Der größte Hit der Band Europe: "The Final Countdown2. Nicht nur bei diesem hat Sänger Joey Tempest Unterstützung aus dem Publikum. Foto: Frank Engelhardt

Fans erzählen von Besonderheiten beim Festival – und warum sie immer wieder nach Balingen kommen.

Balingen - Eine als buntes Einhorn verkleidete Frau bahnt sich vor der Balinger Messehalle langsam, aber zielstrebig ihren Weg. Plötzlich steht sie vor einem Mann mit einer überaus ansehnlichen Haarmähne, bei der so manche Frau neidisch werden könnte. Das "Einhorn" beginnt dann eine Unterhaltung mit dem blonden Hünen. Es ist einer der beiden Gitarristen der schwedischen Band Twilight Force. Bombastische Orchester- und Chorklänge im Einklang mit Melodien zum Dahinschmelzen haben sie dem Publikum des Balinger Bang Your Head serviert.

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Nein, in seinem jetzigen Aufzug, ganz ohne sein Bühnenoutfit, möchte er nicht so gerne fotografiert werden, meint der Musiker. Denn so kennen ihn die Fans der schwedischen Power- und Symphonic-Metal-Formation eher nicht. Auf der Bühne sehen die beiden Gitarristen nämlich nach Elfen aus der Kinotrilogie "Herr der Ringe" aus, außer, dass sie ihre Gesichter mit schwarzen Tüchern verhüllen. Denn das Besondere an der Band ist, dass jedes einzelne Mitglied eine selbst erdachte Rollenspielfigur verkörpert. Den Fans gefällt!s – und die energiegeladene Musik bekommt damit einen einzigartigen Anstrich.

Leider hätten sie nicht so viel Zeit hier in Balingen, meint der Gitarrist. Sie seien zwar in einem Hotel in der Nähe untergebracht, aber es gehe nach dem Auftritt zügig weiter – da bleibe keine Zeit für ausgiebiges Feiern. Neben ihm ist mittlerweile ein Fan aus der Schweiz aufgetaucht, mit dem er sich nun angeregt unterhält. Gelebte Fannähe und Stars zum Anfassen eben.

Festival ein jährlicher Pflichttermin

Begegnungen dieser Art sind es, die das Balinger Metal-Festival so beliebt machen. So ist auch für Siggi und Manne aus Reutlingen das Bang Your Head ein jährlicher Pflichttermin. "Das ist für uns wie Urlaub, nur noch etwas besser", erklären sie und lachen. Mittlerweile treffen sie dort Freunde, die sie ansonsten das ganze Jahr nicht sehen. Aus den Begegnungen auf und abseits des Festivalgeländes seien über die Jahre echte Freundschaften entstanden.

"So etwas wie hier in Balingen findet man so auf keinem anderen Festival", meint Siggi und spielt auf den Standort und seine Nähe zur Stadt, die gesamte Infrastruktur, an. Und die beiden Mittvierziger schwelgen in Erinnerungen: "Was wir hier schon erlebt haben, ist einfach der Wahnsinn", erzählt Manne. Einmal hätte sie jemand von der Seite angesprochen, ob sie vielleicht Lust hätten, mit ihm einen Jacky-Cola zu trinken. "Und als wir so aufschauen, haben wir bemerkt, dass wir direkt neben Udo Dirkschneider an dem Getränkestand standen." Also genau der Musiker und Sänger, der Songs und Hymnen geschaffen hat, mit den die beiden Reutlinger aufgewachsen sind: "Der war so unkompliziert, einfach toll."

Der mittlerweile 66-jährige Heavy-Metal-Sänger Udo Dirkschneider hat nachhaltig die deutsche Musiklandschaft mit seinen Bands U.D.O. und Accept geprägt. Letztgenannte wird übrigens mit Sänger Mark Tornillo am Freitagabend etliche Klassiker à la "Princess of the Dawn" servieren. Ebenso unkompliziert sei eine weitere Ikone des deutschen Metals gewesen, erzählen Siggi und Manne: "Doro Pesch ist einfach so im Publikum gestanden, hat sich die Show angeschaut und mit den Besuchern gequatscht", erzählt Siggi.

Die Metal-Queen war übrigens am Donnerstag der Co-Headliner des Abends auf der Hauptbühne, bevor Europe den finalen Countdown des ersten Open-Air-Tages eingeläutet haben.

Am Freitag geht es auf dem Balinger Messegelände munter weiter. Wohl wieder mit vielen tollen Begegnungen.

Mehr zum Bang Your Head in unserem Special.