Eine schöne Verücktheit: Die Big Band Balingen begeistert beim Jubiläumskonzert des Jazzclubs in der Stadthalle. Fotos: Baumann Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Jubiläumsabend des Balinger Jazzclubs begeistert die Zuhörer mit großer musikalische Bandbreite

Mit einem begeisternden Konzert hat der Balinger Jazzclub nun sein 40-jähriges Bestehen in der Stadthalle gefeiert. Zu hören gab’s – natürlich – Jazz in vielen Facetten.

Balingen. "Wer heutzutage eine Big Band leitet, muss verrückt sein. Es ist eine Herkules-Aufgabe" – das sagte vor wenigen Jahren ein erfahrener und altgedienter Jazzer, der in einer solchen groß geworden war. Dass sich Dirk Benkwitz und die Jugendmusikschule Balingen eine solche Verrücktheit leisten, ist ganz wunderbar, denn seit langem gehört die Big Band Balingen zum Besten, was es in Baden-Württemberg in diesem Genre gibt.

Und diesem Ruf wurde sie in der Stadthalle Balingen mehr als gerecht – zur großen Freude und Begeisterung der zahlreichen Konzertbesuchern, die mit dem Jazz-Club-Balingen sein 40-jähriges Bestehen feierten.

"40 Jahre und kein bisschen leise" – dieses Motto setzte die Big Band musikalisch adäquat um. Mit großer Spielfreude, lässigem Swing und unerschütterlichem Drive spielte sie sich durch ihr abwechslungsreiches Repertoire. Klasse aufeinander abgestimmt erklangen die Bläsersätze von Saxofonen, Trompeten und Posaunen, smart und geschmeidig die Rhythm-Section aus Gitarre, Bass, Schlagzeug und Klavier. Prägnant und brillant die Improvisationen der Solisten. Geschmeidig und enthusiastisch auch Big-Band-Leader Dirk Benkwitz.

Für weitere Glanzlichter sorgten die gesanglichen Gastauftritte von Jane Walters und Jörg Sommer. Walters begeisterte mit einem hitzigen "Fever", einem wunderbar leichten "Get Happy" und einem wunderschönen "Over The Rainbow". Sommer wiederum beeindruckte mit seiner Eigenkomposition "What Would I Do" und Eugen Ciceros humorvolles und selbstironisches "Zieh die Schuh aus".

Oberbürgermeister Helmut Reitemann gratulierte dem Jazz-Club zum Jubiläum und drückte seine Wertschätzung aus: "Der Jazz-Club hat den Jazz nach Balingen gebracht – er ist ein ganz wichtiges Element im kulturellen Leben der Stadt."

Anschließend setzte sich die musikalische Reise durch die verschiedenen Facetten des Jazz mit "Nightline Blue" fort, einer Band, die bereits im vergangenen Jahr im Zollernschloss einen furiosen Abend beschert hatte. Lynette Funk (Gesang), Hans-Peter Ertle (Piano), Wolfgang Heinzelmann (Bass), Albert Hehn (Schlagzeug), Stefan Ocker (Saxofon), Christian Cervetti (Posaune) und Jerzy Cielecki (Trompete und Flügelhorn) haben sich dem Mainstream-Jazz verschrieben, der sich aus den Stilen der vergangenen Dekaden speist – Swing, Cool, Soul-Jazz und Latin. Mit Verve und solistischen Finessen erstrahlten altehrwürdige Standards und Klassiker des Modern Jazz.

Darüber hinaus fügten sich die Eigenkompositionen mit eindrucksvollen Motiven und Melodien nahtlos ins Programm. Besonders beeindruckend war das Charisma von Lynette Funk: Sie singt nicht einfach Songs, sondern sie inszeniert und lebt sie aus, mit "Heart and Soul", Herz und Seele, und einer Stimme, der sich niemand entziehen kann.

Zum krönenden Abschluss gesellte sich der Gospelchor "10 Voices" aus Herrenberg zu "Nightline Blue" auf die Bühne. Gemeinsam interpretierten sie ein famoses "Speak Softly Love" und Oscar Petersons "Hymn To Freedom", das eines der sechs Stücke war, die während der Feierlichkeiten zur Amtseinführung Barack Obamas aufgeführt wurden – ein wunderbarer Song über Mitmenschlichkeit, Solidarität, gegenseitigem Respekt und Freiheit. Und somit ein Song ganz im Geiste des Jazz.