Vernissage: Ausstellung "Sternenhell" im Balinger Rathausfoyer zeigt faszinierende Fotos vom nächtlichen Himmel
Till Credner ist Sternengucker aus Leidenschaft. Mit der steckt er an. Im rappelvollen Balinger Rathausfoyer ist am Mittwochabend seine Ausstellung "Sternenhell" eröffnet worden. Mit an Bord: Credners Schüler Antonio Schmusch und Moritz Wolf, die aus den Himmelsbeobachtungen eine Arbeit für "Jugend forscht" gemacht haben.
Balingen. Er will die Begeisterung für die Sterne wecken, sagte Credner, Lehrer am Rosenfelder Progymnasium, im Interview mit Kuratorin Heidrun Bucher-Schlichtenberger. Mit Erfolg: Seine Astro-AG ist bestens besucht.
"Monitoring der diffusen Himmelshelligkeit bei Nacht" heißt die Arbeit von Moritz Wolf (Klasse 11) und Antonio Schmusch (Klasse 12). Was sperrig klingt, ist eine Arbeit für "Jugend forscht", mit der die beiden Nachwuchsastronomen abgeräumt haben. Unter anderem im Sternenpark Münsingen ist eine Kamera installiert, die den Himmel filmt, rund um die Uhr (www.allthesky.com/allsky). Man könnte mehr Sterne sehen – aber die Lichtverschmutzung sorge dafür, dass in Europa nur noch die hellsten Leuchten am Firmament zu sehen seien, so Credner.
Kunstexpertin Heidrun Bucher-Schlichtenberger schlug den Bogen von Van Goghs Gemälde des Nachthimmels, eingefangen vom Fenster des Sanatoriums, hin zu Credners Fotografien. Van Gogh nämlich fasziniere mit diesem einen Bild, das in seinen letzten Lebenstagen entstanden sei, bis heute die Wissenschaft. Er habe die so genannten Turbulenzen und Lichtwirbel perfekt eingefangen. Mathematisch oder physikalisch beschreiben könne das bis dato niemand. Diese Himmelserscheinungen gelten als eines der Millenium-Probleme, für deren Lösung eine satte Million US-Dollar ausgeschrieben sind. "Das wäre doch was für euch", forderte sie die Jungforscher auf.
"Da knallt die Milchstraße extrem kontrastreich aus dem Himmel", erinnert Lehrer Credner sich an eine Reise nach Namibia. Für ihn "ein Wahnsinnserlebnis". In der Wüste gibt es keine Straßenbeleuchtung. Eine ähnliche Atmosphäre will er gemeinsam mit dem Sternenpark-Team auf der Alb schaffen. Noch ist das Projekt in den Startlöchern. Aber schon heute bietet er technische Beratungen ("Man kann auch mit viel weniger Nachtlicht leben") und astronomische Führungen an. Und jeden August, wenn die Perseiden als Sternschnuppen auch hierzulande gut sichtbar sind, ein Meteorcamp.
Einige seiner Aufnahmen sind nun in Balingen zu sehen. Die Fotografien sind ausnahmslos auf der Schwäbischen Alb entstanden. Lange Belichtungszeiten haben den Weg der Sterne über den Nachthimmel eingefangen. Faszinierende Bilder.
Doch: Es ginge besser, sagt Credner, wenn da nicht die Lichtverschmutzung wäre. "Das ist schlecht für Mensch und Natur". Brennt immer irgendwo eine Lampe, wird weniger Melatonin produziert. Schlecht für den Hormonhaushalt. Und er verweist auf Forschungen, die davon ausgehen, dass die Dauerbeleuchtung auch mit dem Insektensterben zu tun haben könnte: "Motten fliegen nun mal ins Licht." Er selbst fliegt in ganz andere Sphären. Als Botschafter des deutschen SOFIA-Instituts ist er bereits von Kalifornien aus mit einem speziell ausgestatteten Forschungsflugzeug in die Stratosphäre eingedrungen. 15 Kilometer über der Erde stört keine Wasserschicht, der Himmel kann mittels Infrarot observiert werden. Wissenschaftler nehmen Lehrer mit an Bord, damit diese anschließend im Klassenzimmer die Leidenschaft für das Weltall wecken können.
Einen prominenten Bewerber um einen Mitflug hat Credner bei der Vernissage, musikalisch umrahmt von Schülern des Rosenfelder Progymnasiums, gewonnen. Oberbürgermeister Helmut Reitemann würde, sagte er, sofort ein Ticket lösen.
Till Credners Fotografien vom nächtlichen Himmel über der Alb sind bis Mai im Rathausfoyer zu sehen.