Volkstanz-Festival reißt im Jubiläumsjahr aber großes Loch in Finanzen des Vereins.
Balingen-Frommern - Manfred Stingel ist müde, aber glücklich: Der Volkstanzabend in der Stadthalle hat alles bisher Dagewesene getoppt, alle sind rundum zufrieden, sogar die Sonne lacht. Aber die Veranstaltung hat ein Riesenloch in die Kasse gerissen.
Im Jubiläumsjahr sind zehn Gruppen angereist, das sind etwa doppelt so viele wie sonst. Wie immer war die Organisation des Volkstanz-Festivals, der Transport und die Unterbringung der Gäste aus zwölf Nationen ein logistischer Kraftakt, den Manfred Stingel weitgehend allein meistern musste.
Der Chef der Volkstanzgruppe Frommern Schwäbischer Albverein tut es seit 25 Jahren, und er tut es gerne. Zusätzlich zu den 80 Betten im Haus der Volkskunst wurden das Hotel Stadt Balingen und das Hotel Schalksburg in Laufen gebucht. Allein die Unterbringung habe rund 10 000 Euro gekostet, rechnet Stingel vor.
Für Unterhalt und Verpflegung der 180 Gäste muss der Verein aufkommen. Zum Teil auch für die Fahrtkosten, sagt Stingel. Auch die seien nicht ganz ohne: Die Gäste aus Litauen seien in diesem Jahr geflogen, "wir mussten sie in Frankfurt abholen". Sie seien dann im Bus der Sarden mitgefahren, "bei den Kroaten sind die Litauer, bei den Rumänen die Japaner mit eingestiegen". Fazit: Die Chemie zwischen den Gruppen aus zwölf Nationen stimmt.
Zu den Japanern hat er selbst 1974 den Kontakt geknüpft: "Ich hab einen Bruder in Kobe", verrät Manfred Stingel. Damals, beim Festival, habe er mit dem "Joschi" Bruderschaft getrunken. Die beiden "Brüder" haben den Austausch seither Jahr für Jahr aufrechterhalten.
Manfred Stingel ist nicht der Einzige, der gute Kontakte ins Ausland pflegt. Unterstützt wird er von einem Komitee, das sich in jedem Jahr neu gründet. Es besteht aus den Betreuern der einzelnen Gruppen, die laut Stingel eine "unschätzbare Arbeit" leisten, allein schon was das Begleiten und Übersetzen angeht.
"Wenn man uns einen Euro gibt, machen wir daraus drei", umschreibt Stingel den Wert der ehrenamtlichen Tätigkeit und der Eigenleistung. Das Haus der Volkskunst sei zwar als "größter Beherbergungsbetrieb im Zollernalbkreis" ein echtes Wirtschaftsunternehmen mit einer Vollzeit-, zwei Halbtagskräften und zwei Mitarbeitern auf 400-Euro-Basis. Aber ohne die Ehrenamtlichen aus dem Verein, die kochen, spülen, Gäste betreuen oder Jugendgruppen leiten, wäre das alles undenkbar.
Der Leiter des Kulturrats des Schwäbischen Albvereins ist stolz auf seine Volkstänzer und auf das Festival, das im Lauf von 25 Jahren zu einem echten Aushängeschild für Balingen geworden ist. Ein Wermutstropfen bleibt aber: Von der Stadt Balingen gebe es lediglich 2500 Euro "Ausfallbürgschaft", sagt Stingel.
So viel bekomme der Verein für einen einzigen Auftritt im Stadthaus Ulm, wo er heute zu Gast ist. Damit könne man gerade mal eine Busfahrt finanzieren. Da seien der Zollernalbkreis und der Hauptsponsor, die Sparkasse Zollernalb, viel spendabler. Er habe Oberbürgermeister Helmut Reitemann jetzt um ein Gespräch gebeten. "Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, uns in Zukunft mehr zu unterstützen", hofft er.