Die Waldorfschüler positionieren sich in ihrem Theaterstück gegen Rassismus. Foto: Schule Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Zwölftklässer der Waldorfschule bringen "Widerstand"-Stück auf die Bühne

Balingen-Frommern. Kann man den antifaschistischen Widerstand als Komödie inszenieren? Waldorfschüler positionieren sich gegen Rassismus.

"Schlimmer geht immer, wie mein Freund, der Führer zu sagen pflegt": Dieser Satz aus dem Munde des polnischen Schauspielers Josef Tura in der Nazi-Rolle Professor Silewski bringt die tragikomische Grundsituation der Polit-Komödie "Sein oder Nicht-Sein" von Nick Whitby auf den Punkt. Kann ein polnischer Widerstandskämpfer seine Haut retten, indem er sich als Hitler-Vertrauten ausgibt?

Die zwölfte Klasse der Waldorfschule inszenierte unter der Regie von Maria Radetzki die Adaption des gleichnamigen Spielfilms von Ernst Lubitsch aus dem Jahr 1942 mit viel Schwung und Spielfreude. Die Ausgangssituation ist so düster wie dramatisch. Während Warschau zu Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 von deutschen Truppen bombardiert wird, greifen die Nazi-Zensoren auch ins Kulturleben ein. Sie verbieten die antifaschistische Komödie einer polnischen Schauspieltruppe im Polski-Theater unter der Direktorin Dowaszka. Doch die Künstler wehren sich. Obwohl der Schauspieler Josef Tura verkraften muss, dass seine großer Hamlet-Monolog "Sein oder Nichtsein" vom Fliegeroffizier Stanislaw Sobinsky für heimliche Treffen mit Josefs Frau Maria genutzt wird, wird er doch zum Widerstandskämpfer.

Um einen Doppelagenten zu enttarnen und eine Liste über die Köpfe des polnischen Untergrundes zu schützen, schlüpft er in die Rolle des Gestapo-Mitglieds "Gruppenführer Erhardt", mal übernimmt er das Outfit des inzwischen erschossenen polnischen Spions Silewski. Er übersteht das Fegefeuer im Gestapo-Hauptquartier, obwohl schon die Verhörspezialisten ihre Schlachtmesser schärfen. Während sich die Nazi-Chargen mit Knäckebrot fit halten, hält sich der polnisch-jüdische Untergrund im zerstörten Polski-Theater mit Wodka und türkischem Kaffee vom Schwarzmarkt bei Laune.

Schon mit einer Ansage gegen Rassismus vor Stückbeginn distanzierten sich die Waldorfschüler von jedem leichtfertigen Spiel mit Nazi-Symbolen. Dennoch nutzten sie die vitale Situations- und Sprachkomik etwa bei der Gestapo-Gala am Ende, um dem brutalen Siegerjargon die Spitze zu nehmen.

Besonders anrührend in zwei gut besuchten Aufführungen waren die Flugträume zwischen dem polnischen Flieger und der Schauspielerin Maria Tura. Die beweglichen Kulissenelemente, flugs zu einem stattlichen Screen umgebaut, wurden in musikalisch untermalten Filmbildern zu einer Himmelslandschaft, durch die Stanislaws Flieger zuletzt wie eine Arche nach Amerika pflügte und das Ensemble samt einem geretteten jüdischen Jungen in die Freiheit brachte.

"Ein klares Signal gegen den wachsenden Antisemitismus und ein gelungenes pädagogisches Projekt im Sinne der Persönlichkeitsbildung", wie die Klassenbetreuerinnen Susanne Czerwenka und Ingrid Wischnewski in ihren Ansprachen deutlich machten.