Edeltraut Freier traut Liebespaare in Balingen. Mehr als 400 Heiratswillige hat sie in 25 Jahren vermählt. Foto: Vinci/Bonn-Meuser

Balinger Standesbeamtin nimmt seit 25 Jahren Eheversprechen ab. Hochzeitspaare sind heute älter als früher.

Balingen - Heiraten? Ja, aber später! Durchschnittlich trauen sich in Balingen 147 Paare im Jahr. Zwei Trends fallen auf: Die Hochzeitspaare werden immer älter und die Hochzeitsgesellschaften immer größer.

"Ja, ich will!" Diesen Satz hat die Standesbeamtin Edeltraut Freier schon oft gehört. Denn seit 25 Jahren vermählt sie in Balingen Liebespaare. "Ich könnte mir keinen anderen Beruf vorstellen", sagt sie. Denn: "Der menschliche Umgang würde mir auf einem anderen Amt fehlen."

400 Trauungen hat die 60-Jährige bis heute geschlossen – und dabei war keine wie die andere. Und im Gegensatz zu dem Irrglauben, dass standesamtliche Eheschließungen trocken und langweilig seien, darf es bei der Balinger Standesbeamtin Edeltraut Freier gerne emotional und fröhlich zugehen: "Eine Eheschließung ist eine Familienfeier, und die darf ruhig lebendig und laut sein."

Nach 25 Jahren: keine Spur von Langeweile

Und obwohl Trauungen zu ihrem täglichen Geschäft gehören, "wird es nie langweilig". Auch nach vielen Jahren in diesem Beruf berühre sie die Zeremonie immer wieder aufs Neue. "Emotionen dürfen eine große Rolle spielen. Denn das gehört bei Hochzeiten einfach dazu", sagt Freier. Vor ihren ersten Eheschließungen sei sie aufgeregter gewesen als die Bräute, erinnert sie sich: "Damals konnte ich Nächte davor nicht schlafen." Mittlerweile habe die Nervosität nachgelassen, aber das Mitfühlen sei geblieben.

Trotz der Routine in ihrem Beruf habe sich mit den Jahren doch Einiges verändert: Noch bis vor 30 Jahren sei es normal gewesen, mit Anfang 20 zu heiraten. Heute seien die Paare um die 30, bis sie den Bund der Ehe schließen.

Außerdem, sagt Freier, hätten sich die Hochzeitsgesellschaften im Lauf der Jahre deutlich vergößert. Früher kamen neben dem Brautpaar nur noch die Trauzeugen ins Standesamt, während heute fast die ganze Hochzeitsgesselschaft zur Trauung erscheint. "Wir hatten schon 90 Gäste da", sagt Freier. Neben dem Rathaus können Hochzeitspaare in Balingen noch an anderen Orten "Ja" sagen: Das Zollernschloss, der Saal im ehemaligen Landratsamt sowie die Stadthalle stehen zur Verfügung. Außerdem die Ortschaftsverwaltungen.

Paare dürfen Ablauf mitbestimmen

Auf Wunsch schmücke das Standesamt auch die Trauräume, erklärt Freier. So werde beispielsweise aus einem eher drögen Sitzungssaal ein schmuckes Trauzimmer. Zudem können Paare den Verlauf der Trauung mitgestalten. So kann der Ringtausch entweder vor oder nach dem Jawort erfolgen, auf Wunsch gibt’s auch Musik. Besondere Beiträge wie Gedichte und Glückwünsche durch Verwandte und Freunde sind ebenfalls kein Problem.

"Trauungen sind ansteckend. Ich komme immer fröhlich aus einer Eheschließung raus", sagt Freier. Ein Zusammentreffen ist ihr besonders im Gedächtnis geblieben: "Ich hatte die Ehre, die erste Verpartnerung in Balingen zu schließen", sagt sie. Im Herbst 2012 "traute" sich das erste homosexuelle Paar in Balingen aufs Standesamt und sagte "Ja".