Peter Hauk, Minister für den Ländlichen Raum, und Zollernalb-Landrat Günther-Martin Pauli erhoffen sich viel vom Projekt "Erreichbarkeitssicherung im Ländlichen Raum", das im Balinger Zollernalb-Klinikum gestartet worden ist. Foto: Hertle Foto: Schwarzwälder Bote

Digitalisierung: Projekt "Erreichbarkeitssicherung im Ländlichen Raum" in drei Landkreisen gestartet

Ein neues Projekt soll dafür sorgen, dass Daten über die Erreichbarkeit von Einrichtungen auf einen Klick verfügbar sind. Minister Peter Hauk hat in Balingen den Startschuss für das Vorhaben in drei Landkreisen gegeben.

Balingen. Der Zollernalbkreis sowie die Landkreise Sigmaringen und Tuttlingen dienen nach dem Auftakt des Projekts "Erreichbarkeits-Sicherung im Ländlichen Raum" im Kreis Calw in der zweiten Phase nun als erweitertes Testgebiet, bevor ganz Baden-Württemberg einbezogen wird.

Die Universität Stuttgart und die Karlsruher Firma PTV haben ein Software-Werkzeug entwickelt, mit dem Daten über Siedlungsstruktur, Verkehrswege, Betriebe und Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Arztpraxen, Krankenhäuser oder Betriebe gesammelt und in ein einheitliches Format gebracht werden. Landkreise und Kommunen können dann auf diese Daten zugreifen und per Simulation Veränderungen am Computer ausprobieren.

Landräte und Minister Hauk haben hohe Erwartungen

Bei der Auftaktveranstaltung mit Vertretern aller Beteiligten im Zollernalb-Klinikum Balingen betonten Landrat Günther-Martin Pauli, sein Tuttlinger Kollege Stefan Bär und der Sigmaringer Erste Landesbeamte Rolf Vögtle das gemeinsame Interesse, den ländlichen Raum weiter zu entwickeln. Es gebe zwischen den drei Kreisen heute schon grenzübergreifende Kooperationen, etwa in der Planung von Straßen und Radwegen.

Doch für eine umfassende Planung fehlen laut Peter Hauk, Minister für Ländlichen Raum, vielfach noch verlässliche Daten. Ihm ist es wichtig, dass die Regionen abseits der großen Städte nicht abgehängt werden. "Erreichbarkeit" ist für Hauk nicht allein eine Frage der Entfernung, etwa vom Wohnort zur nächsten Arztpraxis, Einkaufsmöglichkeit oder weiterführenden Schule, sondern umfasst auch den Zustand der Straßen und das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs, der gerade auf dem Land noch ausbaufähig sei.

Markus Friedrich, Professor am Institut für Straßen- und Verkehrswesen der Universität Stuttgart, und Volker Wasmuth von der PTV Transport Consult GmbH skizzierten die technischen Grundlagen. In einem Raster von 250 auf 250 Meter werden vorhandene Karten und Daten eingepflegt und miteinander verknüpft. Daraus entsteht nach der Phase des "Jagens und Sammelns", so Wasmuth, ein Simulationswerkzeug.

Mit einem Web-Interface lassen sich verschiedene Szenarien errechnen, was passiert, wenn etwa ein Hausarzt seine Praxis aufgibt, Läden geschlossen oder Neubaugebiete ausgewiesen werden. Daraus könnten Anregungen und Empfehlungen für Raum- und Verkehrspolitik entwickelt werden.

Das jetzt in den drei Landkreisen begonnene Projekt "Erreichbarkeitssicherung im Ländlichen Raum" ist Teil der Digitalisierungsstrategie "digital@bw" des Landes und des Schwerpunktthemas "Die Zukunft von Kommunen und Verwaltung ist digital".

Es wird mit 900 000 Euro vom Land gefördert und soll voraussichtlich Ende 2021 abgeschlossen sein.