten Ohrmarken gekennzeichnet. Die Chipkennzeichnung ist bei Pferden bereits vorgeschrieben.

Jahrelang blieb die Chipkennzeichnung der Uria-Rinder unbeanstandet. Dafür hatte Annette Maier eine Ausnahmegenehmigung von Landrat Günther-Martin Pauli erhalten. Die Kreisverwaltung sah den Schutzzweck der Kennzeichnungspflicht auch ohne Ohrmarke erfüllt. Die Ausnahmegenehmigung wurde jedoch nach längerem Hickhack vom Regierungspräsidium Tübingen (RP) einkassiert – mit Hinweis auf entgegenstehendes EU-Recht.

Annette Maier sei Rinderzüchterin und Bio-Landwirtin aus Leidenschaft, heißt es in der Begründung des Kuratoriums der Stiftung. In Ostdorf lebe ihre Herde mit rund 270 Rindern ganzjährig auf der Weide, naturbelassen und im Familienverband. "Frau Maier wehrt sich gegen die Verwendung der Ohrmarken zur Kennzeichnung ihrer Rinder. Sie erkennt die Notwendigkeit einer Kennzeichnung zur Seuchenprävention zwar an, verweist aber darauf, dass der Schutzzweck der Kennzeichnungspflicht auch durch die Kennzeichnung mit Mikrochips erreicht werden könne", so die Stellungnahme des Kuratoriums. Die für die Tiere erheblichen Schmerzen beim Einstanzen sowie das Wundinfektionsrisiko könnten durch das Einsetzen der Mikrochips vermieden werden.

Das Landratsamt habe Annette Maier auf ihrer Seite. Dort sei man der Ansicht, dass das Beharren auf der Verwendung der Ohrmarken in Anbetracht der gesetzlich vorgeschriebenen Verwendungspflicht von Transpondern bei Pferden widersinnig sei. Das RP beharre jedoch darauf, dass das EU-Recht nicht erfüllt sei und habe daher die Ausnahmegenehmigung widerrufen. Der anhaltende Ohrmarkenstreit habe es inzwischen bis in den Bundesrat geschafft, heißt es weiter.

Das von Annette Maier in diesem Fall gezeigte Engagement habe schon ihren Vater, den als "Rinderflüsterer" bekannt gewordenen Ernst Hermann Maier, ausgezeichnet. Jahrzehntelang habe er gekämpft für eine angst- und stressfreie Schlachtung der Rinder direkt auf seinem Hof, ohne qualvolle Tiertransporte. Damit sei er schließlich erfolgreich gewesen.

Annette Maier ist eine von fünf Nominierten für den Werner-Bonhoff-Preis 2014. Die Entscheidung, wer den Preis erhält, fällt im Lauf dieses Monats.

Die Preisverleihung findet im Mai 2014 auf Einladung des Landes Rheinland-Pfalz in dessen Landesvertretung in Berlin statt.

Sie habe vor zwei Wochen erfahren, dass sie für den Preis nominiert werden solle, sagt Annette Maier im Gespräch mit unserer Zeitung. Am 17. März werde sie in Berlin sein: "Das Kuratorium hat mich zu einem Gespräch eingeladen", sagt sie. Dabei gehe es weniger darum, den Fall darzustellen, "denn der ist hinlänglich bekannt". Vielmehr wolle das Kuratorium sie persönlich kennenlernen.

info Die Werner Bonhoff Stiftung vergibt in ihrem Projekt "bureaucratic transparency" seit 2006 jährlich den "Werner-Bonhoff-Preis-wider-den-§§- Dschungel". Die Stiftung ermutigt und befähigt unternehmerische Menschen, mit ihren Erfahrungen einen Beitrag zur notwendigen Kontrolle und Motivation der Verwaltung von außen zu leisten.

Weitere Informationen: www.werner-bonhoff-stif tung.de/maier-vs-regierungs praesidium-tuebingen.html www.werner-bonhoff-stif tung.de/meldung-von-ernst-hermann-maier-balingen. html