Mehrheit gegen Konzept der PMG. Baudezernent Wagner wirbt nachdrücklich für Lebensmittelmarkt.
Balingen - Was soll auf dem Strasser-Areal in Balingen angesiedelt werden? Geht es nach der Mehrheit der Gäste des Infoabends der SPD, dann auf keinen Fall, wie derzeit von der Engstlatter Projektentwicklungsgesellschaft PMG vorgesehen und von der Stadtverwaltung favorisiert, große Verkaufsflächen allein.
Nach dem Diskussionsabend sieht es nun so aus, als ob dieses Konzept vor dem Aus steht. Die Balinger SPD, die sich dazu bisher nicht eindeutig positioniert hat, aber die Stimmen des Diskussionsabends in ihre Entscheidungsfindung erklärtermaßen aufnehmen will, hatte die Gäste des Infoabends gebeten, ihre Meinung abzugeben. Ergebnis: Die klare Mehrheit – 22 Stimmen – lehnt das Konzept der PMG ab; nur sechs Stimmen wurden dafür abgegeben.
Vor allem ältere Generation beteiligt sich am Diskussionsabend
15 Zettel wurden mit diversen Anregungen versehen, was stattdessen auf dem Gelände entstehen könnte: Von Gastronomie über "bezahlbaren Wohnraum", generationenübergreifenden Wohnangeboten bis hin zur Ansiedlung der Stadtbücherei, des Jugendhauses oder der Anlegung einer attraktiven Fläche für diverse Freizeitaktivitäten wurde vieles genannt. Am Diskussionsabend beteiligt waren indes vor allem Vertreter der älteren Generation; nur eine Handvoll Teilnehmer waren 40 Jahre oder jünger.
Der Plan der PMG sieht vor, auf dem innenstadtnahen Gelände, das der Stadt gehört, großflächigen Einzelhandel anzusiedeln; nach Balingen kommen wollen der Textiler H&M und der Drogeriemarkt Müller; auf dem benachbarten Areal jenseits der Straße Im Roßnägele, das sich im Eigentum von Stefan Burghard befindet, soll ein Lebensmitteldiscounter gebaut werden. Zudem will die Balinger Wohnbau auf Teilen des Strasser-Areals sowie in Verlängerung in Richtung Zollernschloss Mehrfamilienhäuser errichten, die ein "Wohnen am Wasser" ermöglichen sollen; dazu sollen entlang des Wasserlaufs mit Blick auf die Gartenschau freizeit-attraktive Eyach-Terrassen angelegt werden.
Baudezernent Wagner wirbt nachdrücklich für Lebensmittelmarkt
Baudezernent Michael Wagner erklärte während des Infoabends, warum sich die Stadtverwaltung insbesondere den Lebensmittelmarkt an genau dieser Stelle sehr gut vorstellen kann: Weil es in Balingen allgemein und in der Innenstadt im besonderen im Vergleich zu anderen Städten einen deutlichen Mangel an Lebensmittelflächen gebe, weil außer dem Strasser-Gelände in der City kein anderer Standort zur Verfügung stehe und es rechtlich auch nicht möglich sei, zusätzliche Flächen etwa im Gewerbegebiet Gehrn für Lebensmittler auszuweisen.
Wagner verwies auf das seiner Meinung nach "große Interesse" der Balinger an H&M und dem Drogeriemarkt Müller sowie einem weiteren Lebensmittler in der City – und darauf, dass die "sensible" Ansiedlung dieser Sortimente den Handel in der Innenstadt deutlich stärken werde. Wagner machte auch klar, dass der Lebensmittelmarkt als sogenannter Frequenzbringer die Voraussetzung dafür sei, dass sich auch H&M sowie Müller ansiedeln. Das Konzept stehe oder falle mit dem Lebensmittelmarkt.
Gegen diese Planungen hatten sich in der Juni-Sitzung des Gemeinderats bereits die FDP, die Grünen und die Freien Wähler ausgesprochen; sie lehnen insbesondere den Lebensmittelmarkt ab. Zusammen verfügen diese drei Fraktionen über 16 Stimmen; der Gemeinderat hat 32 Mitglieder. Falls sich nun auch die SPD-Ratsmitglieder dagegen aussprechen, wäre das PMG-Konzept mausetot.