Die Kommunalpolitikerin der Grünen will bei der Kommunalwahl 2014 mehr Frauenlisten in den Gremien.
Balingen - Zehn Prozent Frauen in den Gemeinde- und Ortschaftsräten? Das kann’s nicht sein, meint Susanne Kieckbusch – und rührt in den Städten und Gemeinden im Zollernalbkreis die Werbetrommel für Frauenlisten in den Gremien. Auch im Kreistag.
Den Ausschlag dazu, dass sie sich für Frauen in der Kommunalpolitik stark mache, habe ein Bericht in unserer Zeitung gegeben: Drei männliche Gemeinderäte aus Balingen hatten darin bedauert, dass die dortige Frauenliste bei den Kommunalwahlen nicht mehr antreten wolle. "Anstatt das zu bedauern, packt doch lieber eure Frauen auf die Liste, sagt ihnen, sie sollen sich aufstellen lassen, es ist an der Zeit", sagt sie. Es sei wichtig, dass sich auch "die andere Hälfte der Bevölkerung" an der Kommunalpolitik beteilige. "Die Frauen müssen lernen, einen Schritt nach vorne zu machen, die Männer müssen lernen, sie dazu zu ermutigen."
Dazu brauche man allerdings auch die Männer, die zu ihren Frauen sagen: "Lass dich aufstellen, es ist an der Zeit!", sagt die ehemalige grüne Stadt- und Kreisrätin, die zuletzt auch in den Bundestag nachgerückt war. Sie sieht eine Diskrepanz in der Bereitschaft von Männern und Frauen, sich kommunalpolitisch zu engagieren: "Wenn ich drei Männer frage, ist einer bereit, zu kandidieren. Bei den Frauen ist es nur eine von zehn."
Ursprünglich habe sie bei den Grünen antreten wollen, "aber die wollten einen klaren Schnitt haben", sagt sie. Die Entscheidung sei ihr leicht gefallen: "Nichtparteienlisten, etwa die Frauenliste, sind der niedrigschwelligere Weg in die Politik", sagt sie.
Für Balingen habe sie schon fünf Frauen, für Hechingen drei. Sie werbe bei Konzerten, auf Weihnachtsmärkten, in Gaststätten, will alle Frauen anrufen, die auf Gemeinde- und Ortschaftslisten kandidiert haben, Frauenmannschaften und Chöre ansprechen: "Voices, Hearts & Souls bekommen bei der nächsten Probe Besuch von mir", sagt sie. Das Know-how hat sie unter anderem gesammelt, als sie vor Jahren den landesweiten Dachverband "frauen macht politik" gründete. Und später, als sie kreisweit für die Grünen die Werbetrommel rührte. Auch in den Gemeinderatsfraktionen stecke jede Menge Potenzial: Die Balinger CDU könnte locker mit einer eigenen Frauenliste antreten, ist sie überzeugt: "Die Frauen Union sollte nicht länger Kuchen backen, sondern Kommunalpolitik machen."
Ob sie selbst in Balingen auf die Liste will? "Ich möchte es mir offen halten. Wenn sich genügend Frauen finden, muss ich nicht unbedingt auf die Liste." Sie wünscht sich, dass die Frauenlisten zu Selbstläufern werden, "dass es explodiert". Wo nicht genügend Frauen für einen Ortschafts- oder Gemeinderat zusammenkommen, gebe es immer noch die Kreistagsliste. Denn auch für den Kreistag wünscht sich Kieckbusch eine eigene Frauenliste. Die Unterstützungsunterschriften zusammenzubekommen sei kein Problem. Sie will zuerst bei Gemeinde- und Ortschaftsräten anklopfen, bei Ortsverwaltungen, danach die Listen bei den Bäckern und Metzgern auslegen. Sollten nicht genügend Unterschriften zusammenkommen, sei man mit den Frauenlisten eben auf dem falschen Weg. Sollten aber kreisauf und -ab Listen zustande kommen, will sie die Koordination abgeben: Sie habe einen vollen Lehrauftrag, könne sich nicht um die Kandidatinnen und Listen aus dem ganzen Landkreis kümmern, sagt sie.
Kieckbuschs Ziel: "Man soll die Kommunalpolitik als etwas wahrnehmen, was einen persönlich angeht. Demokratie bedeutet nicht, dass 15 Leute entscheiden, was in Balingen oder in Albstadt geht, sondern, dass möglichst viele mit einbezogen werden." Was kann Frau tun, falls sie sich politisch engagieren will? "Ganz einfach: sich bei mir melden", sagt Kieckbusch und zückt die bunten Kärtchen, die sie derzeit überall verteilt. Auf der einen Seite steht: "Freie Frauenlisten Zollernalb", auf der anderen die Kontaktdaten von Susanne Kieckbusch: Telefon 07433/ 1 63 22, Fax 0321/21 29 85 65, E-Mail info@susanne-kieck busch.de.