Foto: Maier

HGV fürchtet negative Folgen für die Innenstadt. Durch geplante Filialen könnten Kunden wegfallen.

Balingen - Durchweg positiv ist die Bilanz des Balinger Handels- und Gewerbevereins (HGV) in der Versammlung ausgefallen. Die Mitglieder blickten auch nach vorn: auf die HGV-Veranstaltungen 2016, die Gartenschau 2023 und die Pläne für das Strasser-Areal – teils mit Besorgnis.

Eine gewisse Angst bereitet den HGV-Mitgliedern die künftige Nutzung des Strasser-Areals. Nach der Vorstellung der Ideen für die Gartenschau 2023 durch Baudezernent Michael Wagner, die auch das besagte Gelände beinhaltete, ergriff Bernd Flohr das Wort.

Dass Kunden das dort geplante Parkhaus anfahren, einkaufen und dann wieder verschwinden, schade dem Balinger Einzelhandel zuerst einmal nicht, sagte Flohr. Erst wenn durch die geplanten Filialen von H&M, des Drogeriemarkts Müller sowie eines Discounters Kunden für den Einzelhandel wegfallen würden, lehne er die Planung ab. Einschätzen könne er die Folgen zwar nicht, jedoch habe er Angst vor möglichen negativen Wirkungen auf die City.

Ähnlich lautete der Tenor aus den Reihen der HGV-Mitglieder. Vor allem der Drogeriemarkt sei für sie mit seinem relativ breiten Sortiment, zu dem auch Spiel-, Haushalts- und Schreibwaren sowie Parfümerieprodukte und Unterhaltungselektronik zählen, ein Dorn im Auge. Als in Ebingen Filialen von Müller und H&M öffneten, hatten Balinger Geschäftsleute, die auch dort eine Filiale führen, die Hoffnung, von der gestiegenen Kundenfrequenz zu profitieren, berichteten einige HGV-Mitglieder. Einhellige Meinung heute: "So kam es leider nicht", im Gegenteil: In Ebingen seien durch die beiden großen Märkte vermehrt Leerstände im Einzelhandel zu verzeichnen.

Eine ähnliche Enttäuschung hätten die Balinger bereits mit dem CityCenter erlebt. Durch den Modepark Röther und Rewe hatten sie sich eine höhere Kundenfrequenz in der Friedrichstraße erhofft, die allerdings weitgehend ausgeblieben sei. Besonders das Bekleidungshaus ließ bei einem HGV-Mitglied Frust aufkommen. Mit seinen "Rabattschlachten" ziehe Röther den Kunden das Geld aus der Tasche, lautete die Aussage. Das Modehaus Ruof habe es besonders hart getroffen, wie Gerhard Schneider berichtete, der das Haus zusammen mit seiner Frau Ulrike Ruof-Schneider leitet. Sie hatten viel Geld in den Umbau gesteckt, und als im selben Jahr Röther im CityCenter eröffnete, sei ihnen im überlappenden Sortiment massiv Umsatz weggebrochen.

Nun wollen sich die HGV-Mitglieder Sicherheit verschaffen. Bei der diesjährigen Fortschreibung der Einzelhandelskonzeption der Stadt wolle der HGV eingebunden werden, betonte Flohr und erhielt Zuspruch aus den Mitgliederreihen. Außerdem wollen sich die Einzelhändler auf das konzentrieren, was die Balinger Innenstadt auch für Kunden aus Stuttgart und Reutlingen attraktiv gemacht hat: kompetente Beratung und den engen Kontakt zu den Kunden.

Vor dieser Diskussion hatten sich die Händler mit Erfreulicherem beschäftigt. Insgesamt zeigt sich der HGV gut aufgestellt. Veranstaltungen, die im vergangenen Jahr gut angekommen sind, sollen dieses Jahr wiederholt und weitergeführt werden, so der Vorsitzende Bernd Flohr. Dazu zählen der verkaufsoffene Sonntag, der Kultursommer sowie die lange Einkaufsnacht. Bei Letzterer will der HGV das Label "Rausverkauf" wegnehmen und dafür ein anderes Markenzeichen setzen, wie beispielsweise über eine dezentrale Modenschau. Der verkaufsoffene Sonntag am 16. Oktober wird mit einer Vernissage enden: Der Laternenhimmel der Jugendkunstschule wird dann eröffnet.

"Nicht so toll lief die HBW-Weihnachtsaktion, die einmalig bleiben wird", sagte Flohr. Jedoch sei der Verein mit Handballern weiterhin in Kontakt. Die "Danke"-Aktion, mit der den Kunden die Bedeutung der Einzelhändler für die Stadt bewusst gemacht werden soll, will der Verein weiterverfolgen. Laut Flohr gibt es zwar wenige, jedoch ausschließlich positive Rückmeldungen von Kunden.

Zu einem Renner hat sich der HGV-Gutschein entwickelt. Peter Blechmann legte dazu Zahlen vor: Wurden im Startjahr 2010 Gutscheine im Wert von 6340 Euro in Umlauf gebracht, stieg die Summe im vergangenen Jahr auf 41 713 Euro an, bis Anfang dieser Woche belief sich der diesjährige Betrag bereits auf 26 934 Euro. Mit den Gutscheinen will der HGV Kaufkraft in Balingen halten.

Beschlossen wurde zudem eine Satzungsänderung – der nächste Geschäftsführer, Nachfolger von Peter Blechmann, wird bestellt, nicht mehr gewählt. Wahlen gab es auch: Vorstand und Ausschuss wurden im Amt bestätigt, und der Haushalt weist eine schwarze Null auf.