Balingen -  Knapp eine Woche nach dem tödlichen Unfall im Balinger Kletterzentrum Vertical stehen die Ermittlungen kurz vor dem Abschluss. Man gehe von einem Unglückfall aus, erklärt der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Hechingen.

Es ist Donnerstag, 28. Februar. Der Zeiger der Uhr rückt auf 10.20 Uhr vor. Das Kletterzentrum ist zu dieser Zeit noch geschlossen. Gerhard Haug, seit einigen Jahren für die Sicherheit in der Kletterhalle verantwortlich, hängt in der Wand. Der 72-Jährige ist mit Wartungsarbeiten beschäftigt, sichert sich selbst. Haug gilt als erfahrener Kletterer, hat eine Ausbildung zum Trainer C Sportklettern Breitensport beim Deutschen Alpenverein (DAV) absolviert.

Doch irgendetwas geht an diesem Morgen schief: Haug stürzt ab. Aus rund 16 Metern Höhe, wie die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ergeben. Lebensgefährlich verletzt wird Gerhard Haug ins Universitätsklinikum nach Tübingen gebracht. Dort stirbt er in der Nacht auf Samstag.

Unglück wird sich wohl nie ganz aufklären lassen

Neun Unfälle passierten bei anderen Aktivitäten, etwa beim Aufwärmen. Unterm Strich sanken die Unfallzahlen im Vergleich zum Vorjahr leicht, die prozentualen Anteile von Boulder- und Kletterunfällen blieben jedoch nahezu unverändert. Alles in allem, bilanziert der DAV, mache die Zahl der Unfälle aber nur einen Bruchteil der Kletterhallenbesuche aus. Dies zeige, dass Klettern an sich eine sichere Sportart sei.

Im Kletterzentrum sitzt der Schock tief. Es sei der erste schwere Unfall in der Halle, heißt es von Seiten der Betreiber. In einer Mitteilung auf der Vertical-Homepage drücken sie den Angehörigen ihr Mitgefühl aus: "Die Betreiber des Kletterzentrums Balingen bedauern den Unfall sehr. Sie sprechen den Angehörigen ihr tiefstes Mitgefühl aus und wünschen ihnen viel Kraft in dieser schweren Zeit."

Info: Unfälle in Kletterhallen

Klettern liegt im Trend. Egal ob das klassische Klettern am Seil oder Bouldern, in den letzten Jahren ist ein regelrechter Run auf die Hallen ausgebrochen. Und auch wenn tödliche Unglücke selten sind, kommt es immer wieder zu - teils schweren - Unfällen. Seit drei Jahren erfassen der DAV (Deutscher Alpenverein) und der Kletterhallenverband Klever Unfälle in künstlichen Kletteranlagen in einer eigenen Statistik. Ziel ist es, den Sport sicherer zu machen.

Für 2017 verzeichnet die Statistik 177 Unfälle. Erfasst werden Vorfälle innerhalb des regulären Hallenbetriebs, die einen Rettungseinsatz nach sich ziehen. Generell gilt: Die meisten Unfälle passieren beim Bouldern - obwohl in den meisten der 250 Mitgliedshallen von DAV und Klever mehr geklettert als gebouldert wird. 2017 waren es 124 Boulderunfälle an der Zahl. Am häufigsten kommt es dabei zu Sportverletzungen wie umgeknickten Sprunggelenken, ausgekugelten Schultern oder gebrochenen Armen.

Beim Bouldern passieren mehr Unfälle

Beim klassischen Klettern mit Seil kam es zu 44 Unfällen. Allerdings sind die Verletzungen hier schwerwiegender, da die Stürze häufig aus Höhen von über zehn Metern erfolgen und die Betroffenen im schlimmsten Fall auf dem Boden aufschlagen. 2017 kam es zu 26 dieser sogenannten Bodenstürzen. Meist sind schwere Rumpfverletzungen die Folge. Als Hauptursache nennt der DAV Fehler beim Sichern oder Ablassen des Kletterpartners, die oft durch kurzzeitiges Abgelenktsein oder Unaufmerksamkeit entstünden.

Neun Unfälle passierten bei anderen Aktivitäten, etwa beim Aufwärmen. Unterm Strich sanken die Unfallzahlen im Vergleich zum Vorjahr leicht, die prozentualen Anteile von Boulder- und Kletterunfällen blieben jedoch nahezu unverändert. Alles in allem, bilanziert der DAV, mache die Zahl der Unfälle aber nur einen Bruchteil der Kletterhallenbesuche aus. Dies zeige, dass Klettern an sich eine sichere Sportart sei.