Freudentag für Waldemar Rehfuss (Mitte): Die Friedensglocke ist in Balingen. Foto: Ungureanu

Balinger im Alter von 84 Jahren gestorben. Friedensglocke bis zuletzt sein "liebstes Kind".

Balingen - Waldemar Rehfuss ist tot. Der engagierte Balinger und begeisterte Heimatforscher ist bereits am 16. August im Alter von 84 Jahren nach einem Herzinfarkt verstorben.

"Er war bis zuletzt vollauf da, hatte noch einiges vor", weiß Heinz Schwab, der Vorsitzende des Balinger Bürgervereins. Für ihn sei Waldemar Rehfuss, Gründungsmitglied des Bürgervereins, ein guter Freund gewesen, sagt Schwab.

Die Bürgermedaille der Stadt Balingen und die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg zeugen für das unermüdliche Engagement von Waldemar Rehfuss für Heimatgeschichte und den Erhalt von Kleindenkmalen und Balinger Kostbarkeiten aus vergangenen Tagen.

"Ich bin nicht der Einfachste", sagte er an seinem 80. Geburtstag rückblickend, "und ich bin auch nicht den einfachsten Weg gegangen." Ein DIN-A4-Blatt hatte er damals beidseitig mit seinen "Moritaten" beschrieben. Es ist eine lange Liste geworden.

Die Figurengruppe von der alten "Rose" gäbe es nicht mehr, wäre er nicht gewesen. Und die Heinzlenbrücke beim "Lang". Die Schellenbergbrücke hatte er zusammen mit vier anderen Balingern gekauft, hergerichtet und aufgestellt, das Hochwasserdenkmal vom Friedhof an den heutigen Platz versetzt.

Und das Gasthaus "Sonne" hatte er zusammen mit dem Bürgerverein vor dem Abbruch gerettet. Die Friedensglocke mit eichenem Joch im Turm der Stadtkirche bezeichnete er jedoch als sein "liebstes Kind": Ohne Waldemar Rehfuss hätte es diese wohl nie gegeben.

120.000 Euro hatten er und seine Mitstreiter für das Projekt gesammelt. "Zuckerhasen haben wir verkauft, Glockentröpfle, Glockenbarren aus Kupfer für 50 Euro pro Stück", erinnerte er sich damals.

Auch Familienforschung hatte Waldemar Rehfuss betrieben: Ein riesiger Stammbaum, den er ausgearbeitet hatte, dokumentiert die Familiengeschichte seit 1530. Handwerker waren dabei, Zeugfabrikanten, Gerber. Der Vater war Kaufmann.

Er selbst hatte das Schneiderhandwerk gelernt. Bei Albert Wagner in Balingen hatte er seine spätere Frau kennengelernt. Ein Sohn und eine Tochter sind aus der Ehe hervorgegangen, jeder von ihnen hat mittlerweile eigene Kinder.

Als seine Frau an Parkinson erkrankte, pflegte er sie 23 Jahre lang bis zu ihrem Tod im Jahr 2009. Später, bis zu seiner Pensionierung, arbeitete Rehfuss beim Landratsamt – bei der Poststelle, dann bei der Zulassungsstelle und zuletzt bei der Kreiskasse. Die Zeit sei so durchgelaufen, sinnierte Waldemar Rehfuss an seinem 80. Geburtstag: "Aber im Kopf ist man jung geblieben."

Die Trauerfeier ist am Freitag, 7. September, in der Balinger Friedhofskirche, anschließend ist Urnenbeisetzung.